Jüdische Friedhof auf dem Hellberg zählt zu den größten in Nordbaden
Urkundliche Zufallsfunde aus dem 14. Jahrhundert belegen die Existenz von Juden in der Fachwerkstadt

Christoph Waidler, hier an den ältesten Gräbern von 1819 mit hebräischer Inschrift, führte über den jüdischen Friedhof. Foto: Brötzmann
Eppingen. (db) Der jüdische Friedhof auf dem Eppinger Hellberg wurde 1819 angelegt und war bis März 1940 die Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde Eppingen sowie für die Juden der umliegenden Dörfer. Zum Tag der jüdischen Kultur führte nun Christoph Waidler von den Heimatfreunden rund 30 Interessierte mit fachkundigen Erläuterungen über den Friedhof.
Mit 779 erhaltenen Grabstätten zählt der jüdische Friedhof zu den größten jüdischen Friedhöfen in Nordbaden. Obwohl hier keine Beisetzungen mehr stattfinden, erklärte Waidler gleich zu Beginn: "Es ist kein ehemaliger Friedhof, die Gräber bleiben so". Anders als in der christlichen Religion sind jüdische Gräber für die Ewigkeit angelegt. Eine Grabstätte wird nicht neu belegt. Umbettungen sind nur zur Überführung nach Israel erlaubt. "Für Juden ist der Friedhof ein heiliger Ort der Trauer. Die Angehörigen gehen am Schabbat, dem Tag der Freude, nicht hierher", erläuterte Waidler, der im Nachgang auf die geschichtliche Entstehung des Gräberfeldes einging.
Urkundliche Zufallsfunde aus dem 14. Jahrhundert belegen die Existenz von Juden in der Fachwerkstadt und weisen auf einen "Judenkirchhof" hin, der in Richtung Adelshofen gelegen haben muss. Vor 1819 gab es bereits jüdische Friedhöfe in Heinsheim und Oberöwisheim.
Die Initiative, einen jüdischen Friedhof in Eppingen anzulegen, ging 1814 vom Bezirksamt Eppingen aus. Doch der Vorschlag, eine Begräbnisstätte für 16 Gemeinden in einem ehemaligen Steinbruch östlich von Eppingen einzurichten, fand wenig Anklang. Das Gelände erwies sich schließlich als ungeeignet, weshalb diese Idee 1815 aufgegeben wurde. So wurde nach weiteren Optionen gesucht, bis schließlich an der Mühlbacher Hohle auf dem Hellberg ein passendes Gelände gefunden wurde.
Gräber mit Besonderheiten
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1819 begann dann der Bau einer Sandsteinmauer; das erste Begräbnis fand am 28. September 1819 im heute mittleren Teil des Friedhofes statt. Der Grabstein in hebräischer Inschrift des Eppinger Gemeindevorstehers Rabbi Issak Moses Regensburger ist noch gut erhalten. Der Friedhof, der im Laufe der Zeit zwei Mal erweitert wurde, weist einige Besonderheiten auf. So wurden die Gräber nicht wie sonst üblich nach Osten in Richtung Jerusalem, sondern einheitlich nach Süden ausgerichtet. Der Grabstein befindet sich auf der Nordseite der jeweiligen Grabstätte. Auch findet man an manchen Grabsteinen - neben den sonst typisch gebräuchlichen Symbolen wie Blume, Kanne, Messer und segnende Hände - in Eppingen häufig Engelsdarstellungen, was laut Waidler für die jüdische Begräbniskultur untypisch ist. Zudem ist auf einem Stein das christliche Symbol der Dreieinigkeit eingemeißelt - ein Unikat, dessen Entstehung bislang ungeklärt blieb. Ein christlicher Bezug dürfte jedoch auszuschließen sein, vermutet Waidler. Dennoch: Grabsteine wurden auch von christlichen Steinmetzen angefertigt, so kam es manchmal zu Fehlern in den Inschriften.
Bemerkenswert ist auch, dass nur 40 Prozent der verstorbenen Eppinger Juden auf diesem Verbandsfriedhof begraben sind. So wird die Anzahl von 223 Eppingern von Verstorbenen aus Gemmingen übertroffen. Grund dafür ist, dass es noch viele von den Vorfahren gekaufte Grabstätten auf alten Friedhöfen gab.
Beim Rundgang war außerdem zu erfahren, dass es separate Felder für Wöchnerinnen und Kinder gab. Abgerundet wurde die Führung mit einigen Biografien jüdischer Bürger.