Nur ein kleiner Piks und ganz viel Sicherheit – Julia Girke (im Bild mit Dr. Axel Röll) freut sich damit noch ein bisschen mehr auf ihren bevorstehenden Urlaub in Thailand. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Eppingen.Die große Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen ist erst einmal verflacht. Die großen Zentren sind bereits seit Sommer 2021 Geschichte und auch bei den niedergelassenen Ärzten ist die Nachfrage spürbar gesunken. Doch während zunehmend die Masken fallen und ein stückweit wieder Normalität im Alltag eingekehrt ist, werden beim regionalen Impfstützpunkt in der Stadthalle weiterhin Spritzen mit allen derzeit zugelassenen Impfstoffen aufgezogen und Nadeln in die Oberarme von großen und kleinen Impflingen versenkt. Für Letztere steht bei dem niederschwelligen Angebot – ohne Anmeldung und Wartezeiten – ein erfahrenes Kinderimpfteam zur Verfügung.
"Die hohe Qualität unseres Angebots hat sich längst herumgesprochen", weiß Dr. Tatjana Hilker: "Oft kommen am Sonntag ganze Familien." Erstimmunisierung für die Kleinen, Zweit- und Boosterimpfungen für die Großen. Ein Ausflug mit gesundheitlichem Mehrwert für alle Beteiligten. Medizinische Beratung und Aufklärung – bei Bedarf auch in englischer Sprache – sind dabei selbstverständlich, Überzeugungsarbeit aber kaum nötig. Kinder seien oft erstaunlich gut informiert, wollen nicht nur wieder mehr Freiheiten für sich, sondern vor allem Familienangehörige schützen.
Hennes Gäckle aus Flehingen gehört dazu. Corona hat er bereits hinter sich. Wirklich schlecht sei es ihm zwar nicht gegangen, aber die Quarantäne war "echt blöd", weil er zu Hause bleiben musste und seine Freunde nicht sehen durfte. "Mit der Impfung fühle ich mich sicherer", sagt der Zehnjährige, der keine Miene verzieht, als ihm Dr. Axel Röll die Nadel in den Oberarm schiebt.
Für den Anästhesisten, der an den SLK-Kliniken arbeitet, ist der Umgang mit kleinen Patienten selbstverständlicher Berufsalltag: "Man muss die Kinder mitnehmen." Wenn man ehrlich, offen und direkt mit ihnen umgehe, schaffe das nicht nur Vertrauen, sondern auch das Gefühl nicht allein da durchzumüssen. In der Stadthalle reicht meist schon der Verweis auf den voll gestempelten Impfausweis, und falls doch mal ein paar Tränen fließen, sind sie spätestens vergessen, wenn der Lolli aufgeschleckt ist.
Im Herbst vergangenen Jahres ging das Impfteam Eppingen an den Start. "Wir hatten damals einen Impfnotstand", begründet Hilker, Gemeinderätin und Oberärztin an den SLK-Kliniken, ihre Initiative. Bei der Stadtverwaltung rannte sie damit offene Türen ein. Die Stadthalle war wegen ausreichender Parkplätze, Bürgerbus-Haltestelle, heller und beheizbarer Räumlichkeiten sowie Barrierefreiheit geradezu ideal. Unterstützt wurde das Team damals von der Freiwilligen Feuerwehr und vielen ehrenamtlichen Helfern, von denen die meisten aus medizinischen Bereichen kamen. Jeweils zwei bis drei Ärzte waren an den Impftagen im Dienst. Der Andrang war groß, ausreichend Impfstoff immer vorhanden und die Wartezeiten hielten sich in Grenzen. In Spitzenzeiten wurden bis zu 600 Impfungen pro Tag verabreicht.
Inzwischen verzeichnet man auch in Eppingen eine zunehmende Impfmüdigkeit. Es ist ruhiger geworden. Die ursprünglich vier Impfstraßen konnten auf zwei reduziert werden. "Wenn die Nachfrage im Herbst wieder größer ist, können wir aber schnell wieder hochfahren", erklärt Hilker.
Bis dahin wird man "verlässlich" dranbleiben. Auch wenn sich die Öffnungstage von vier auf einen reduziert haben, verabreicht man hier immer noch durchschnittlich zehn Impfungen in der Stunde. Ein Drittel davon sind Kinder. Seit Mitte Dezember verzeichnete das Team allein 2000 Immunisierungen an dieser Gruppe. Bei den Erwachsenen sind es zumeist Zweit- oder Boosterimpfungen. Hilker weiß: "Die Leute sind dankbar, dass wir noch offen haben." Das gilt einmal mehr angesichts der jetzt gekommenen ukrainischen Geflüchteten, von denen die meisten noch ungeimpft sind. Auch wegen der bevorstehenden Urlaubszeit möchte sich sicherlich noch der eine oder andere impfen lassen.
Julia Girke will nach Thailand. Für die 16-Jährige aus Ittlingen ist der Impfschutz aber generell eine "sehr wichtige Sache". Sie hat Verwandte in China und weiß, wie verheerend die Auswirkungen von Corona auf das gesellschaftliche Leben sein können. Auch wenn die Zahlen derzeit rückläufig sind und die Lage auf den Intensivstationen stabil ist, bleibe die Gefahr einer Ansteckung hoch, erklärt Hilker. Wer geimpft ist, habe nachweislich einen kürzeren und unkomplizierteren Krankheitsverlauf. Auch das Risiko, danach unter Long-Covid zu leiden, sei sehr gering.
Info: Geimpft wird in der Stadthalle derzeit immer freitags von 15 bis 19 Uhr sowie einmal monatlich sonntags von 11 bis 14 Uhr. Weitere Informationen finden Sie online.