Sinsheim. (pol/cbe) Durch Klopfgeräusche ist am Donnerstagabend ein Lkw-Fahrer an einer Autobahnraststätte bei Sinsheim aufgeschreckt worden. Als er nachschaute, stellte er mehrere Flüchtlinge auf seiner Ladefläche fest. Einer von ihnen entkam unerkannt.
Eigentlich wollte er seine Nachtpause machen, als der 49-jährige Lkw-Fahrer aus Rumänien die Raststätte an der A6 aufsuchte. Ob es sich dabei um die Raststätte Kraichgau Süd oder Nord gehandelt hat, konnte die Bundespolizei auf Nachfrage nicht beantworten. Nachdem der Fahrer Geräusche auf seiner Ladefläche gehört hatte, rief er mit Hilfe eines deutschen Lkw-Fahrers die Polizei. Noch während die Männer auf die Beamten warteten, hob sich die Plane und ein Mann sprang von der Ladefläche. Er flüchtete unerkannt über die angrenzenden Felder. Fünf weitere Männer im Alter von 15 bis 25 Jahren befanden sich noch auf der Ladefläche als die Polizei eintraf. Sie wurden zunächst zur Dienststelle der Bundespolizei nach Mannheim gebracht. Trotz der winterlichen Temperaturen wies keiner der Männer gesundheitliche Einschränkungen auf, teilt die Polizei mit.
Nach momentanem Stand der Ermittlungen, begaben sich die fünf aus Afghanistan stammenden Männer auf die Ladefläche des Lkw, ohne dass dessen Fahrer davon wusste. Wo genau die Männer auf den Lkw kletterten, ist noch nicht abschließend geklärt. Wie Polizeisprecherin Daniela Barg auf Nachfrage mitteilte, hielten sich die Männer wohl wenige Tage auf der Ladefläche auf. Der Lkw habe seine Fahrt in Rumänien gestartet und sei über Österreich nach Deutschland gefahren. Dass die Flüchtlinge sich schon in Österreich oder einem anderen Land in dem Lkw befanden, sei durchaus möglich, da an den Grenzen nicht auf jede Ladefläche geschaut werde.
In ihren Vernehmungen gaben die Männer Deutschland, Belgien oder Frankreich als Zielland an. Die drei Minderjährigen wurden in eine Jugendeinrichtung gebracht. Zwei 23 und 25 Jahre alte Männer von der Dienststelle entlassen. Sie müssen sich bei der Landeserstaufnahmeeinrichtung Karlsruhe melden. Die Person, die geflohen war, bevor die Polizei eintraf, konnte trotz sofortiger Fahndung nicht gefunden werden. Die Polizeisprecherin geht davon aus, dass sie sich melden wird. Dann könne sie ebenfalls Asyl beantragen.
Der Fahrer des Lkw sei von den Vorgängen sehr irritiert gewesen und habe mitgeteilt, dass ihm so etwas noch nie passiert ist. Laut Polizei handelt es sich bei ihm um keinen Schleuser. Er wurde nach der Vernehmung zu seinem Lkw gebracht und konnte seinen Weg fortsetzen.
Gegen die fünf afghanischen Staatsangehörigen wird nun wegen unerlaubter Einreise ermittelt. Weiterhin führt die Bundespolizeiinspektion Karlsruhe Ermittlungen wegen des Einschleusens von Ausländern. Laut der Polizeisprecherin will man zunächst herausfinden, wo die Flüchtlinge auf den Lkw geklettert sind. Bei den Ermittlungen würden auch Behörden aus Nachbarländern eine Rolle spielen. Die Frage, wie wahrscheinlich es ist, die Schleuser zu finden, wollte die Polizeisprecherin nicht beantworten
Update: Freitag, 8. Januar 2021, 17.28 Uhr