Einzelhandel 2020

Wie entwickelt sich die Sinsheimer Geschäftswelt?

Von Gerüchten, Plänen, Auswahl und Klimaschutz

15.01.2020 UPDATE: 16.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Momentan gibt es in der Innenstadt wenig Leerstand. Laut Kaufmann Manfred Hütter müssen alle Geschäftsleute den Kunden stets etwas Neues bieten, damit dies so bleibt. Foto: Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Zieht der künftige Kaufland-Markt, der in der Neulandstraße entsteht, Geschäfte aus der Innenstadt ab? Diese Befürchtung herrscht in Sinsheim. Die RNZ hakte nach. Und fragte bei dieser Gelegenheit bei einigen Verantwortlichen, wie es um den Einzelhandel in der Stadt steht und wie er sich entwickeln soll.

Kaufland habe bei vielen Geschäften angefragt, ob sie in die Neulandstraße ziehen wollen – dies behauptet Kaufmann und Immobilienbesitzer Manfred Hütter. Als Beispiel nennt er unter anderem den C&A-Markt im Marktplatzcenter. Hütter fürchtet, so sagt er es gegenüber der RNZ, dass die Innenstadt ausblutet. Kaufland dementiert dies auf RNZ-Nachfrage: "Wir planen für die neue Kaufland-Filiale in der Neulandstraße ein ergänzendes, vorwiegend gastronomisches Konzept. Großflächige Fachgeschäfte sind nicht geplant. Eine Abwerbung von Geschäften aus der Sinsheimer Innenstadt findet nicht statt", teilt Anna Münzing von der Unternehmenskommunikation mit. Auch Baudezernent Tobias Schutz sagt klar: Im neuen Kaufland sind nur wenige Geschäfte geplant, darunter ein Kiosk, in dem Zeitschriften und Tabak verkauft werden. Selbst eine Apotheke sei von der Stadtverwaltung abgelehnt worden.

Gibt es genug Anker im Zentrum? Vor vielen Jahren befanden sich Lebensmittelmärkte wie Aldi oder Lidl noch in der Innenstadt. Wer hier einkaufte, ging auf dem Weg auch eher mal beim Fachgeschäft vorbei, erinnert sich ein RNZ-Leser. Doch laut Schutz sind diese Mitnahme-Effekte definitiv vorbei. Denn unter 800 Quadratmeter betreibe heute niemand mehr ein Lebensmittelgeschäft. Derart große Flächen gebe es in der Innenstadt aber nicht. Fehlen also die Anker, die die Kunden anziehen? Schutz sagt nein und nennt C&A, H&M, Tchibo, Esprit, aber auch das Bücherland, die Buchhandlung Doll oder das kleine Serah. "Wir müssen vorsichtig sein, dass die da bleiben", betont er. Denn noch sei das Sortiment breit und attraktiv. Zudem seien viele Geschäfte inhabergeführt, es gebe wenig Leerstand.

Mit einer Aufwertung der Innenstadt möchte die Stadtverwaltung dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Schutz nennt hier unter anderem schöne Aufenthaltsbereiche und Gastronomie. Konkret spricht er das "Drei König" an, dort wird voraussichtlich ab Mai deutsche Küche angeboten. Aufenthaltsqualität sei wichtig. Dies betont auch Hütter: Jeder Ladeninhaber müsse mithelfen, dass man den Kunden immer wieder etwas Neues bietet. Der Geschäftsmann plant unter anderem, den Aufenthaltsbereich am Karlsplatz gastronomisch aufzuwerten.

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Beim Thema Parkplätze sind sich Hütter und Schutz uneinig. Der Kaufmann betont, dass Kunden Komfort schätzen, und rät dringend davon ab, die Parkplätze am Karlsplatz abzuschaffen. Der Baudezernent findet: "Wenn jemand Kleidung einkaufen möchte, sind fünf Minuten Fußweg kein Thema, wenn dieser Fußweg attraktiv ist." Im Parkhaus, das momentan hinter der Stadthalle entsteht, könne bald zu den gleichen Preisen wie auf dem Karlsplatz geparkt werden. Klaus Gaude, Vorsitzender des Arbeitskreises Handel beim Wirtschaftsforum, glaubt, dass das Parkhaus für Entspannung bei der Kunden sorgt: Gestresst seien diese vor allem, wenn sie auf dem Karlsplatz einen Parkplatz suchen, aber nicht finden.

Was gibt es zu verbessern? Schutz spricht einheitliche Öffnungszeiten an. Gaude hält dieses Vorhaben aber für unrealistisch – ein Zeitschriftenladen müsse früher öffnen als ein Optiker. Aus persönlichen Gesprächen weiß Gaude, dass sich manche Sinsheimer über zu viele Dönergeschäfte beschweren. Es sei aber nicht Aufgabe der Stadt, in Mietverhältnisse einzugreifen. Der Buchhändler sieht die Kommune eher bei der Schaffung guter Rahmenbedingungen in der Pflicht. Doch das klappe recht gut. Was sich Gaude vor dem Hintergrund der Klimaschutz-Debatte wünscht: "Die Leute sollten bedenken, dass es im Vergleich zum Internethandel auch deutlich umweltfreundlicher ist, wenn sie vor Ort einkaufen."

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