Kommunalwahl 2019

Mehrheitsverhältnisse in Eppingen durchgeschüttelt (Update)

Freie Wähler sitzen der CDU im Nacken - Grüne mit fünf Mandaten und Mutter-Tochter-Gespann

27.05.2019 UPDATE: 28.05.2019 14:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Unter anderem die bisherigen Gemeinderäte Carmen Probst, Giselbert Seitz, Georg Heitlinger und Brigitte Hilker (v. li.) verfolgten die eintreffenden Ergebnisse. Für Probst reichte es am Ende nicht. Foto: Armin Guzy

Von Armin Guzy

Eppingen. Die nominell größte Verliererin hat zugleich den Stimmenkönig in ihren Reihen: Klaus Scherer ließ mit 6899 Stimmen zwar alle anderen Gemeinderatsaspiranten, auch den bisherigen Stimmenkönig Herbert Meixner, hinter sich, seine CDU büßte aber sieben Prozent ein und liegt nun mit 32,3 Prozent nur noch knapp vor den Freien Bürgerwählern (FBW), die mit einem Plus von 6,2 Prozent sogar einen stärkern Zuwachs erzielten als die Grünen und nun auf 27 Prozent Stimmanteil kommen.

Mit gespannten Blick auf die Leinwand standen gestern Vertreter aller Fraktionen im Bürgersaal. "Ihr habt stark zugelegt zum Schluss", sagte Grünen-Rätin Brigitte Hilker zu FBW-Mann Georg Heitlinger. "Wir haben viele Junge dabei gehabt", analysiert dieser, während sich Hilker über die 5,3 Prozent plus freut. 

Mit nun 17 Prozent kommen die Eppinger Grünen zwar nicht an das starke Bundesergebnis ihrer Partei heran, haben dank zweier Ausgleichsitze nun aber fünf statt bislang drei Mandate. 2014 war Hilker noch über ein Ausgleichsmandat in den Gemeinderat gekommen und hatte den Grünen Partei damit den Fraktionsstatus gesichert. Und diesmal bangte die Älteste im Gremium, ob es es für einen Sitz reicht. Es reichte, und nun sitzt sie mit ihrer neu gewählten Tochter Tatjana Hilker am Fraktionstisch.

Mit Neuling Ulrike Stahl und der wiedergewählten Anna Mairhofer stellen die Grünen damit vier der insgesamt sechs Frauen im neuen Gemeinderat. Während Melanie Veith und Ute Knopp (beide CDU) ihre Sitze verteidigen konnten, muss die Partei das Scheitern ihrer langjährigen und engagierten Fraktionskollegin Carmen Probst verkraften - und das örtliche Handwerk den Verlust einer nimmermüden Fürsprecherin. Probst hatte ihr Ergebnis gegenüber 2014 zwar auf 3635 Stimmen deutlich verbessert, am Ende lag sie aber exakt 100 Stimmen hinter ihrem Fraktionskollegen Reinhard Keller und verpasste das Mandat. Insgesamt war die Stimmung bei den CDU-Vertretern im Bürgersaal trotz persönlicher Erfolge nicht die beste.

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Großer Gewinner mit einem Plus von 6,2 Prozent sind in der Fachwerkstadt die Freien Wähler. Statt bisher sechs, stellen sie künftig acht Bürgervertreter, sind zur zweitstärksten Fraktion geworden und haben mit Georg Heitlinger und Jörg Haueisen Stimmenfänger in ihren Reihen, die bei den Bürgern starken Rückhalt genießen und jeweils die 4000er-Marke klar überschritten. Dass Kleingartachs Ortsvorsteher Friedhelm Ebert nicht mehr zur Wahl antrat, brachte der FBW keinen Sitzverlust: Von dort wurde Neuling Nico Weißert ins Gremium gewählt.

Werner Förster, Vorsitzender des SPD-Ortsverbands und gespannter Beobachter der Auszählung, wertete das Abschneiden der Eppinger Sozialdemokraten mit Blick auf die Ergebnisse in Bund und Land als "im Vergleich gut". Zufrieden ist er dennoch nicht, nicht bei einem Minus von 4,5 Prozent und nur noch sieben statt acht Sitzen. Und auch Giselbert Seitz, Ortsvorsteher in Richen, sprach von einem schwachen Ergebnis - auch für sich selbst, weil er gegenüber 2014 von 2157 auf 1897 Stimmen abrutschte. Dass die SPD in Eppingen nicht die bundesweite Größenordnung an Verlusten hinnehmen musste, erklärte Förster mit der "guten individuellen Arbeit" der Mandatsträger in den Gremien. "Das ist honoriert worden. Aber zufrieden kann man nicht sein." In Rohrbach, Kleingartach und Elsenz stellen die Sozialdemokraten keinen Gemeinderat. Jürgen Stoklasek, der erst Anfang 2017 ins Gremium nachgerückt war, verpasste in Elsenz den Wiedereinzug knapp.

Nur über eines scheinen alle vier Fraktionen glücklich zu sein: dass die AfD keine Liste zustande gebracht hat. Denn woher auch immer sie ihre Stimmen bekommen hätte, der Gemeinderat wäre, darin herrscht weitgehend Einigkeit, wohl noch stärker durchgeschüttelt worden.

> Wahlbeteiligung: 54,61 Prozent, Wahlberechtigte: 16.962, Wähler: 9.263

> So haben die Listenparteien abgeschnittenCDU: 32,13 Prozent, SPD: 23,93 Prozent, Freie Bürger-Wählervereinigung Eppingen (FBW): 26,93 Prozent, Grüne: 17,02 Prozent

> So sieht die Sitzverteilung aus:  Die CDU ist die stärkste Kraft und erhält 9 Sitze. Zweitstärkste Fraktion ist die FBW mit 8 Sitzen. Die SPD ist mit 7 Sitzen im Gemeinderat vertreten, die Grünen kommen auf 5 Sitze.

Diese Kandidaten haben den Einzug geschafft:

CDU: Klaus Scherer (6899), Herbert Meixner (5365), Stefan Pretz (3824) Reinhard Keller (3735), Melanie Veith (3149), Andreas Oechsner (1264), Ute Knopp (1440), Anton Varga (1772), Markus Rupp, (1627)

FBW: Georg Heitlinger (4199), Jörg Haueisen (4096), Jens Mühling (2624), Bernd Rothmeier (2552), Steffen Gomer (3045), Timo Renz (1068), Nico Weißert (984), Rainer Antritter (1568)

SPD: Reinhard Ihle (4768), Michael  Mairhofer (3953), Hartmut Kächele, (3901), Dieter Gräßle (3107), Gunter Seitz (1166), Theo Antritter (2401), Giselbert Seitz (1897)

Grüne: Peter Wieser (4102), Anna Mairhofer (3209), Ulrike Stahl (2238), Brigitte Hilker (1622), Dr. med. Tatjana Hilker (1386)

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