Derzeit unbewohnbar ist die rechte Hälfte des Heckerhauses. Auf der anderen Seite, wo das Künstlerehepaar Goertz lebt, glich das Gebäude fast einer Ruine. Bürgermeister Frank Werner sagt: „Wir haben die Verpflichtung, es instandzuhalten.“ Foto: Anjoulih Pawelka
Von Anjoulih Pawelka
Angelbachtal.Das Projekt ist schon lange geplant, nun muss es in den kommenden Jahren umgesetzt werden: die Sanierung der rechten Hälfte des "Heckerhauses", die seit mehr als 15 Jahren leer steht. Von einigen Angelbachtalern wird das Projekt allerdings kritisch gesehen. Doch was genau soll mit dem Gebäude passieren? Hier wird das Künstler-Ehepaar Jürgen und Christa Goertz eine Produzentengalerie einrichten. Die beiden, die seit 1980 in der linken Hälfte des Hauses wohnen, haben noch vor Beginn der Amtszeit von Bürgermeister Frank Werner mit der Gemeinde einen Vertrag über die Nutzung geschlossen. Das habe sich so angeboten, erzählt das Ehepaar im Gespräch mit der RNZ.
Eigentlich wollten sie nur die Kirche, die hinter dem "Heckerhaus" steht, kaufen und renovieren. Darin sollten Jürgen Goertz’ Atelier und ein paar Wohnräume entstehen. Der frühere Bürgermeister Fritz Brandt habe das Ehepaar jedoch gefragt, wo sie denn wohnen wollten, und bot ihnen das Rentamt, das zu dieser Zeit leer stand, an. "Der ruinöse Zustand hatte eine gewisse Romantik", erzählt Jürgen Goertz. Auf den Fotos, die das Paar damals geschossen hat, ist das deutlich sichtbar.
Es gab zum Beispiel weder Fußböden, noch gleich hohe Türen. Teilweise glichen die Räume eher einem Gewölbekeller, als einem Wohnraum. Das schreckte Jürgen und Christa Goertz aber nicht ab. Sie einigten sich mit der Gemeinde darauf, dass die Familie das gesamte Haus auf eigene Kosten saniert. Im Gegenzug wurde nur eine Rohbaumiete erlassen. Die Nebenkosten wie Wasser, Heizung, Strom und Versicherung bezahlt die Familie natürlich ebenfalls. Der Preis sei ein "marktgerechter Quadratmeter-Satz", der sich mit den Jahren auch erhöht, sagt Bürgermeister Frank Werner.
Mit vielen individuellen und hochwertigen Materialien und noch mehr Gespür für Ästhetik haben Jürgen und Christa Goertz das Gebäude zu neuem Leben erweckt. Nach einem Jahr, 1981, konnten sie dann aus ihrer Kirche in das "Heckerhaus" ziehen. Damals war die andere Hälfte des Gebäudes noch von einem Arzt bewohnt. Dass Familie Goertz an dem Objekt ebenfalls Interesse hatte, lässt sich unter anderem damit erklären, dass auch weitere Gebäude rund um die Gartenanlage von ihnen genutzt werden. Jürgen Goertz betont im Gespräch auch immer wieder, dass Künstler viel Platz für ihre Werke brauchen. Die Gemeinde entschied sich aber gegen einen Verkauf, weil das Amtshaus für den Ort genauso viel Bedeutung habe wie das Wasserschloss, erklärt Werner.
2006, die Räume der rechten Hälfte des "Heckerhauses" stehen bereits seit drei Jahren leer, stellt die Familie den Antrag auf Übernahme der Mieträume. Man einigt sich vertraglich darauf, dass die ebenfalls in sanierungsbedürftigem Zustand befindliche Hälfte von der Gemeinde nach Stand des sozialen Wohnungsbaus ausgebaut werden soll. Dabei wird auch die Miete nach den dort festgelegten Sätzen erfolgen. Die Renovierung sollte bis 2008 abgeschlossen sein. Dabei gab es von beiden Seiten Gründe, das Vorhaben zu verschieben. Unter anderem starb Bürgermeister Brandt und des Weiteren musste Angelbachtal eine Finanzkrise bewältigen.
Von der Wand blättert der Putz, Böden sind teilweise nicht vorhanden im „Heckerhaus“. Foto: PawelkaNun hat das Projekt in der Gemeinde durchaus Priorität, denn bis 2022 muss die Maßnahme fertig und abgerechnet sein, da sonst die Zuschüsse von 51 Prozent aus dem Landessanierungsprogramm verfallen. Zu tun gibt es bis dahin noch genügend, denn die komplette Haushälfte ist nicht bewohnbar. Im Gebäude weisen die Steinböden teilweise ein Gefälle auf, die Sanitäranlagen müssen komplett erneuert werden, es gibt in manchen Räumen Wasserschäden und auch die Türrahmen sind völlig unterschiedlich hoch.
Aber nicht jeder kann den Vertrag zwischen Gemeinde und der Familie Goertz nachvollziehen. Thorsten Barth schlägt vor, das "Heckerhaus" nach der Sanierung zum Beispiel als Restaurant zu nutzen. Denn davon gebe es in Angelbachtal zu wenig. Aber auch Mietwohnungen könnte er sich vorstellen, denn "die Gemeinde ist kein Wohlfahrtsverband", sagt er. So könnte Barth sich vorstellen, dass Angelbachtal mehr Geld verdienen könnte. Werner weist darauf hin, dass der Mietvertrag bis zum Jahr 2035 läuft. Danach hat das Ehepaar zweimal die Option, das Haus für weitere zehn Jahre anzumieten. Daran sei die Gemeinde gebunden. Selbst wenn sie wollte, könnte sie gar nicht anders handeln. Dafür sieht der Bürgermeister aber auch keinen Grund. Die Verträge seien "seinerzeit eine vernünftige Regelung" gewesen.
Über die Behauptung, dass die beiden Künstler für "einen Appel und ein Ei", in dem Haus leben, ist Jürgen Goertz ziemlich verärgert. Er ist der Meinung, dass es genügend leer stehende Wohnungen und Häuser in der Umgebung gibt. Es fände sich dafür nur kein "Idiot", der das herrichtet.