Hat den optimalen Rasen stets im Blick: TSG-Greenkeeper-Chef Maik Grimm in der Sinsheimer Arena. Foto: Hans-Joachim Of
Von Hans-Joachim Of
Sinsheim. Mancher Besucher in der modernen Sinsheimer "Pre-Zero"-Arena hat sich bestimmt schon gefragt, warum der Rasen auch im tiefsten Winter so schön grün ist. Maik Grimm, Leiter des vielköpfigen Greenkeeping-Teams der TSG Hoffenheim, weiß die richtige Antwort und sagt: "Weil wir das ganze Jahr über mit der richtigen Pflege am Start sind und für eine gesunde Grundversorgung mit Nährstoffen unser Wissen und Know-how einsetzen."
Zudem werde durch Vertikutieren, Striegeln, Sanden, "Aerifizieren", was so viel heißt wie Belüften, durch Mähen und Nachsähen gewährleistet, dass sich die Grünfläche stets in einem Top-Zustand befinde, der allen Anforderungen gerecht werde. Nicht umsonst heißt es bei den Kraichgauer Rasenflüsterern: "Greenkeeping ist Kunst."
Der 46 Jahre alte, verheiratete Maik Grimm ist Vater einer 16-jährigen Tochter und wohnt in St. Leon-Rot. Seit Oktober 2015 ist der gelernte Forstwirt für insgesamt zwölf Rasen- und fünf Kunstrasenplätze in Sinsheim und im Trainingszentrum Zuzenhausen in der Verantwortung und Frank Briel, dem TSG-Geschäftsführer des Bereichs Finanzen/Organisation unterstellt. Zehn feste Mitarbeiter, einige Halbtagskräfte sowie eine Handvoll ehrenamtlicher Helfer an Spieltagen, sind Bestandteil des Rasenteams und hören auf den Mann, der zudem eine dreijährige Zusatzausbildung zum "Fach-Agrarwirt Greenkeeping" absolvierte.
Vor einem Jahr seien drei neue Lichteinheiten mit einer Stromschiene für das Beleuchten des Rasens angeschafft worden: "Dadurch wird das Wachstum der Pflanzen gefördert und angeregt", sagt Grimm. Überhaupt: Die Rasenpflege sei aufgrund der Bauweise der Arena stets eine große Herausforderung: In fast allen großen Arenen und Stadien finde man "ein eigenes, extremes Mikroklima" vor. Im Spätsommer habe man fast kein Licht, was für die Fotosynthese wichtig wäre. Im Sommer herrschten teilweise Temperaturen zwischen 28 und 36 Grad, erläutert Grimm. Dies ändere sich auch in der Nacht wenig, da der Innenraum nicht abkühle. "Durch diese hohe Bodentemperatur ist der Rasen sehr anfällig und schwach." Im Winter helfe eine Rasenheizung, die nach Aussage von Grimm bei etwa fünf Grad Celsius Wurzeltemperatur angeschaltet und bis zu 13 Grad hochgefahren werde.
Bereits seit der Saison 2007/2008 müsse jedes Stadion der Erst- und Zweitligisten nach Vorgabe der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einer solchen Rasenheizung ausgestattet sein. Für Spieler und Fans sei das ein großer Vorteil, denn früher seien nicht wenige Spiele aufgrund der Witterung ausgefallen. Der schlechte Untergrund habe nicht nur den Spielfluss, sondern auch die Gesundheit der Profis gefährdet. Trotzdem könne der Rasen gerade bei "Schmuddelwetter" sehr tief und aufgeweicht sein.
Dies schmerze dem Fußball- und Hoffenheim-Fan Maik Grimm sehr, der früher auf dem Golfplatz in St. Leon-Rot 20 Jahre lang als stellvertretender Chef-Greenkeeper tätig war. "Das tut schon weh, wenn der Rasen arg ramponiert wird, und bedeutet viel Arbeit bis zum nächsten Heimspiel." Während er zu den Spielern eher weniger Kontakt habe, sei die Zusammenarbeit mit dem Trainer oder dem Zeugwartteam um Heinz Seyfert schon gegeben.
Je nach Witterungsbedingungen, speziell in der Sommerzeit, werde der Rasen mittels der eingebauten Wasser-Sprenger befeuchtet. "Unsere Profis wollen den Rasen ein wenig nass haben, damit der Ball schneller läuft", weiß Grimm. In der Halbzeitpause und nach dem Spiel würden entstandene Schäden und Löcher von freiwilligen Helfern, die mit speziellen Rasengabeln anrückten, beseitigt. "Je schneller diese Dinge erledigt sind, umso zeitiger erfolgt auch wieder die Erholung des heiligen Rasens", erklärt Grimm. Zuletzt sei in der Sinsheimer Arena übrigens im Juli 2018 ein neuer Rollrasen verlegt worden. Je nach Zustand der "Spielwiese" werde dann entschieden, wann es wieder einen neuen Rasenteppich gebe.
Der neueste Clou in Sinsheim und ein Novum in der Fußball-Bundesliga sei die Tatsache, dass die TSG den anfallenden Rasenschnitt in der Arena - immerhin fallen in zwei Wochen rund fünf Kubikmeter an - wieder verwenden würde. Seit Beginn dieses Jahres ist das Neckarsulmer Unternehmen "PreZero" nicht nur Namensgeber der Arena, sondern, als Entsorgungsfirma aus der Region, ein strategischer Partner der TSG. Seit dieser Zeit würden Stadionheft und Autogrammkarten der Hoffenheimer Profis auf Graspapier, das aus dem Rasen der Arena gewonnen wurde, gedruckt. Maik Grimms Wunsch für die aktuelle Saison? "Die Champions-League-Teilnahme ist eigentlich nicht realistisch, doch ein Platz im oberen Mittelfeld sollte schon möglich sein."