Die Stammgäste vor der „Linde“ wurden von den Mitarbeitern des Gasthauses liebevoll integriert: Häufig erhielten die zwei älteren Männer einen Tisch mit „Reserviert“-Schildchen und ein Glas Bier. Foto: Stadt Sinsheim
Von Christian Beck
Sinsheim. Das Ergebnis ist eindeutig: Die zwei älteren Männer, die vor dem Restaurant "Linde" auf der Bank sitzen, haben die meisten Stimmen bekommen. 268 Personen beteiligten sich bei der Umfrage zu den "Alltagsmenschen" genannten Skulpturen. 155 stimmten für die Opas. Mit jeweils 126 Stimmen landeten die Polonaise vor der Dr.-Sieber-Halle und die Tänzer auf der Wiese in der Allee beide auf dem 2. Platz. Vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse muss nun der Gemeinderat entscheiden, welche Figuren gekauft werden. Dabei spielt auch das Thema Geld eine Rolle.
Ganz wichtig ist Pressesprecherin Melanie Wricke dabei: "Die Stadt gibt nichts dazu." Für die "Alltagsmenschen" werde kein Geld ausgegeben, das an anderer Stelle fehlt, beispielsweise, um eine Schule zu sanieren. Die Mittel fließen aus dem Landeszuschuss für die Heimattage. 200.000 Euro hat Sinsheim erhalten. Ein Teil davon wurde bereits fürs Marketing für die Heimattage ausgegeben, ein anderer für Veranstaltungen, die zu Beginn der Heimattage stattgefunden haben. Und ein weiterer Teilbetrag werde für jene Veranstaltungen verwendet, die im kommenden Jahr nachgeholt werden, beispielsweise die geplante große Feier zum Stadtjubiläum und das Mundartfestival, erklärt Ines Kern, Leiterin der Geschäftsstelle Heimattage.
Wie viel also für die "Alltagsmenschen" bleibt, ist momentan noch nicht abzusehen, erklärt Oberbürgermeister Jörg Albrecht auf Nachfrage. Voraussichtlich im Dezember wisse man mehr. Dann soll das Thema im Gemeinderat besprochen werden. Bis dahin sind vielleicht noch weitere Spenden eingegangen. Einige Sinsheimer haben bereits Geld für die Skulpturen überwiesen, Wricke berichtet von einem dreistelligen Betrag. Und Unternehmen hätten Spenden in Höhe eines vierstelligen Betrags angekündigt. Eine Skulptur kostet laut Albrecht zwischen 3000 und 5000 Euro.
Abseits des Geldes geht es aber auch um Standorte. Denn nicht jede Skulptur, die in Sinsheim bleibt, kann automatisch an dem Ort stehen bleiben, an dem sie momentan aufgestellt ist. So zum Beispiel die Polonaise vor der Dr.-Sieber-Halle. "Sie ist optimal dort, wo sie ist", findet Wricke. Doch der Platz soll in Zukunft frei bleiben. So sei man bei Festen und Veranstaltungen flexibler und könne dort auch einmal einen Stand oder einen Bierwagen hinstellen, erklärt der OB. Wenn die Polonaise in Sinsheim bliebe, müsste sie also an einen anderen Ort. Und sie wäre im Vergleich zu anderen Figuren(gruppen) wohl auch recht teuer. Vor diesem Hintergrund ist es wohl wahrscheinlich, dass die Wahl auf andere Figuren fällt. Wie viele es werden sollen, ist auch noch nicht klar.
Dass die beiden Opas wohl in Sinsheim bleiben, ist aber recht deutlich rauszuhören: "Die behalten wir auf jeden Fall", sagte Albrecht gegenüber der RNZ. Diese Nachricht freut "Linde"-Wirtin Gudrun Wurzer sehr: "Die passen wirklich hier hin", findet sie. Wozu auch die Mitarbeiter des Gasthauses ein gutes Stück beigetragen haben: Häufig stand ein Tisch mit Blumen und zwei halbvollen Biergläsern vor den zwei "Stammgästen". Gut gefallen Albrecht auch die "Duscher", die momentan noch am Elsenz-ufer stehen: "Die könnte ich mir gut für den Freibad-Vorplatz vorstellen." Bei der Umfrage landeten sie auf dem 5. Platz. Dass eine weitere Figur bleibt, ist schon seit der Vernissage im Juli klar: "Claudia", die Frau auf der Bank vor der Volksbank, wird von ebendieser gekauft und soll auch genau dort bleiben. Das Kreditinstitut hat die Ausstellung mit einem großen Geldbetrag unterstützt.
Die Ausstellung endet am Sonntag, 25. Oktober. Einen Tag später werden alle Skulpturen abgebaut. Jene, die in Sinsheim bleiben sollen, werden von der Künstlerin Christel Lechner und ihrem Team noch einmal auf Vordermann gebracht. Sie kehren laut OB voraussichtlich im April oder Mai des kommenden Jahres zurück.