Mit der sogenannten Kluppe misst Revierförster Jens Hey den Durchmesser des Stammes aus. Seit nunmehr 15 Jahren ist der gebürtige Niedersachse für den Gemeindewald Massenbachhausen zuständig. Foto: Gabi Muth
Von Gabi Muth
Massenbachhausen. Der Wald hat mächtig Stress. "Die Klimaverschiebung, die wir momentan erleben, kommt für unseren Wald sehr schnell", betont Revierförster Jens Hey. Der Forst sei ein sehr langlebiges Gebilde, habe Probleme damit, sich in einem kurzfristigen Zeitraum an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Schnelle Abhilfe gibt es also nicht. Und so leiden die Pflanzen auch im Massenbachhausener Wald unter den sich verändernden Lebensbedingungen. Den Forstleuten bleibt nichts anderes übrig, als die Waldwirtschaft an die Veränderungen anzupassen.
Vor allem die zunehmend hohen Temperaturen im Sommer und die damit verbundene Trockenheit setzen den Bäumen gewaltig zu. "Von Mai bis September gab es in den letzten Jahren einfach viel zu wenig Niederschlag", sagt Hey. Hinzu kommen die immer länger andauernden Hitzeperioden. Aber auch der sinkende Grundwasserspiegel ist ein Problem. Während die oberen 15 Zentimeter Waldboden mit Wasser gesättigt sind, liege darunter eine Schicht Trockenheit, dann erst komme das Grundwasser, erklärt Hey. Die Wurzeln erreichen in kargen Zeiten diese feuchten Schichten nicht mehr.
Mittel- bis langfristig, da ist sich Hey sicher, wird der Wald eine andere Zusammensetzung haben. "Unsere Nadelholzbestände werden gewaltig zurückgehen." Sie werden künftig Bestandteile eines Mischwaldes sein. Und auch dieser wird sich verändern. Zu den bisherigen Sorten, wie Rot- und Hainbuche, Birke, Walnuss oder Linde halten resistente Sorten, wie die Vogelkirsche, Elsbeere, die Esskastanie, die Schwarznuss, der Baumhasel, die Nordmanntanne, die Zeder oder der Tulpenbaum Einzug in den heimischen Forst. "Sie können die Hitze besser vertragen und kommen mit weniger Wasser aus." Nach wie vor gut mit den Bedingungen kommen Eiche und Esche zurecht.
Der Massenbachhausener Forst hat rund 135 Hektar. Nach dem Wirtschaftsplan werden 600 Festmeter eingeschlagen. Rund 200 Festmeter erledigt der Harvester, eine Vollerntemaschine. Die restlichen 400 Festmeter fällen die Waldarbeiter von Hand.
Rund 300 Festmeter Stammholz gehen in die Industrie, 240 Festmeter werden als Brennholz verkauft. "Die restlichen zehn Prozent des Gesamteinschlags verbleiben als Totholz im Wald", sagt Hey. Dieses Holz ist nicht nur Wasserspeicher. Es dient dem Waldboden als Humus, ist Lebensraum für Pilze und Insekten.
Doch ist das Totholz nicht ein gefundenes Fressen für Schädlinge, explizit für den Borkenkäfer? Hey verneint. Der Borkenkäfer ernähre sich von der saftigen Bastschicht, die sich unter der Rinde der Fichte befindet. In einem toten, trockenen Baum findet er keine Nährstoffe. "Außerdem lassen wir überwiegend das Laubholz liegen." Und das liebt dieser Schädling nicht.
Noch liegen die mächtigen Stämme am Wegesrand, warten auf den Abtransport zu den holzverarbeitenden Betrieben. "Der Preis, den wir für unsere Eichen erzielen, ist nach wie vor sehr zufriedenstellend", sagt Jens Hey. Doch das Nadelholz, vor allem die Fichte, hat einen drastischen Preissturz erlebt. Gab es einst 100 Euro je Kubikmeter Fichten-Bauholz, so sind momentan gerade mal 30 Euro zu erzielen.
Gute Einnahmen werden jedes Jahr auch bei der Holzversteigerung erzielt. Diese soll voraussichtlich am 9. Januar am Sportplatz stattfinden. Und so hält schon jetzt der eine oder andere Interessent bei einem Marsch durch den grünen Forst Ausschau nach den Poltern und Flächenlosen.
Ohnehin suchen gerade in Corona-Zeiten viele Menschen Erholung im Wald. Hey trifft hier deshalb verstärkt Spaziergänger oder Jogger an. Das freut den Förster, denn der Wald erhalte dadurch einen höheren Stellenwert, werde als Erholungsraum wieder verstärkt wahrgenommen.