Von Armin Guzy
Zaisenhausen. Dass sie als Bürgermeisterin einer kleinen Gemeinde künftig eine Eier legende Wollmilchsau sein müsse, quittierte Cathrin Rübenacker am Freitag bei ihrer Amtseinsetzung mit einem Lächeln, das Räume füllt und einer Zuversicht, die ansteckend wirkt. Zaisenhausens neue Bürgermeisterin - mit 28 Jahren die jüngsten in Baden-Württemberg - verdeutlichte auch gleich, wie sie diesen Anspruch des Karlsruher Landrats Christoph Schnaudigel umzusetzen gedenkt: mit Bürgernähe, Offenheit und sachorientierter Teamarbeit.
Während des Wahlkampfes an den Haustüren der Zaisenhausener haben sie fast 200 Anregungen und Hinweise der Bürger gesammelt, die sie nun prüfen und abarbeiten wolle, versprach die Diplomverwaltungswirtin vor fast 300 Gästen, die zur feierlichen Amtseinsetzung im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in die Turn- und Festhalle gekommen waren - und die samt und sonders von der neuen Rathauschefin am Eingang mit Handschlag, manchmal auch mit einer herzlichen Umarmung begrüßt wurden. Mangelnde Bürgernähe kann ihr keiner nachsagen. Fehlender Enthusiasmus auch nicht: "Ich freue mich mordsmäßig auf das Amt, sagte Rübenacker, "und auf viele Begegnungen und gemeinsame Jahre".
Dabei tritt Rübenacker in große Fußstapfen, die ihr Amtsvorgänger Wolfgang Bratzel in 32 Jahren in der Gemeinde und darüber hinaus hinterlassen hat. Das mag ein Segen sein, hat sich die kleinste selbstständige Gemeinde im Landkreis doch unter Bratzels Ägide zu einer beneidenswert gut aufgestellten Kommune entwickelt, in der Verschuldung oder der Mangel an Arbeitsplätzen fast keinerlei Rolle spielen. Für die junge Bürgermeisterin kann sich Bratzels Erfolg aber auch zu einem Fluch entwickeln: Man wird sie an Bratzels Erfolgen messen.
"Zaisenhausen steht am Beginn einer neuen Epoche", machte Kürnbachs Bürgermeister Karl-Heinz Hauser, der im Namen des Kreisverbandes des Gemeindetages Grüße überbrachte, der neuen Rathauschefin Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, verhehlte aber auch nicht, dass die Herausforderungen an die Kommunen - und damit auch an Bürgermeister und Gemeinderäte - immer größer und komplexer würden. "Der 'Ostblock' hat an Attraktivität zugenommen", befand Hauser und die Erfüllung einer Frauenquote sei in den vier Gemeinden des östlichen Landkreiszipfels, mit Rübenacker Wahl kein Thema mehr.
"Sie haben sich im Wahlkampf auch inhaltlich engagiert. Sie werden mit Charme und jugendlicher Kraft dazu beitragen, dass Zaisenhausen eine aufstrebende Gemeinde bleibt", zeigte sich auch MdL Joachim Kößler zuversichtlich. Dem schloss sich auch Sulzfelds Bürgermeisterin Sarina Pfründer an, die zweite Frau an der Spitze der vier "Ostblock-Kommunen", deren Gemeinde mit Zaisenhausen über ein gemeinsames Gewerbegebiet auch wirtschaftlich eng verbunden ist.
Und die so mit reichlich Vorschusslorbeeren Bedachte? Die zog flux das kleine Podest unterm Rednerpult hervor und hielt souverän eine launige Antrittsrede, streifte die wichtigsten Themen und umriss dabei auch das Ziel ihrer Amtszeit: Zaisenhausen solle am Ende der acht Jahre auf einem guten Mittelplatz im Landkreis stehen. Wir alle stehen in der Pflicht, zum Nutzen und Wohl der Gemeinde zusammenzuarbeiten", warb sie um Unterstützung. "Wenn wir ein ehrliches Miteinander auf der Basis von Vertrauen und Offenheit schaffen, dann sind wir auf dem richtigen Weg."
Umrahmt wurde der Gemeinderatssitzungsteil, den Bürgermeisterstellvertreter Franz Stoffel als "den kürzesten meiner langjährigen Amtszeit" bezeichnete, nachdem er Cathrin Rübenacker vereidigt und die Bürgermeisterkette umgehängt hatte, und die anschließende Feier vom Musikverein und dem Gesangverein Liederkranz - neben dem Badenerlied auch mit dem Stück Nessaja aus dem Rockmärchen Tabaluga, das sich die neue Amtsinhaberin gewünscht hatte. Am 27. März wird sie ihre erste Gemeinderatssitzung leiten. "Es ist mein Traumjob - irgendwie hat alles gepasst", freute sie sich, und feierte in großer Runde mit Bürgern, Ehrengästen, darunter auch ihr Amtsvorgänger, mit ihrer Familie und vielen Weggefährten ihr neues Amt.