Hat hier jemand immer wieder seine Kaffeebecher aus dem fahrenden Auto geworfen? Foto: Christian Beck
Sinsheim-Hilsbach/Weiler. (cbe) Zahlreiche Kaffeebecher im Kreisverkehr, rund 20 Weinflaschen am Ortsausgang, viel Hundekot in den Weinbergen: Auch in Weiler und Hilsbach melden sich immer wieder Leute, denen die verdreckte Landschaft gehörig gegen den Strich geht. Hat sich das in Zeiten von Corona verändert? Und gibt es angesichts der Kontaktbeschränkungen wieder eine Putzaktion?
"Hier schmeißt ein Autofahrer jeden Tag seinen Kaffeebecher aus dem Auto", ärgert sich Rosemarie Wipfler. Mit hier meint sie den Weilerer Kreisverkehr in Richtung Hilsbach. Und in der Tat: Am Donnerstag lag dort eine ganze Sammlung. Als sich die RNZ vor Ort ein Bild machte, hielt Tobias Epp spontan an. Auch ihn ärgert der Müll, der achtlos weggeworfen wird. Mit einem Freund habe er immer mal wieder Müll eingesammelt, so zum Beispiel zwischen Hilsbach und Weiler. Allein 20 Weinflaschen habe er gefunden, dazu noch viel anderen Unrat. Am Ende waren mehrere blaue Müllsäcke gefüllt.
Durchaus ärgerlich sei das, sagt der Weilerer Ortsvorsteher Manfred Wiedl. Mehr geworden sei der Müll seit der Corona-Pandemie nicht. An einer prominenten Stelle vermeldet er sogar deutlich weniger Abfall: rund um die Burg. Dort hatte der Ortsteilarbeiter vor allem am Montagmorgen regelmäßig alle Hände voll zu tun, um leere Pizzakartons und ähnliches einzusammeln, die am Wochenende dort einfach liegengelassen wurden. Doch die Ausgangsbeschränkungen haben hier offenbar einen positiven Nebeneffekt.
Das Gegenteil ist wohl in den Weinbergen und den Kirschanlagen ganz in der Nähe der Fall. Seit Corona gingen hier noch mehr Leute spazieren, und viele haben auch ihre Hunde dabei, berichtet der Weilerer Ortsvorsteher: "Das ist stellenweise eine richtige Invasion." Dagegen hat er überhaupt nichts. Für viel Ärger sorgten aber die Hinterlassenschaften der Hunde, vor allem bei jenen, die in den Weinbergen und Kirschanlagen arbeiten.
Außer einem dringenden Appell sei aber nicht viel zu machen, räumt der Ortsvorsteher ein, der hauptberuflich Polizist ist. Wenn man nicht jemanden auf frischer Tat erwische, sei es bei unpersönlichem Abfall wie einem Kaffeebecher oder einer Weinflasche kaum nachzuweisen, wer seinen Abfall hier unerlaubt entsorgt. Bei den Kaffeebechern im Kreisverkehr verweist Wiedl auf seinen Ortsvorsteher-Kollegen Martin Gund. Auch wenn der Kreisel nahe an Weiler liegt, befinde er sich auf Hilsbacher Gemarkung.
Gund berichtet, dass das "wilde Müllaufkommen" schwankt: "Manchmal denke ich, es wird besser, dann ist es wieder mehr." Man versuche, ein gutes Bild nach außen abzugeben, doch manche Leute machten es einem nicht leicht. In puncto Kaffeebecher-Sammlung werde er dem Ortsteilarbeiter Bescheid geben, sagte er am Donnerstagabend. Am Freitagmorgen war dieser zur Stelle und sammelte den Müll ein.
Doch klar ist: Bei diesem Thema muss man dranbleiben. Zumindest eine Zeit lang hilft hier traditionell die Müllsammelaktion "Sauberhaftes Sinsheim", die in der Kernstadt und allen Stadtteilen organisiert wird. Doch in diesem Jahr wird es sie nicht geben, erklärt die städtische Pressesprecherin Melanie Wricke auf Nachfrage. Sie sei nur alle zwei Jahre vorgesehen. Und auch wenn Müllsammeln in sehr kleinen Gruppen unter freiem Himmel trotz Corona möglich sein könnte, ließe sich die Aktion nicht so schnell aus dem Boden stampfen. "Normalerweise starten die Planungen mit Vereinen schon im November", erklärt Wricke. Und jetzt damit anzufangen und später zu sammeln, funktioniere auch nicht. Denn Müllsammelaktionen seien wegen des Artenschutzes nur bis März erlaubt.