Das Baugebiet „Metzgersrain“ soll im Sommer erschlossen werden. Für die 14 Bauplätze, die der Gemeinde gehören, gibt es schon jetzt 60 Interessenten. Foto: Ines Schmiedl
Von Ines Schmiedl
Kirchardt. Zahlbarer Wohnraum ist knapp, nicht nur in Kirchardt. In der 6000 Einwohner starken Gemeinde gibt es allerdings 100 Baulücken mit einer Gesamtgröße von neun Hektar. "Das ist eine Größenordnung von etwa allen neuen Baugebieten, die wir derzeit neu ausweisen", erklärte Bürgermeister Gerd Kreiter zu Beginn der Bürgerversammlung, die nur einen Punkt auf der Tagesordnung hatte: "Wohnraummangel".
Rund 60 Gäste waren der Einladung ins katholische Gemeindehaus gefolgt. Der Verwaltung und dem Gemeinderat ging es darum, Meinungen zum Thema Nachverdichtung einzuholen. Alle Grundstücksbesitzer der Baulücken waren schriftlich vom Rathaus zu der Veranstaltung eingeladen worden. "Geoutet" hatte sich keiner, jedoch gab ein Bürger zu Bedenken, dass die Gemeinden in früheren Jahren froh waren über jeden verkauften Bauplatz. Deshalb hätten sich einige Grundstücksbesitzer dazu entschlossen, benachbarte Flächen als Reserve für die eigenen Kinder zu erwerben, falls der Nachwuchs später einmal in der Nähe bauen will.
"Wir haben immer mehr Ratsuchende auf dem Rathaus, die keine Wohnungen mehr finden. Auch benötigen wir derzeit so viele Obdachlosenplätze wie noch nie", argumentierte Kreiter dagegen. Für die 14 Bauplätze, die der Gemeinde im neuen Baugebiet "Metzgersrain" nahe des Kreisverkehrs in Richtung Fürfeld gehören, gebe es allein 60 Interessenten. "Wir werden uns ein System überlegen müssen, nach der wir die Bauplätze verkaufen", sagte Kreiter.
Von einigen Anwesenden wurde angeregt, Kirchardter Bürger zu bevorzugen, damit die jungen Einwohner nicht abwandern und woanders ihre Zelte aufschlagen. Umliegende Kommunen wie beispielsweise Bad Rappenau vergeben ihre Bauplätze neuerdings nach einem Punktesystem.
Bei Neubaugebieten werde inzwischen in den Richtlinien verankert, dass Grundstücke innerhalb von fünf Jahren bebaut werden müssten. "Wir können uns nicht mehr leisten, Baugrundstücke leer stehen zu lassen", betonte der Bürgermeister. Bei den bestehenden Baulücken habe die Gemeinde jedoch keine Handhabe. Aber diese Baulücken werden angerechnet – bevor eine Kommune neue Baugebiete ausweisen darf, muss sie nachweisen, dass eine Nachverdichtung stattgefunden hat.
Beispiele für eine gelungene Nachverdichtungen befinden sich im Ortskern. Mithilfe von Fördermitteln wurden hier leer stehende Gebäude abgebrochen und neue gebaut oder bestehende aufwendig saniert. Das ehemalige Gasthaus "Sonne" sei ein gelungener Beitrag zur Nachverdichtung – von privat saniert, sind inzwischen alle Wohnungen vermietet. Der ehemalige "Wolfshof" wurde abgebrochen, an dessen Stelle entsteht derzeit das neue Pflegeheim – ebenfalls auf private Initiative.
Die Stellplatzverpflichtung bei Neubauten kritisierte ein Bürger: "Wo früher Vorgärten waren, entstehen jetzt nur noch Stellplätze." Ein anderer argumentierte: "Auf der Straße geparkte Autos bremsen den Durchfahrtsverkehr aus." Ein Dritter wiederum wies auf den erhöhten Abgasausstoß durch das ewige "Stop-and-go"-Fahren hin.
"Wir haben heute Abend viele Meinungen gehört, die wichtigsten Aspekte liegen in der Abwasserbeseitigung und bei der Parkplatzsituation", zog der Bürgermeister sein Fazit am Ende der knapp zweistündigen Bürgerversammlung, bei der fast alle Gemeinderäte dabei waren.