Östringen. (guz) Nach der Messerattacke auf einen 13-Jährigen in der Thomas-Morus-Realschule in Östringen hat dort die Aufarbeitung der Geschehnisse begonnen – mit großem Engagement von Schulleitung und Lehrern, aber auch mit professioneller Unterstützung durch Psychologen, Sozialarbeiter und psychosoziale Berater der Polizei. So lange wie nötig will man an der Schule vielfältige Hilfe anbieten, damit die Schüler den außergewöhnlichen Vorfall verarbeiten können, der bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Zur Sicherheit waren auch am Dienstag noch Beamte in Zivil auf dem Schulgelände.
Wie berichtet, hatte ein 13-jähriger Schüler am Montagvormittag in einem Klassenzimmer mehrmals mit einem Messer auf einen Gleichaltrigen eingestochen und diesen schwer verletzt. Entgegen anderslautender Mitteilungen waren die Verletzungen jedoch nicht lebensgefährlich, wie die Polizeidirektion Karlsruhe nun auf RNZ-Nachfrage bestätigte. Dort und auch seitens der Schule betont man auch, dass es sich nicht um einen Amoklauf gehandelt habe und keine weiteren Schüler in Gefahr gewesen seien, da der Angreifer nicht wahllos auf ander losgegangen sei, sondern ausschließlich auf seinen Kontrahenten. Sowohl Opfer als auch Täter haben der Polizei zufolge die doppelte deutsch-türkische Staatsbürgerschaft und tragen offenbar bereits seit längerer Zeit einen privaten Konflikt aus.
Gleichwohl hat sich die Gewalttat in einem Klassenzimmer zugetragen, und zwar vor den Augen mehrerer Mitschüler. Und längst ist nicht klar, wie der Angreifer reagiert hätte, wenn sich einer der Augenzeugen eingemischt hätte. Wie genau es dann einem Lehrer gelang, den zu diesem Zeitpunkt noch immer bewaffneten Angreifer in einem Klassenzimmer einzusperren, dazu macht die Polizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen ebenso wenig nähere Angaben wie auf die Größe des Messers und ob der Angriff offensichtlich oder hinterrücks erfolgt war. Immerhin: Der junge Täter sei bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten, und sein Opfer sei unbewaffnet gewesen, heißt es.
In der Schule geht man nicht davon aus, dass das Geschehen in kurzer Zeit aufzuarbeiten ist, und steht Schülern wie Eltern in dieser Sache dauerhaft zur Seite. Auch von der katholischen Kirche und vom Landkreis wird Hilfe angeboten, wie aus einem Brief an die Eltern hervorgeht, in dem Konrektor Dominik Knebel die verschiedenen Angebote zusammengefasst hat. Knebel hat erst im September diese Stelle übernommen, vertritt den erkrankten Rektor Alexander Oberst und wertet die Tat als "abscheulich".
Da der Angreifer mit 13 Jahren noch nicht strafmündig ist, wird seine Tat kein gerichtliches Nachspiel haben. Ohne Konsequenzen bleibt sie dennoch nicht. Laut Polizei wurde umgehend das Jugendamt involviert, und Konrektor Knebel kündigte "entsprechende Konsequenzen" an, womit wohl ein Schulausschluss gemeint sein dürfte. "Jedoch werden wir klar zwischen Tat und Mensch trennen müssen", auch das merkte Knebel an – verbunden mit dem Appell an die Eltern, in nächster Zeit ein besonderes Augenmerk auf ihre Kinder und deren Verhaltensweisen zu haben.