Sinsheim. (cbe) Rund 2200 Hunde gibt es in der ganzen Stadt, Tendenz steigend. Laut Kämmerer Ulrich Landwehr sind im vergangenen Jahr 50 hinzugekommen. 217.000 Euro Hundesteuer nimmt die Stadt dadurch pro Jahr ein, künftig werden es rund 28.000 Euro mehr sein. Denn der Gemeinderat entschied am Dienstagabend einstimmig, die Hundesteuer zu erhöhen. Wer ein Tier hat, zahlt ab kommendem Jahr 108 Euro pro Jahr, bisher waren es 96 Euro.
Die Hundesteuer wird als Lenkungssteuer bezeichnet. Unter anderem, weil Halter, die mehr als einen Vierbeiner haben, mehr bezahlen müssen: Jeder weitere Hund kostete bisher 192, künftig 216 Euro. Viele Hunde zu halten, die für viel Lärm und zahlreiche Hinterlassenschaften sorgen können, soll so unattraktiv werden. Hundezüchter zahlen künftig den Pauschalbetrag von 240 Euro.
Teuer wird es für Halter von gefährlichen Hunden. Darunter fallen Tiere, die im Volksmund als "Kampfhunde" bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um die Rassen "American Staffordshire", "Bullterrier" und "Pitbull", die einen Wesenstest nicht abgelegt oder nicht bestanden haben. Dieser Test wird vom Veterinäramt des Kreises angeboten. Des Weiteren können auch Hunde anderer Rassen darunter fallen, wenn sie Menschen gebissen haben. Für solch einen Hund bezahlen Halter künftig 720 Euro. Wer mehr als einen gefährlichen Hund hält, zahlt ab Januar 1440 Euro. Laut Landwehr gibt es in Sinsheim einige Hunde der erwähnten drei Rassen. Der größte Teil habe aber den Wesenstest bestanden. Lediglich sieben Hunde gelten als gefährlich.
Keine Hundesteuer zahlen muss jemand, der einen Blindenhund hat. Ebenfalls befreit hat der Gemeinderat nun Jagdhunde, da sie eine wichtige Funktion erfüllten, wenn sie Tiere suchen, die angefahren wurden und geflüchtet sind. Wer sich einen Hund aus dem Sinsheimer Tierheim holt, muss ein Jahr lang ebenfalls keine Hundesteuer zahlen. Mehrere Gemeinderäte verschiedener Fraktionen bezeichneten die Erhöhung als moderat. Anja Wirtherle von den Grünen merkte an, dass Ältere häufig einen Hund hielten, um nicht ganz alleine zu leben. Oft handele es sich dabei aber um Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Sie bemängelte vor diesem Hintergrund, dass es bei der Hundesteuer keine Ermäßigung gibt.
Als "hochemotionale Sache" bezeichnete Alexander Hertel (Aktiv für Sinsheim) das Thema. Dies wurde deutlich, als Timo Dippel (SPD) fragte, wie viele Hunde nicht angemeldet sind. "Die Nachbarkontrolle funktioniert sehr gut", antwortete Landwehr darauf. Auf RNZ-Nachfrage berichtete er weiter von vielen E-Mails, in denen sich Hundehalter bei der Stadt über andere Hundehalter beschweren. Meist gehe es dabei um die Hinterlassenschaften der Vierbeiner. Die Verschmutzungen hätten "kontinuierlich zugenommen", berichtet Landwehr. Die Einnahmen aus der Hundesteuer entsprächen in etwa dem Betrag, der benötigt wird, um Hundekot zu beseitigen. Es werde immer wieder gefordert, Spender für Hundekotbeutel aufzustellen. "Doch das bringt keinen Mehrwert", sagt Landwehr deutlich. Vorbildliche Hundehalter hätten ohnehin eine Tüte dabei. Und der Rest ignoriere die Spender.