Das Schmuck & Tattoo-Atelier am exponierten Rand des künftigen Fachmarktzentrums soll eigentlich einem Bäckerei-Café weichen. Der Inhaber will aber weitermachen und sein Geschäft am liebsten sogar vergrößern. Hinter den Kulissen wird versucht, eine Lösung für den Interessenskonflikt zu finden. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Schmuck & Tattoo-Atelier oder Bäckerei? Oder doch beides? Während die Planungen für den Umbau des alten E-Centers an der Mühlbacher Straße zu einem Fachmarktzentrum langsam etwas konkreter werden, läuft hinter den Kulissen ein Tauziehen um alte und neue Geschäftsstandorte. Es geht um erhebliche Summen und einen Zeitplan, der nach dem vorübergehenden Baustopp des neuen Edeka-Marktes und der dadurch bedingten längeren Öffnung des alten E-Centers bereits ins Wanken gekommen ist.
Eigentlich hatte der Investor, die Krause-Gruppe aus Bayreuth, geplant, auf der Fläche des seit zwei Jahrzehnten dort bestehende Geschäfts "Atem - Atelier & Manufaktur" von Armin Rühle Platz für eine Filiale der Kleingartacher Bäckerei Keppler zu schaffen. Dass Flächen für ein Café vorgesehen sind, wurde von den Planern unter anderem im Gemeinderat angekündigt.
Geklärt ist das aber trotz monatelangen Verhandlungen noch nicht. "Atem"-Inhaber Rühle will nicht nur am Standort festhalten und hat dazu eine Verlängerungsoption bis 2024 in seinem alten Mietvertrag genutzt, er will sein Geschäft am jetzigen Standort möglichst auch erweitern. Von einer Lösung könne keine Rede sein, sagte er der RNZ. Es gebe zwar ein Angebot der Krause-Gruppe, konkrete Absprachen seien jedoch nicht getroffen worden. Vereinbarte Treffen oder Gesprächstermine fänden nicht statt, da die Firma Krause diese nicht wahrnehme, teilte Rühle mit. Er verwahrt sich vehement gegen den Eindruck, der bei einigen seiner Kunden entstanden sei, dass er sein Geschäft schließen wolle oder müsse.
Dass Rühle einen gültigen Mietvertrag vorweisen kann, bestätigt Uwe Reinhard. Er ist Regionalbeauftragter der Krause-Gruppe, direkt in die Verhandlungen eingebunden und geht davon aus, dass eine Einigung mit Rühle bis Weihnachten geschlossen sein wird. Die exponierte Lage des "Atem"-Anbaus an der Seite zur Mühlbacher Straße sei ideal für ein Bäckerei-Café, man habe aber auch Rühles Interessen im Blick. Ein Alternativangebot für einen Standort in der Innenstadt? Eine hohe Abstandszahlung? Dazu will sich keiner der Verhandlungspartner genauer äußern. Dass die Gespräche bislang eher schwierig und auch emotional waren, bestätigen beide.
In diesem Jahr hat das "Atem" sein 20. Geschäftsjubiläum. "Ich will weitermachen", sagt Rühle, der künftig noch stärker den Beauty-Bereich bedienen möchte. Und zwar am bisherigen Standort, wie er betont. Und, wenn möglich, auf 150 bis 200 Quadratmeter Fläche. Das bisherige Geschäft im vorderen Bereich des Marktareals ist 100 Quadratmeter groß.
Rühle bestätigt, dass der Investor eine Lösung finden möchte, bislang aber gebe es keinen Vertrag. "Man möchte irgendwann irgendetwas machen", fasst er die Hängepartie in Worte, die auch den Plänen der Bäckerei Keppler nicht förderlich ist. Inhaber Dieter Keppler will zum Stand der Verhandlungen mit Verweise auf einen anberaumten Gesprächstermin mit dem Investor aktuell nichts sagen, bekräftigt aber seine Absicht, im künftigen Fachmarktzentrum seine vierte Filiale zu eröffnen. Nur: Teilen können sich Bäckerei und Atelier die Räume nicht, und Rühle besteht auf die Erfüllung seines Mietvertrags, der zwar aus Zeiten des vorherigen Eigentümers der Immobilie stammt, an den aber auch die Krause-Gruppe gebunden ist.
Statt der Entweder-oder-Lösung könnte der geplante Umbau des bisherigen Supermarktes eine Lösung für den Interessenkonflikt bringen. Allerdings gibt es laut Uwe Reinhard noch keinen konkreten Plan zum weiteren Vorgehen. Zuletzt wurden Statik und Haustechnik des Gebäudes geprüft; in der kommenden Woche wolle der damit beauftragte Architekt Umbauvarianten und Kostenvoranschläge vorlegen. Danach werde entschieden, ob der bisherige Markt komplett abgerissen und neu aufgebaut wird oder eine Teilsanierung zum Ziel führt. Reinhard rechnet mit einem Beginn der Bauarbeiten im März oder April und mit Kosten von rund vier Millionen Euro.
Der Zustand der Gebäudesubstanz entscheidet auch darüber, ob die beiden bisherigen Mieter kik und Deichmann während der Bauarbeiten ihre Geschäfte weiterführen können. Für den ausgestiegene Modehändler Vögele (die RNZ berichtete) wird laut Reinhard nach wie vor ein Nachmieter gesucht.