Rund um den städtischen Sportplatz im Waibstadter Biesigstadion hat sich ein Maulwurf gemütlich eingerichtet. Er scheint ein großer Sportfan zu sein, denn er gräbt fleißig rund um den Sportplatz, aber nie auf dem Spielfeld. Foto: Christian Laier
Waibstadt. (cla) Vulkanähnliche Erdhügel mit einem Auswurfloch in der Mitte verraten ihn: Seit einigen Wochen durchwühlt ein fleißiger Maulwurf die Rasenflächen des Waibstadter Biesig-Stadions. Ungestört buddelt das geschützte Säugetier sich ein unterirdisches Röhrensystem, das es selbst bewohnt. Dabei kommt es dem scheuen Einzelgänger sicher entgegen, dass der Trainingsbetrieb auf der Sportanlage bekanntlich seit Monaten eingestellt ist.
Markus Stumpf beobachtet die markanten Maulwurfhügel seit mehreren Wochen, wenn er auf dem verwaisten Sportplatz nach dem Rechten sieht. "Wir pflegen ein friedliches Miteinander. Persönlich angetroffen habe ich den Maulwurf noch nicht", verrät der Vorsitzende der Sportgemeinschaft. Während der Besuch eines Maulwurfs auf einem Sportgelände oft zu Unmut führt, wird er in Waibstadt akzeptiert. Der Grund ist einfach:
Der Maulwurf ist sehr fleißig und präsentiert ständig neue Hügel. Allerdings ist er so clever, dass er hinter der Torlinie neben dem Spielfeld sein Tagwerk verrichtet. "Auf dem Spielfeld drauf war er noch nie", hat Stumpf beobachtet. "Vielleicht hat unser kleiner Freund Angst, dass er bei der SG mitkicken muss, wenn sein Talent auf dem Platz entdeckt wird", schmunzelt der SG-Vorsitzende.
Auch die Bundesliga-Faustballer, die im Sommer auf dem Rasen des Biesig-Stadions trainieren und spielen, beobachten die Aktivitäten des als Einzelgänger bekannten Tieres genau. "Es ist einfach ein faustballbegeisterter Maulwurf. Er weiß, dass man zum Faustballsspielen einen ebenen Rasen braucht. Neben dem Feld darf er gerne weiter graben", gibt sich der Abteilungsleiter der Waibstadter Faustballer, Thomas Link, entspannt.
Ebenfalls entspannt ist man bei der Stadtverwaltung. Hier weiß man, dass ein Maulwurf viele Pflanzenschädlinge frisst, weshalb er auch als Nützling eingestuft werden kann. Nach Einschätzung der Stadt ist es weniger die Bewunderung für das sportliche Talent der Faustballer oder der Fußballer, dass der Sportplatz-Maulwurf nur neben dem Platz und nie auf dem Platz gräbt. "Das Spielfeld selbst verfügt über eine Drainage aus Sand, den der Maulwurf nicht mag. Neben dem Platz besteht das Erdreich aus natürlichem Lehmboden und verfügt über eine höhere Wasserhaltigkeit. Perfekt zum Wühlen für einen Maulwurf", weiß Stadtbaumeister Bernd Kiermeier.
"Ein Maulwurf gräbt nicht im Sand, weil er weiß, dass der frisch gegrabene Tunnel hinter ihm gleich wieder einstürzen würde", ergänzt Bauhofleiter Thomas Kaiser. Für den Beobachter sei es im ersten Moment interessant, dass der Maulwurf immer nah am Spielfeld gräbt, dieses aber kurioserweise nie betritt. Wenn man die Vorlieben eines Maulwurfs kennt, sei dies aber logisch. Somit steht einem weiteren "friedlichen Miteinander" zwischen Maulwurf und Sportlern im Waibstadter Biesig-Stadion erst einmal nichts entgegen.