Zwei von vier Wänden sind bereits fertig und erfreuen schon jetzt die Bahnhofsbesucher: Graffiti-Künstler Felix Falkner vor der Wand mit dem Wiesen-Motiv. Bis zum 10. September sollen noch der Bachlauf und das Wald-Design folgen. Fotos: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Hier muss jeder Handgriff sitzen: Mit unzähligen Sprühdosen, einer Atemmaske und Malervlies bewaffnet, schreitet Felix Falkner zur Tat. In der Unterführung am Bahnhof werkelt der 25-Jährige seit inzwischen mehr als zwei Wochen an seinem neuesten Kunstwerk. Im Auftrag der Stadtverwaltung verschönert der gebürtige Hoffenheimer den tristen Durchgang und verwandelt ihn in einen farbenprächtigen Hingucker. Vandalen hatten mit ihren Schmierereien die 2013 von Thomas Last gesprühte Kunst zerstört, sodass nun etwas Neues entstehen sollte.
In einer Vorauswahl hatte sich Falkner gegen einen weiteren Künstler durchgesetzt und erhielt von der Stadt den Auftragt. Einzige Vorgabe: das Thema Natur soll umgesetzt werden. Für den Künstler ein Kinderspiel, hat er sich doch auf Naturdesigns spezialisiert. Auch sein Künstlername "Force of Nature" zeugt von einer Verbundenheit zur Natur und seiner Vorliebe für solche Motive. Die vier grauen Wände in Bad Rappenau verschönert er mit einem Bachlauf sowie mit Wald-, Wiesen- und Wassermotiven. Sowohl das Wiesen- als auch das Wasserdesign sind bereits fertig und erfreuen schon jetzt die Bahnhofsbesucher. "Es ist wunderschön. Hoffentlich bleibt es lange erhalten", sagt eine ältere Dame beim Vorbeigehen.
Die Liebe zum Graffiti hat Falkner vor elf Jahren entdeckt. Seit dem er 14 ist sprüht er seine Kunst auf Wände – selbstverständlich legal. Auf Eigeninitiative hat er sich um zu verschönernde Flächen gekümmert. Vor drei Jahren hat sich der Hoffenheimer nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Grafikdesigner selbstständig gemacht und arbeitet seither als freischaffender Künstler. Bereits 73 Auftragsarbeiten hat der 25-Jährige bisher erledigt. Und die Nachfrage steigt: "Für dieses Jahr bin ich ausgeplant." Jedes seiner Werke sei öffentliche Werbung für ihn und half dabei, ihn immer bekannter zu machen. So ist beispielsweise in Mauer, in der Sinsheimer "Klima Arena" oder im Heidelberger Märchenparadies auf dem Königsstuhl "Falknersche Kunst" zu sehen. Erst kürzlich sprayte er den Heiligen Florian an das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr von Waibstadt.
Der 25-jährige Hoffenheimer Felix Falkner bei der Arbeit.Für die Szene ist er in Sinsheim sogar öfter aktiv. Auf seine Initiative hin dürfen er und seine Graffiti-Kollegen auf einer Wand, die sie von den Segelfliegern des Flugsportrings Kraichgau zur Verfügung gestellt bekommen haben, ihre Kunst präsentieren.
In Bad Rappenau ist Falkner nun seit knapp zwei Wochen zu Gange. Die Hälfte hat er bereits geschafft. Sein Vorgehen ist immer dasselbe. Er arbeitet sich vom Hintergrund in den Vordergrund. Beim Wiesenmotiv (großes Foto) hat der 25-Jährige zunächst mit dem Himmel und den Wolken begonnen. Anschließend sprühte er die optisch weiter hinten stehenden Pflanzen und zuletzt den Kolibri auf die zuvor triste, grau Betonwand.
Zwar habe er immer den Plan vor Augen, doch während er an einer Wand arbeitet, könne sich das Motiv, dass er anfangs der Stadt digital vorgestellt hatte, schon noch einmal leicht ändern, verrät Falkner. So habe er ursprünglich einen Mülleimer, der direkt am Wiesenmotiv hängt, nicht bedacht und nun Pflanzen so gesprüht, dass es so aussieht, als wachsen sie aus dem Eimer heraus.
Dem Künstler ist bewusst, dass seine Kunst vergänglich ist. "Aber ich habe das Ziel, dass es immer ausreichend Werke von mir gibt, die man sich ansehen kann." Früher hat Falkner auch Kurse angeboten, doch jetzt "konzentriere ich mich auf meine eigenen Sachen". Denn der 25-Jährige arbeitet nach einem Credo: "Das nächste Bild sollte immer das beste sein, das existiert."
Anders als Tine Wittler bei ihrer RTL-Fernsehshow hat Falkner mehr Zeit für seinen "Einsatz an vier Wänden". Bis zum 10. September will der Künstler seine Werke in der Kurstadt vollendet haben. Und wenn die beiden noch fehlenden Motive (Bachlauf und Wald) ebenso detailliert umgesetzt werden wie die bereits fertigen Designs, dann ist die Kurstadt um einen Hingucker reicher.