Seit dem vergangenen Frühjahr drehen sich alle fünf Windräder am Greiner Eck. Der Kampf der Bürgerinitiative gegen den ersten Windpark in der Region geht derweil weiter. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckarsteinach-Grein. Am Greiner Eck ist Ruhe eingekehrt. Die Baumaschinen sind längst verschwunden, die fünf Windräder drehen sich. Doch die Ruhe ist trügerisch. Denn hinter den Kulissen setzt die Bürgerinitiative "Greiner Eck" (BI) ihren Kampf gegen den seit dem vergangenen Frühjahr fertiggestellten Windpark oberhalb von Neckarsteinach unvermindert fort - nicht nur vor Gericht: Nun hat die BI Anzeige beim zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt und zusätzlich bei der Staatsanwaltschaft erstattet, weil der beim Bau des Windparks verwendete Schotter stark mit Arsen, Cadmium und Zink belastet sein soll. Die BI sieht eine Gefahr für das Trinkwasser und fordert den Austausch des Schotters.
"Das war eigentlich Zufall", sagt BI-Sprecherin Maria Lilek-Schirmer über den Weg, wie die BI auf die Belastung aufmerksam geworden sei. Als im vergangenen Jahr bei den Bauarbeiten Öl auslief, habe man erste Bodenproben genommen. Deren Analyse hätte erste Hinweise auf erhöhte Werte geliefert. Daraufhin habe man weitere Proben genommen und in einem Labor untersuchen lassen - insgesamt acht Stück an der Zuwegung und den Kranstellplätzen von zwei Windrad-Standorten in Wasserschutzgebieten.
Das Ergebnis sei erschreckend, wie Lilek-Schirmer sagt: Die in den Genehmigungen für den Windpark geforderten Grenzwerte von Arsen, Cadmium und Zink seien deutlich überschritten - beim giftigen Arsen sogar um das Fünffache des geforderten Werts: Statt 20 Milligramm pro Kilogramm wurden bis zu 100 gemessen. Die Werte seien von einem Gutachter analysiert worden, berichtet Lilek-Schirmer, die sich nun Sorgen um das Trinkwasser macht. "Das Greiner Eck ist Wassereinzugsgebiet für die umliegenden Orte, erklärt die BI-Sprecherin.
"Der Schotter muss deshalb ausgetauscht werden, bevor das Wasser belastet ist." Dies müsse schnell geschehen, da das Wasser dünne Deckschichtböden und Sandsteinkluften, wie sie im Odenwald vorkommen, schnell durchlaufe. "Eine auf Jahrzehnte zu befürchtende Verseuchung des Trinkwassers vom Greiner Eck ist faktisch nicht auszuschließen", so Lilek-Schirmer.
Das Regierungspräsidium werde nun "eigene Ermittlungen anstellen", wie dessen Sprecher Dieter Ohl gestern auf RNZ-Anfrage mitteilte. Der Anlagenbetreiber werde um eine Stellungnahme gebeten, gegebenenfalls werde das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie eingeschaltet. Es habe die Auflage gegeben, dass bei sämtlichen Arbeiten "eine Boden- und Grundwasserverunreinigung ausgeschlossen ist", so Ohl.
Für die Kontrolle des Schotters sei der Anlagenbetreiber zuständig. Natursteinschotter aus der Region, wie er hier verwendet worden sei, zeige öfter erhöhte Belastungen von Arsen, dies ist allgemein bekannt, so Ohl. Solcher Schotter werde schon seit Jahrzehnten, auch im Bereich von Wasserschutzgebieten, eingebaut. "Eine maßgebliche Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität ist hier nicht bekannt", so Dieter Ohl weiter. Dennoch könne dies erst nach detaillierter Prüfung abschließend beurteilt werden.
Windpark-Planer Jürgen Simon von "3 P Energieplan", bringt die Anzeige nicht aus der Ruhe: "Wir gehen davon aus, dass der Lieferant alle Auflagen erfüllt hat und das Material genutzt werden konnte."