Friedhelm Kuhn ist passionierter Wanderer und Dauerabonnent des Wanderpokals als Wanderkönig der Kraichgauwanderer Grombach. Kürzlich führte es ihn wieder ins Müllerthal im Osten Luxemburgs (Bild oben) - eine seiner Lieblingsrouten. Fotos: Falk-Stéphane Dezort/privat
Von Falk-Stéphane Dezort
Siegelsbach. Für Friedhelm Kuhn ist das Wandern kein Hobby - es ist Passion. Wann immer es geht, schnürt der Siegelsbacher seine Wanderschuhe und bahnt sich seine Wege über Stock und Stein, zwischen Büschen hindurch oder an steilen Klippen und Felswänden entlang. Das Feuer wurde bei ihm Anfang der 1980er-Jahre entfacht. Damals sei er regelmäßig mit seiner Familie unterwegs gewesen. Über die Jahre hinweg - zwischen 35 und 40 Jahren wandert Kuhn nun schon - habe man viele Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen.
So beispielsweise mit den Kraichgauwanderern aus Grombach. Seit 2007 ist Kuhn, der am Dienstag 59 Jahre alt wurde, Schriftführer des Vereins. "Hier ziehen alle an einem Strang. Die Kameradschaft steht an erster Stelle", sagt Kuhn. Als "vorbildlich und engagiert" lobt er den Vereinsvorsitzenden Rolf Morasch, der viel Arbeit in die Planung der Ausflüge und Wanderfahrten investiere. "Die Ausflüge sind immer top organisiert." Auch das sei ein Grund, warum sich Kuhn damals für einen Wechsel zu den Kraichgauwanderern entschieden habe. Zuvor war er nämlich Mitglied im Siegelsbacher Wanderverein, doch als dieser seine Aktivitäten immer weiter zurückgefahren hatte, suchte er eine neue Wanderheimat.
Dass Wandern für Friedhelm Kuhn das Leben bedeutet, zeigen auch die vielen Urkunden und Pokale, die er bei dem Gespräch für diesen Artikel voller Stolz präsentierte. Zwischen 2008 und 2018 wurde der Siegelsbacher satte acht Mal zum Wanderkönig der Kraichgauwanderer gekürt - das heißt, er absolvierte in einem Kalenderjahr von allen Vereinsmitgliedern die meisten Wanderungen. Seit 2014 war er jedes Jahr unangefochtener Spitzenreiter. 2018 nahm er an 239 Wanderungen teil und legte rund 3500 Kilometer zurück. "So viel wie kein Kraichgauwanderer zuvor in einem Jahr", betont Kuhn. Sollte er auch 2019 wieder Wanderkönig werden, und danach sieht es im Moment stark aus, darf er auch den dritten Wanderpokal sein Eigen nennen.
Nahezu jedes Wochenende und jeden Urlaubstag ist Friedhelm Kuhn auf Achse: ob in Frankreich, Luxemburg oder Deutschland. Nachdem er seine Lebensgefährtin Laila Sommer vor eineinhalb Jahren bei einem Wandermarathon kennengelernt hat, ist "die Begeisterung noch mal ordentlich angezogen". Drei bis vier Wanderungen unternimmt das Paar pro Wochenende. Samstags nehmen sie meist an einem Marathon teil. Auf dem Weg dorthin und zurück in die Heimat suchen sie sich ein bis zwei permanente Wanderwege des Deutschen Volkssportverbandes aus und erwandern diese auch noch.
"Wir sind auch schon zwei Marathons an zwei Tagen hintereinander gelaufen", sagt Sommer. "Wenn man es nicht so planen würde, würde die Vielzahl der Wanderungen nicht klappen", erklärt Kuhn. 2019 habe er bisher an über 20 Wandermarathons über jeweils 42 Kilometer teilgenommen. "Jetzt schon mehr als in ganz 2018", verrät er. Hinzu kommen drei 50-Kilometer-Strecken. "Wir laufen gezielt Marathon."
Insgesamt hat der Siegelsbacher bisher rund 36.000 Kilometer zurückgelegt. Viel bis zur theoretischen Erdumrundung mit 40.000 Kilometern fehlt ihm nicht mehr. "Wahrscheinlich passiert’s bei einem Marathon." Gedanken über sein Jubiläum, also auf welcher Route die Marke geknackt werden soll, habe er sich noch nicht gemacht. Besonders gefallen habe es ihm im Müllerthal im Osten Luxemburgs. "Dort ist es wunderschön", schwärmt Kuhn.
Aber auch in Deutschland gibt es haufenweise idyllische und bildgewaltige Routen. Aktuell nimmt er an einer geführten Wanderung über den fränkischen Gebirgsweg teil. Innerhalb von vier Jahren werden in elf Etappen 428 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Etappe fünf stand am letzten Wochenende auf dem Programm und führte von Pullenreuth in der Oberpfalz über den Tröstauer Forst zum Fichtelsee.
Die vielen Ausflüge an der frischen Luft haben Friedhelm Kuhn all die Jahre fit gehalten. Viel fehlt dem Audi-Mitarbeiter nicht mehr bis zur Rente. Und dann geht’s erst richtig los.