Wegen eines zu hohen Angebots und keiner Alternative für die Rückbauarbeiten an der Sporthalle in Siegelsbach, verzögert sich der Baustart um voraussichtlich sechs Wochen. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Siegelsbach. Dass Angebote von Baufirmen für Gewerke bei Bauvorhaben von Kommunen regelmäßig über der Kostenschätzung der jeweiligen Gemeinde liegen, ist in den letzten Monaten aufgrund der anhaltenden Baukonjunktur Alltag geworden. Dass ein Angebot allerdings 45 Prozent über dem bepreisten Leistungsverzeichnis liegt, ist untragbar. Diese Meinung vertrat der Siegelsbacher Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag.
Für das "Los 3: Rückbauarbeiten" für den anstehenden Neubau der Sporthalle hatte die Kommune bei der Submission nur ein Angebot erhalten - "ein unwirtschaftliches" wie Bürgermeister Tobias Haucap betonte. Genaue Zahlen wollte der Rathauschef allerdings nicht nennen. Gemeinderat Gunter Koos wollte wissen, wie es sein kann, dass das Angebot ein Eineinhalbfaches über der Planung liegt: "Ist der Rückbau so schwierig oder braucht man spezielles Gerät dazu? Gibt es zu wenige Firmen?" In den Sommerferien, in der die Ausschreibung lief, seien auch viele Baufirmen im Urlaub und hätten nicht die Kapazitäten, um Angebote abzugeben beziehungsweise hätten es aufgrund voller Auftragsbücher auch nicht zwingend nötig, erklärte Axel Neuhäuser vom Architekturbüro Neuhäuser. "Es war uns bewusst, dass wir in eine schwierige Zeit fallen", sagte Haucap.
Bürgermeister, Gemeinderäte und Architekten sprachen sich dafür aus, das Angebot nicht anzunehmen und das Los aufzuheben. "Bei einem Plus von 19 Prozent ist man laut Gesetzgeber berechtigt, das Los aufzulösen", erklärte Erhard Caspari vom Architekturbüro.
Nun sollen die Arbeiten nochmals beschränkt ausgeschrieben werden. Das heißt, die Architekten können aktiv auf mögliche Bieter zugehen. Interessenten haben in der Folge bis zum 21. Oktober Zeit, ihre Angebote abzugeben. In der Gemeinderatssitzung am 12. November sollen dann die Rückbauarbeiten vergeben werden. "Wir liegen nun in einer besseren Zeit", ist sich Bürgermeister Haucap sicher. Er hoffe, dass es nun Angebote gebe, die eher "zu unserem Leistungsverzeichnis passen".
Da der Rückbau der bestehenden Halle allerdings den ersten Bauabschnitt bildet, rückt auch der Baubeginn, der für die kommende Woche vorgesehen war, um sechs Wochen nach hinten. Angedachter Baustart ist nun am 14. November. "Wir hatten Kontakt mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, und sie haben unser Vorgehen bestätigt", konnte Haucap die Anwesenden beruhigen. Die Mittel - 291.000 Euro aus der Sportstättenförderung -, die mit Baustart bis Monatsende hätten abgerufen werden müssen, seien gesichert. "Sie gewähren uns einen Aufschub."
Allerdings werde man in den nächsten Wochen auch nicht untätig sein. So werden Mitarbeiter des Bauhofs einige Abbrucharbeiten schon in Eigenleistung erledigen. "Mit dem Entkernen können wir schon anfangen", sagte der Rathauschef.
Während man mit den Rückbauarbeiten noch warten muss, konnten die Verantwortlichen in Siegelsbach aber zumindest die Roh- und Erdbauarbeiten vergeben, wenngleich auch mit deutlichem Plus. Für die Rohbauarbeiten gingen drei Angebote ein, das wirtschaftlichste kam hierbei mit rund 459.000 Euro (plus 14 Prozent) von der Firma Fritz Huber aus Sinsheim. Mit den Erdarbeiten wurde hingegen Niemann & Hesselschwerdt aus Bad Rappenau beauftragt. Das Angebot in Höhe von 16.400 Euro, das knapp 25 Prozent über den Planansatz lag, bekam den Zuschlag. Als letztes wurden noch die zwei Gewerke "Nieder- und Mittelspannungsanlagen" sowie Blitzschutzanlage" zusammen als ein Los vergeben. Für rund 226.000 Euro wurde die Firma Elektro Braun aus Bad Rappenau mit den Arbeiten beauftragt.