Reichartshausen

Sie hat ein Herz für Aggressions-Hunde

Im Friseursalon ist der Hund Hahn im Korb: Diana Reinmuth liebt ihren Staffordshire Bullterrier. Für seinen Vorgänger brauchte sie eine Wesensprüfung.

06.09.2021 UPDATE: 07.09.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Diana Reinmuth und ihr Hund Buddy verbringen gerne Zeit im Garten. Der Staffordshire Bullterrier ist gutmütig und völlig entspannt, sagt sein Frauchen. Die Reichartshausenerin hat ihren vierbeinigen Freund von einem Züchter. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Reichartshausen. Buddy ist schwarz, stellt wenig Ansprüche und ist ziemlich tiefenentspannt. Das mag sein Frauchen so sehr an ihm. Diana Reinmuth hat ein Herz für sogenannte Aggressionshunde. Früher hatte sie einen American Staffordshire Terrier: Jacky. Dann also kam Buddy, der Staffordshire Bullterrier, ein englischen Zuchthund, der anders als sein Vorgänger Jacky, nicht auf der Liste der Aggressionshunde steht. Dort sind Rassen gelistet, bei denen aggressive Verhaltensauffälligkeiten gehäuft festgestellt wurden. Angeführt wird die Liste der Aggressionshunde vom American Stafford, Bullterrier und Pitbull-Terrier. Der Hund ist nun Hahn im Korb im Friseursalon, den sein Frauchen in Reicharthausen betreibt.

"Mir gefällt diese Rasse am besten", bekennt Reinmuth, deren Buddy keine Wesensprüfung ablegen musste. Bei dieser stellt in der Regel ein amtlicher Tierarzt fest, ob der Hund für den Menschen gefährlich werden könnte. Mit Jacky hingegen, der zu den Aggressionshunden gehörte, hat die inzwischen 58-Jährige eine Wesensprüfung ablegen müssen. Eine Kampfhunde-Steuer, die in Reichartshausen bei 600 Euro liegt, muss Reinmuth für Buddy ebenfalls nicht bezahlen, weil er nicht zu den Listenhunden zählt.

Dass sie sich für Hunde dieser umstrittenen Rassen begeistert, ist wohl dem Zufall geschuldet. Als sie sich vor vielen Jahren mit dem Gedanken trug, einen Vierbeiner anzuschaffen, entdeckte sie Jacky auf einer Facebook-Seite und dachte sich aufgrund seiner Geschichte: "Der arme Hund." Erfahrung im Umgang mit Aggressionshunden hatte Reinmuth damals noch nicht. Die beiden aber wurden schnell ein unzertrennliches Team. Ihrem Jacky hatte sie damals versprochen: "Wenn du nicht mehr kannst, lasse ich dich einschläfern, aber ich werde noch einmal einen Hund retten." Als es dann soweit war, begab sie sich auf die Suche nach einem "Nachfolger" und klapperte Tierheime bis in den Wiesbadener Raum ab. Seither weiß sie: "Diese Hunde will niemand haben." Oft werden sie im Tierheim alt und grau.

Da sie trotzdem nicht fündig wurde, wendete sich die Reichartshausenerin schließlich an einen anerkannten Züchter aus Darmstadt. Dort zahlte sie vor drei Jahren 1800 Euro für Buddy. "Aber ich vermute, dass diese Hunde heute noch teurer sind." Durch die große Nachfrage in der Corona-Pandemie haben auch die Preise für Rassehunde angezogen. "Für einen Labrador muss man inzwischen bis zu 3000 Euro bezahlen", weiß Reinmuth. Mit Hunden dieser Rasse kann sie sich jedoch nicht so schnell anfreunden. "Ein Labrador ist ein Wasserhund, man muss mit ihm schwimmen gehen und auch sonst hat er viel höhere Ansprüche als ein Staffordshire Bullterrier."

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Zudem sei auffällig: "In der Beißliste rangiert er vor dem Pitbull Terrier." Nach der Statistik über Hundebissvorfälle haben Golden Retriever und Labrador Retriever mehr Menschen verletzt als der Bull Terrier und der Pitt Bull Terrier. "Wenn in der Familie gebissen wird, dann wird das außerdem meistens nicht angezeigt", sagt die Friseurin. Zudem ist sie der Ansicht, dass der Fehler meist beim Menschen liege, wenn ein Kampfhund einen Menschen angefallen hat. Beispielsweise, wenn Herrchen mit gleich zwei solcher Hunde Gassi geht: "Wenn man Listenhunde hält, darf man nur mit einem einzigen Gassi gehen." Zudem müssen Herrchen oder Frauchen, wenn sie ihren als Aggressionshund eingestuften Vierbeiner ausführen, volljährig sein.

Die Friseurin berichtet außerdem, dass ihr Hund sich auch Kindern gegenüber gutmütig verhalte. Schon als Welpe sei er im Friseursalon heimisch gewesen, den Kunden sei er bestens vertraut. Die Wesensart dieser Hunde sei von Zutraulichkeit und auffallender Gelassenheit geprägt: "Er rennt nicht aufgeregt herum wie andere Hunde, er macht nichts kaputt, er schläft so lange, wie ich das will und er stellt wenig Ansprüche." Im Gegenzug verlange er jedoch nach besonders viel Zuneigung. Die bekommt er auch. Reinmuth versichert: "Wir sind ja fast immer zusammen. Nur, wenn ich einkaufen gehe, ist er mal eine Stunde lang alleine zu Hause."

Obwohl es dem Staffordshire Bullterrier bei seinem Frauchen gut geht, hat der Hund doch sein Päckchen zu tragen. Denn vergangenes Jahr hatte ein schlimmes Erlebnis. Buddy wurde von einem spanischen Straßenhund gebissen.

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