Von Inga Jahn
Sinsheim. Beschmierte Stromkästen sind nichts neues, man findet sie in jeder Stadt. Neu hingegen sind die bemalten Stromkästen in der Kernstadt, die im Rahmen eines städtischen Projekts im Juni von Schülern verschiedener Schulen gestaltet wurden. Organisiert wurde das Projekt von Laura Olbert von der Jugendarbeit Mobil und dem Rektor der Carl-Orff-Schule, Klaus Winkelmann. Nun, kurz nach der Verschönerungsaktion "Kunst am Kasten", ist ein Stromkasten nahe des Wächters beschmiert worden, mutmaßlich von Hoffenheimer Ultra-Fans.
> Was sagen die Organisatoren? "Stromkästen zu beschmieren, die Schüler bemalt haben, ist im Vergleich zu den Schriftzügen, die in der Stadt sonst überall zu finden sind, noch mal eine ganz andere Hausnummer", findet Olbert. Die Sozialarbeiterin ist "enttäuscht und traurig" über den Vandalismus. "Das Verhalten ist respektlos gegenüber den Schülern, die sich richtig viel Mühe gegeben haben." Dieser Meinung schließen sich auch Uta Kissenbeck und Thomas Gißmann des Wilhelmi-Gymnasiums an. Die betreuende Lehrerin und der Schulleiter betonten, dass es für die Schülerinnen ein enormer Zeitaufwand sei, die Schmiererei auszubessern.
Bekanntes Bild: An Verkehrsschildern, Ampeln und vielen anderen Orten in der Stadt finden sich Aufkleber der TSG-Fans. Foto: Inga Jahn
> Was sagen die Schülerinnen? Tessa, Zoé, Lucie, Leyla und Anastasia, die eine Woche in die Gestaltung des Kastens investiert haben, bemerkten den Vandalismus schnell. "Wir waren schockiert, sauer und enttäuscht", erzählte Zoé. "Die Leute waren begeistert von unserem Werk, und dass gerade Hoffenheim-Fans unser Bild zerstört haben, ist ein komisches Gefühl. Immerhin sind wir selbst Fußball-Fans." Ob sie bereit wären für eine Ausbesserung? Die Schülerinnen bejahten sofort. "Dafür werden wir eine schulische Lösung finden", versprach Gißmann. "So einen Verstoß gegen die unausgesprochene ethische Norm, ein öffentliches Werk eines Künstlers nicht zu zerstören, können und wollen wir nicht dulden", fügt Kissenbeck hinzu.
> Was sagen Sinsheimer dazu? Der langjährige Unterstützer von Verschönerungsaktionen des Stadtbildes, Adolf Skrobanek, ist nicht sonderlich überrascht von den Schmierereien: "War ja klar, dass das passiert. Die Menschen, die diese Schmierereien verantworten, machen auch vor dem Besonderen keinen Halt." Auch der Sinsheimer Siegfried Daubenschmidt richtet sich im Rahmen eines Leserbriefes appellierend an die ungebetenen Künstler: "Liebe Fußballfans, niemand hat etwas dagegen, wenn ihr euren Verein unterstützt, wenn ihr für diesen werbt, wenn ihr Anhänger gewinnen wollt. Aber doch nicht so, dass ihr alles im Stadtgebiet verunstaltet, verwüstet und beschmiert." Als Kind habe er in der Schule den Satz gelernt ,Narrenhände verschmieren Tisch und Wände’. "Und eure Führungspersonen sollten in diesem Sinne auf alle ihre Mitglieder einwirken", fügt er hinzu.
> Was sagt die TSG? Schmierereien aller Art, vor allem solche, die sich auf Fans des Fußballvereins zurückführen lassen, werden dort ebenfalls nicht gut geheißen. Man nehme das Thema sehr ernst und sei über den Fanbeauftragten immer in engem Austausch mit Fans, einzelnen Fanklubs und Gruppierungen, erklärt Holger Kliem, Pressesprecher des Vereins, auf RNZ-Nachfrage. "Im Fall dieser Schmierereien sind wir auch mit der Stadt Sinsheim in Kontakt", ergänzt er.
Was gemacht werde, um solchen Schmierereien in Zukunft vorzubeugen? "Schon in den letzten Wochen haben Gespräche zwischen unserer Geschäftsführung und dem Oberbürgermeister Jörg Albrecht stattgefunden", berichtet Kliem. Gespräche mit den Fanbeauftragten seien das Resultat gewesen. Im Rahmen derer sei verdeutlicht worden, dass der Verein ein solches Verhalten nicht begrüße. "Außerdem haben wir zu verstehen gegeben, dass die ,Täter’ bei erwischen zur Rechenschaft gezogen werden." In der Hoffnung, dass die Zahl der Fälle von derartigem Vandalismus zukünftig sinkt, stünde man weiterhin in engem Kontakt mit der Stadt.
> Lassen sich die Schmierereien verhindern? Oberbürgermeister Jörg Albrecht und Werner Schleifer, Leiter des Ordnungsamtes, sind alarmiert. "Meine Mitarbeiter sind sensibilisiert worden", berichtet Schleifer. Der Versuch, die Täter zu ertappen, sei aber eher aussichtslos. Albrecht äußert sich verärgert: "Wir gucken uns das jetzt schon lange an. Wer so etwas macht, hat wirklich verloren bei mir, das verstehe ich einfach nicht." Auch, weil es sich nun um mühevoll gestaltete Stromkästen handle, könne die Stadt nicht weiter stillhalten.
"Wir arbeiten Hand in Hand mit den Verantwortlichen der TSG Hoffenheim, allerdings habe ich kaum etwas über die Reaktion der Fans gehört", kritisiert der OB. Eine Einschätzung im Hinblick auf die Auswirkungen der Gespräche und Maßnahmen könne man somit nur schwer abgeben. "Mein Wunsch wäre, dass dieser ständige Vandalismus endlich ein Ende findet." Falls nicht, müssten die Täter mit Konsequenzen wie Bußgeldern und Anzeigen rechnen.