Freddy Halk bedient den Sägespalter. Die Baumarkt-Kette drängt auf den Brennholzmarkt. Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Auf den ersten Blick klingt es wie eine Kampfansage eines Goliath gegen einen David: Bau- und Gartenmarkt-Riese „Hornbach“ ist in diesen Tagen in den Brennholzverkauf eingestiegen. Und bietet eine Art Rundum-Service an – mit eigens gegründeter Tochtergesellschaft. Der Aufruhr unter der nicht gerade kleinen Holz-Szene im ländlichen Sinsheim hält sich indessen in Grenzen.
Das Holz stamme aus „Wäldern Deiner Region“, wirbt „Hornbach“. Die Stämme, die zurzeit in der Dührener Straße liegen, habe man im Enzkreis gekauft. Oft handle es sich um Über- oder Restmengen des Großhandels und des verarbeitenden Gewerbes. „Wie eine Art Wanderzirkus“ ziehe der Holzmach-Tross künftig von Standort zu Standort, im kommenden Frühjahr will die Sinsheimer Abteilung dann Mosbach ansteuern und bis Winter 2020 wieder zurück in Sinsheim sein. Maschinenführer Freddy Halk, gelernter Möbelschreiner und Forstwirt, übernachtet hierfür im Wohnmobil, sein Assistent Marvin Ferer, ebenfalls Schreiner, wohnt in Östringen. Holz machen die beiden auf Abruf, binnen fünf Minuten läuft der Laden.
Zum Kampfpreis? 54 Euro pro Schüttraummeter Buchenholz, je nach Zuschnitt etwas mehr oder weniger, verlangt der Baumarkt bei einer Abnahme von drei Schüttraummetern, erläutert Maik Steinhilber. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur ist zuständig für den Bereich „Operative & Produktion“ der Hornbach Forst GmbH im pfälzischen Bornheim. Gesägt wird das Holz auch am Standort in der Dührener Straße in Sinsheim direkt vom Stamm mit einem schlagkräftigen Säge-Spalt-Automaten; per Laser wird der Inhalt mitgebrachter Kunden-Anhänger vermessen, notfalls können Anhänger oder ganze Lieferfahrzeuge gegen Aufpreis gemietet werden.
Die Zielgruppe der Märkte sei holzaffin; es sei „einfach praktisch“, nach dem Besuch im Baumarkt gleich noch Holz einzukaufen, sagt Steinhilber. Einziger Nachteil: Das Holz ist „waldfrisch“, das heißt: feucht, und muss „am besten einen starken Sommer lang trocken sitzen“, bevor man es verbrennen kann. Dafür handele es sich um „gleichmäßig viereckige Scheite, die besonders effizient brennen“ würden.
Maik Steinhilber von „Hornbach Forst“ (links) zeigt einen frischen Buchenscheit. Fotos: Tim Kegel
Ein Schlag ins Gesicht der vielen „Hobby-Brennhölzler“ rund um Sinsheim, die sich mit ihrem eigenen Schlagraum ein paar Euro dazuverdienen? „Wir kommen uns nicht ins Gehege“, glaubt Steinhilber. Seine klassische Kundschaft seien Personen, die „Umgang mit Holz“ hätten, denen aber die Zeit fürs Holzmachen fehle, oder denen „die Verarbeitung von Holz im Wald inzwischen zu beschwerlich geworden“ sei.
„Gemütlichkeits-Heizer“ kauften ihr Holz in der Regel anderswo. Vielleicht bei Leuten wie Nicolas Müller. Der Dührener ist einer von mehreren Brennholz-Verkäufern rund um Sinsheim. Er sagt, dass er in der laufenden Saison schon „recht gut verkauft“ habe.
Zwar würde sich die Szene in einschlägigen Internet-Foren und bei Facebook über den „Hornbach“-Fall austauschen. Viele sähen es jedoch wie Müller selbst: „Wenn sie meinen, sie können das, dann sollen sie’s machen. Ich habe meinen Preis.“ Das Holz von Müller und seinen Kollegen habe den Vorteil, trocken und daher sofort nutzbar zu sein; man bekomme es „vors Haus geliefert“, außerdem stamme es aus einem Radius von „maximal 20 bis 30 Kilometern“ und sei dann „auch wirklich regional“. Ein Ster Holz kostet im Kraichgau zurzeit zwischen 110 und 120 Euro, was nicht viel teurer als der „Hornbach“-Preis ist. Ein Schüttraummeter ist – das muss man wissen – etwa zur Hälfte Luft, da er, wie der Name schon sagt, geschüttet und nicht gestapelt ist.
Den Blick aufs Große Ganze hat Ulrich Landwehr, als Kämmerer der Stadt Sinsheim zuständig für die Holzverkäufe im Stadtwald: „Ich kenne das Thema“, sagt er, „unsere Leute wollen ihr Holz im Wald machen.“ Dies sei oft Familientradition, Sport und Freizeitvergnügen, oft hätten die Holzmacher in Maschinen investiert. 4000 Festmeter Holz verkauft die Stadt Sinsheim an Selbstmacher, die Menge ist auf 15 Meter pro Kunde begrenzt. 90 Prozent seien Stammkunden, die dann 55 Euro pro Festmeter zahlen würden. „Der Preis hat sich seit Jahren nicht verändert“, sagt Landwehr. Und ja, man könne mehr an den Mann bringen, als man tatsächlich verkaufe, tue dies aber aus Nachhaltigkeitsgründen nicht. Auch Landwehr bleibt gelassen beim „Hornbach“-Holz: „Ich sehe da keine Probleme.“