Sinsheim. (cbe) Dass die Schüler bereits am 18. Dezember zum letzten Mal vor Weihnachten zur Schule gehen, wurde vor Kurzem beschlossen. So sollen die Kontakte vor den Feiertagen möglichst stark reduziert werden. Doch weder Schulleiter noch Eltern sind davon begeistert. Bereits vor einigen Tagen hatte es eine Umfrage unter den Schulen der Stadt gegeben, berichtet die geschäftsführende Schulleiterin Yvonne Endrich. Auf die Frage, ob die Weihnachtsferien früher beginnen sollen, habe sie von zwölf Schulen eine Rückmeldung erhalten. Eine sprach sich dafür aus, elf waren dagegen.
"Wir wollen die Schulen so lange wie möglich offenhalten", erklärte Endrich auf Nachfrage. Es werde unter anderem ein Problem bei der Betreuung der Schüler gesehen. "Wir haben da auch an die Eltern gedacht", sagt sie. Denn die müssen vom 21. bis 23. Dezember häufig noch arbeiten. Gerade bei jüngeren Kindern müssen sich nun einige Eltern Gedanken machen, wer auf diese aufpasst. "Mit Sicherheit werden da einige Probleme haben", vermutet Jill Kappius, Elternvertreterin der Kraichgau-Realschule. "Man erträgt es", sagt sie zu den Entscheidungen, und man mache das Beste daraus. So stehe bereits jetzt fest, dass in den ersten Ferientagen eine Freundin ihrer Tochter bei ihrer Familie sein wird, weil deren Mutter noch arbeiten müsse.
Leuten, die nun kritisch anmerken, dass Eltern sich über mehr Zeit mit ihren Kindern freuen sollen, entgegnet Kappius schlicht: "Was will man denn groß machen? Es hat ja alles zu." Natürlich könne man mit seinen Kindern raus in den Wald gehen oder etwas basteln. Wer solche Freizeitaktivitäten einer Jugendlichen vorschlage, ernte aber oft nur verständnislose Blicke.
Wirkung der Maßnahme ist umstritten
Auch aus pädagogischer Sicht sind viele Schulleiter und Lehrer nicht angetan vom früheren Ferienbeginn. Man plane schließlich den Unterricht, berichtet Endrich, Rektorin der Hoffenheimer Grundschule. Doch im Moment "ist von uns allen größtmögliche Flexibilität gefragt". Die letzten Tage vor Beginn der Weihnachtsferien seien immer schön gewesen: Lehrer hätten mit Schülern gebastelt, Weihnachtslieder gehört oder hätten nun draußen gesungen. Das komme dieses Jahr nun ein wenig kürzer.
Doch hat der verfrühte Ferienbeginn überhaupt den gewünschten Effekt? "In meinen Augen nicht", sagt Dr. Johannes Berentelg auf Nachfrage dazu. "Hotspots sind meist nicht die Schulen", erklärt der Chefarzt für Innere Medizin und Ärztliche Direktor des Sinsheimer Krankenhauses. Bei solchen Entscheidungen müsse abgewogen werden, findet er. Und der Vorteil einer solchen Maßnahme überwiege die Nachteile nicht.
Dass die corona-bedingten Einschränkungen über den November hinaus verlängert werden, damit haben sowohl Schulleiter als auch Eltern gerechnet. "Mich hat das nicht überrascht", sagt Holger Gutwald-Rondot, Rektor der Kraichgau-Realschule, auf Nachfrage. Er hält dies aber auch für sinnvoll. Schließlich sei die Zahl der Infektionen nicht gesunken, auch an der Realschule gebe es immer wieder Fälle. Die Schüler würden sich aber im Regelfall in ihren Familien anstecken, nicht untereinander. Dies habe das konsequente Maskentragen verhindert. Gutwald-Rondot hält es deshalb für sinnvoll und wichtig, dass weiterhin Masken im Unterricht getragen werden.
Auch Berentelg sieht die Verlängerung der Einschränkungen positiv. "Bei der Lockerung an Weihnachten kann man geteilter Meinung sein", findet er. Aber wenn jeder vorsichtig ist, werde das gehen. Sorgen bereitet ihm jedoch der Zeitraum "zwischen den Jahren". Denn dann haben einige Arztpraxen geschlossen, er erwartet, dass noch mehr Corona-Patienten oder Verdachtsfälle ins Krankenhaus kommen. Zudem sei es in dieser Zeit erfahrungsgemäß schwierig, Patienten, die die Klinik verlassen können, in Seniorenwohnheime zu verlegen, da in vielen Bereichen Abläufe verlangsamt seien.