Bestattungen unter Bäumen sind beliebt – mit ein Grund, warum die Belegzeit in Reichartshausen angepasst wurde. Archivfoto: C.Barth
Von Christiane Barth
Reichartshausen. Erfordert eine schnelllebige Zeit auch kürzere Ruhezeiten für die Toten? Dieser Eindruck drängt sich auf. Bei genauerem Hinsehen ist der Grund, warum die Urnen im Naturfriedhof künftig nicht mehr 30 Jahre, sondern 25 Jahre ihren Erinnerungsplatz behalten, jedoch in den begrenzten Platzkapazitäten und dem drohenden Gefälle bei den Einnahmen zu suchen. Zwar sind noch rund 2400 Urnenbestattungen auf dem Gelände am nördlichen Ortsrand Reichartshausens möglich, zumal das Areal im Jahr 2019 großzügig erweitert wurde. Doch die Nachfrage nach Bestattungsplätzen ist ungebrochen, und die Gemeinde möchte nun sicherstellen, das Angebot auch langfristig aufrecht erhalten zu können.
Eingeweiht wurde der Naturfriedhof "Ruhehain unter den Eichen" vor zwölf Jahren, die Nutzungsrechte für die Urnen-Bestattungsplätze waren damals noch auf 40 Jahre angelegt, wurden in der Zwischenzeit jedoch bereits auf 30 Jahre verkürzt. Bei seiner jüngsten Sitzung reduzierte der Gemeinderat erneut: 25 Jahre werden nun für ein Urnengrab bereitgehalten – eine Zeitspanne, wie sie im Friedhof in der Wannestraße für Urnengräber ebenfalls gilt.
Das Ruhehain-Areal ist inzwischen deutlich größer geworden. Die zweite Erweiterung wurde im November 2019 eingeweiht, die Lohn- und Unterhaltungskosten seien gestiegen, argumentierte Bürgermeister Gunter Jungmann und führte als Beispiel die Verkehrssicherungsmaßnahmen an den Bäumen sowie die deutlich größere Fläche an, die nun gepflegt werden müsse. Die Gemeinderäte hätten in ihrer Klausurtagung darüber hinaus Befürchtungen geäußert, die finanzielle Situation des Naturfriedhof, der sich auf den Gemeindehaushalt seit Jahren lukrativ auswirkt, könne sich in "mittelfristiger Zukunft" umkehren. Denn wenn immer weniger Bestattungsplätze übrig bleiben, also immer weniger "Benutzungsentgelte" generiert werden können, dagegen jedoch die steigenden Lohn- und Unterhaltungskosten immer mehr ins Gewicht fallen, könnte sich das Blatt möglicherweise wenden. Dem will die Gemeinde nun mit den reduzierten Ruhezeiten entgegenwirken.
Zudem hob der Gemeinderat die "Benutzungsentgelte" an. Letztmalig ist dies 2013 geschehen. Die Gebührenanpassung liegt bei zehn bis zwölf Prozent. "Nach dem neuen Haushaltsrecht ist es möglich, Rücklagen zu bilden", erklärt der Bürgermeister und ergänzt: "Damit wir für die Zukunft gerüstet sind." Für die Belegrechtserteilung müssen künftig 150 Euro entrichtet werden. Für einen Urnenbestattungsplatz im Bereich eines Baumstumpfes berechnet die Gemeinde ab sofort 500 Euro. Im Bereich eines Jungbaumes sind 670 Euro fällig, in der Nähe eines Findlings 720 Euro und die Bestattung unter der Obhut eines monumentalen Baumes kostet 900 Euro.