Einer der Schwerpunkte der Investitionen im Jahr 2019 waren die Erneuerung in der Ortsmitte II, beispielsweise im ehemaligen Gasthaus „Hirsch“. Foto: Ines Schmiedl
Kirchardt. (isi) Als die Welt noch in Ordnung war und nicht in einer Pandemie-Starre verharren musste, waren auch die Finanzen noch im Plus, jedenfalls in Kirchardt. Kämmerin Ramona Rau-Marthaler legte jetzt dem Gemeinderat den Jahresabschluss 2019 vor: "Der Haushalt hat sich gut entwickelt und wir konnten sogar überplanmäßige Einnahmen verbuchen", fasste sie zusammen.
Eigentlich sollte der Haushalt 2019 laut Planung mit einem Minus abschließen. Stattdessen konnten nun jedoch fast 900.000 Euro den Rücklagen zugeführt werden. Da es konjunkturell gut lief, konnte die Kämmerin sogar 2,9 Millionen Euro an Steuereinnahmen verbuchen – erwartet hatte sie eigentlich nur 2,1 Millionen Euro Gewerbesteuer. "Uns geht es nur gut, so lange es unseren Firmen gut geht", betonte Rau-Marthaler. Am Einkommenssteuer- und Umsatzsteueranteil spiegele sich die Konjunkturentwicklung wider. Seit dem Jahr 2010 konnte die Gemeinde stetig Mehreinnahmen verzeichnen – bis zum Vorjahr.
Investitionsschwerpunkte im Jahr 2019 waren Erneuerungsmaßnahmen in der Ortsmitte II, beispielsweise im ehemaligen Gasthaus "Hirsch", oder der Grunderwerb im Neubaugebiet "Metzgersrain". Bereits 2017 war ein gutes Jahr, in dem mehr Gewerbesteuer als angenommen in die Gemeindekasse gespült wurde. Doch diese guten Einnahmen "rächen" sich bald, denn jeweils zwei Jahre später fallen dafür höhere Umlagen an Land und Landkreis an.
Die Pro-Kopf-Verschuldung in Kirchardt betrug Ende 2019 genau 562 Euro; der Landesdurchschnitt bei Gemeinden vergleichbarer Größe liegt bei 309 Euro. Im Zuge der Umstellung des Haushalts auf das neue System der doppelten Buchführung wurden die Haushaltsreste aufgelöst und neu veranschlagt.
In diesem Jahr sieht es ganz anders aus: Statt der eingeplanten 1,8 Millionen Euro an Gewerbesteuer sind bisher nur eine Million Euro eingenommen worden. "Neben erheblichen Gewerbesteuereinbrüchen sind auch die Gemeindeanteile an den Einkommenssteuern rückläufig", schildert die Kämmerin die Auswirkung von Kurzarbeit auf die Gemeindekasse. Mit dem Aufschieben von Unterhaltungs- und Investitionsmaßnahmen könnte man in gewisser Weise gegensteuern. Die Mai-Steuerschätzung lasse jedoch deutlich geringere Einnahmen bei den Zuweisungen des Gemeindeanteils an der Einkommenssteuer befürchten, warf die Kämmerin einen Blick auf die kommenden Monate. "Aufgrund der Systematik des Finanzausgleichs wird sich die Pandemie auch in den nächsten Jahren noch spürbar im Haushalt auswirken", warnte Rau-Marthaler.