Museumsleiter Maximilian Lang (links) und Museumsdirektor Reinhold Weinmann sind stolz, dass es nun endlich losgehen kann und freuen sich auf möglichst zahlreiche Besucher im „BikiniARTMuseum“. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau-Bonfeld. Als "provokant und feministisch" bezeichnen die Macher ihre Neuheit. Doch das "BikiniArtMuseum" (BAM) – das weltweit erste Museum für Bademode und ihre Geschichte – ist weit mehr als das: Es ist bunt, schrill, skurril und gesellschaftskritisch. 48 Stunden vor der offiziellen Eröffnung am "Tag der Bademode" an diesem Sonntag um 9 Uhr gewährten Museumsleiter Maximilian Lang, Museumsdirektor Reinhold Weinmann und die Unternehmerfamilie Ruscheinsky, die das Museum auf die Beine gestellt hat, der Presse einen ersten Einblick in die Weltneuheit.
Und das mediale Interesse war groß. Zahlreiche Vertreter von Print, Funk und Fernsehen waren der Einladung gefolgt. "Für uns ist es überwältigend", freut sich Weinmann. Nicht nur national, auch international habe das Museum bereits Schlagzeilen gemacht. So habe beispielsweise die Modezeitschrift "Vogue" über das BAM berichtet. Zusätzlich erreichten die Ruscheinskys auch Presseanfragen aus Brasilien. "Wir sind nicht nur in Deutschland angekommen", sagt Weinmann, der sogleich die Entourage an Medienvertretern durch die Ausstellung führte.
Mit einem „Nana“-Nachbau und dem Schriftzug „Art“ (Kunst) sorgt die Weltneuheit schon von Außen für einen Hingucker. Foto: Falk-Stéphane DezortAuf rund 2000 Quadratmetern ist im BAM alles zu finden, was in irgendeiner Form mit Bademoden und allen voran dem Bikini zu tun hat. Ob als Kunstwerk, historische Textilien oder in Videos. Stündlich wird ein rund 26 Minuten langer Film über den Bikini-Erfinder Louis Réard gezeigt. Doch das erste Exponat, das dem Besucher vor lauter Farbpracht nahezu ins Auge sticht, ist nicht etwa aus Stoff, sondern aus Metall – denn es ist ein vom Künstler René Turrek gestaltetes Auto. "Die Art der Gestaltung verbreitet direkt ein Urlaubsfeeling", ist sich der Museumsdirektor sicher.
Weiter geht’s zur regionalen Geschichte der Bademode. So erfahren die Besucher beispielsweise Wissenswertes zur einst in der Kurstadt heimischen Bademodenfirma "Benger-Ribana" sowie dem Mannheimer Textilunternehmen Felina. Veranschaulicht wird die Geschichte neben leicht verständlichen Infotafeln auch mit 22 historischen Textilien, die Bad Rappenaus Stadtarchivarin Regina Thies in einem Karton auf dem Dachboden gefunden und dem BAM als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.
Für weitere Hingucker sorgen unter anderem Kunstwerke von Udo Lindenberg oder skurrile Bikinis von Samuele Mazza. Im Rahmen des Projekts "Brahaus" entwarf der Künstler Bikini-Oberteile, die unter anderem aus Kirschen, Gartentöpfen oder Wasserhähnen bestanden.
Im Erdgeschoss steht vorwiegend die Geschichte des Bikinis von der Entstehung bis zur heutigen Herstellung sowie die bekanntesten Hersteller wie beispielsweise Triumph im Fokus, aus dessen Archiv sich Lisa Otten, die für das BAM die Schaukästen gestaltet hat, nach freien Stücken bedienen durfte. Im Untergeschoss hingegen wird vor allem auch die Entwicklung der Frauenrolle in den Mittelpunkt gestellt. Denn die Initiatoren des BAM haben sich neben der historischen Wissensvermittlung auch die Gesellschaftskritik auf die Fahnen geschrieben und haben dem Thema Sexismus einen großen Raum eingeräumt. Zusätzlich wolle man den Besucher auch zum Diskurs einladen, weshalb man an einer Gedanken-Box die Frage stellt, ob ein Bikini nicht sexistisch sei.
Da das Museum auch zahlreiche jüngere Gäste anlocken soll, haben die Macher auch darauf geachtet, dass das Ausflugsziel "instagrammable" ist – also viele spannende Bildmotive zum Posten in den sozialen Netzwerken bietet. Dafür gibt es im Erdgeschoss einen extra Bereich mit Bällebad, einer Schaukel oder eine Badewanne voller Enten. Im Untergeschoss – dem sogenannten BAM-"Basement" – soll auch ein "Selfie"-Raum zu unvergesslichen Fotos verhelfen.
Die Idee für das weltweit erste Museum dieser Art kam dem heute 65-jährigen Unternehmer Alexander Ruscheinsky, dem auch der Bonfelder Autohof gehört, vor mehr als fünf Jahren. Damals stand noch im Raum, dass das BAM in Bad Rappenau eine Art Blaupause für weiteren Museen dieser Art werden soll. "Wir haben es so angegangen, dass man es duplizieren kann", sagt Alexander Ruscheinsky. Erste Anfragen aus Miami und Usedom habe es bereits gegeben. "Wir müssen jetzt aber erst einmal ankommen. Bad Rappenau ist ein toller Standort. Wir müssen sehen, wie es angenommen wird", ergänzt Tochter Roxanne Ruscheinsky.
Der Unternehmerfamilie und dem Museumspersonal steht ein anstrengendes Wochenende bevor. Während am Samstag mehr als 250 Bad Rappenauer Bürger exklusiv durch die Räumlichkeiten geführt werden, wird das BAM am Sonntag dann offiziell eröffnet.