Aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden Veranstaltungsverbot war das Kurhaus, das momentan teilsaniert wird, lange Zeit geschlossen. Doch ein großes Minus in der Bilanz 2020 erwartet BTB-Chef Dieter Wohlschlegel, der jüngst den Jahresbericht 2019 im Gemeinderat vorstellte, nicht. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Für den Chef des Bad Rappenauer Touristik Betriebs (BTB), Dieter Wohlschlegel, dürften Besuche im kurstädtischen Gemeinderat Termine sein, die er gerne wahrnimmt. Denn regelmäßig wird er vom Plenum mit warmen Worten und reichlich Lob überschüttet. So auch im Rahmen der jüngsten Sitzung, als Wohlschlegel den BTB-Jahresbericht 2019 vorlegte.
Beispielsweise dankte Oberbürgermeister Sebastian Frei dem Tourismus-Chef und seinem Team für eine "sehr gute Zusammenarbeit". Zwar hat der Touristikbetrieb bei der Ertragslage ein Minus von 24.000 Euro (Vorjahr plus 27.000 Euro) zu verzeichnen, doch die Förderung der Stadt, die sich aus einem Zuschuss sowie Leistungen aus der Kurtaxenerhebung zusammensetzt, musste nicht komplett abgerufen werden. Knapp 1,1 Millionen Euro wurden der BTB zur Verfügung gestellt, genutzt wurden allerdings nur rund 980.000 Euro.
ÖDP-Fraktionssprecher Klaus Ries-Müller sprach von einem "hervorragenden Jahr" für die BTB – und das nicht nur aus finanzieller Sicht. Denn auch bei den Übernachtungszahlen konnte Wohlschlegel ein deutliches Plus von 27 Prozent verzeichnen. Demnach kamen 2019 im Vergleich zum Vorjahr 9000 Gäste mehr nach Bad Rappenau. Allerdings profitierte die Kurstadt hier auch von zwei Sondereffekten. Zum einen wurde im Februar das neue Hotel in der Salinenstraße eröffnet, zum anderen fand über den Sommer in Heilbronn die Bundesgartenschau statt.
Anne Silke Köhler (CDU) hob in ihrer Stellungnahme die 2019 eingeweihte Tourismus-Info am Bahnhof hervor. Ebenso sei das Parkfest gut angenommen worden, und sie freue sich zu sehen, was im Jahr 2021 an Freiluft-Veranstaltungen angeboten werden kann. Auch Gundi Störner (SPD) fand nur Lob für die BTB. Aber: "Spannender wird sicherlich der Abschluss 2020, denn viele Veranstaltungen mussten corona-bedingt ausfallen." Sven Hofmann (Freie Wähler) bescheinigte Wohlschlegel eine "gute Arbeit", und er hofft, dass "die BTB gut durch die Pandemie kommt".
Und danach sieht es aktuell aus: "Es läuft gar nicht so schlecht", sagte Wohlschlegel im Gespräch mit der RNZ. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres seien beispielsweise die Übernachtungszahlen um nur 21 Prozent eingebrochen. In anderen Kur-Kommunen seien die Zahlen um 32 oder gar 38 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum Jahr 2018 ohne Sondereffekte beträgt das Minus sogar nur 15 Prozent. "In Corona-Zeiten stehen wir richtig gut da", betonte der BTB-Chef.
Er geht davon aus, dass sich das Virus auch finanziell nicht allzu deutlich auf die Zahlen auswirken wird. Denn wenn keine Veranstaltungen stattfinden können, generiere man zwar keine Einnahmen, aber man habe auch keine Ausgaben. "Meistens legen wir bei großen Veranstaltungen zwischen 20.000 und 50.000 Euro drauf", erklärt Wohlschlegel. "So gesehen haben wir keinen großen Verlust." Der BTB-Chef ist "guten Mutes", dass man das Corona-Jahr nicht "über Gebühr" beendet und man erneut nicht den gesamten Ertragszuschuss der Stadt abrufen muss. Grund dafür sei auch, dass man die Personalkosten mit Kurzarbeit nach wie vor gering halte. Ebenso habe man die Werbung eingestellt. "Wenn nichts stattfindet, brauchen wir auch nichts bewerben", sagte Wohlschlegel.
Trotz der ganzen Einschnitte in den vergangenen Monaten blickt der BTB-Chef zuversichtlich in die Zukunft. Demnach plane man das Jahr 2021 so, als ob es kein Corona gebe. "Uns ist bewusst, dass es kein normales Jahr wird", betont Wohlschlegel. Dennoch müsse der Touristikbetrieb aber einen Haushalt aufstellen. Somit werden aktuell auch die Konzepte für ein Parkfest oder die Messe "Garten und Genuss" ausgearbeitet. Verträge unterzeichnet die BTB momentan aber keine. "Wir müssen bei vielen Dingen ganz vorsichtig sein." Denn im Falle einer Absage könne man sich jetzt nicht mehr auf Höhere Gewalt berufen und sei verpflichtet, die Vertragspartner zu bezahlen. "Wir müssen abwarten, wie die Lage im Frühjahr ist. Aber wir stehen Gewehr bei Fuß."