Beobachtungen in Zeiten der Corona-Krise
In der Region rund um Heidelberg ist derzeit nicht mehr viel, wie es einmal war

Region Heidelberg. (fre/aham/cm) Die Corona-Krise sorgt auch in der Region im Alltagsleben für einen Ausnahmezustand. Die RNZ machte rund um Heidelberg diese Beobachtungen:
> Die Jet-Tankstelle in Kleingemünd hat eine behindertengerechte Toilette. Lobenswert. Das absolute Halteverbot, das auf der Tür prangt, soll in normalen Zeiten dafür sorgen, dass kein wartendes Auto den Zugang blockiert. In Krisenzeiten wie diesen hat das Halteverbot allerdings einen doppelten Sinn erhalten. Deshalb ist das WC-Schild ergänzt: "Achtung! Leider ist kein Toiletten Papier vorhanden." Die Hamsterkäufe zeigen Wirkung.

> Am dm-Markt im Stralsunder Ring in Leimen bildeten sich gestern Morgen lange Schlangen. Zeitweise wartete über ein Dutzend Kunden geduldig, um eingelassen zu werden. Denn auch hier wurde die maximale Zahl der Kunden im Markt begrenzt. "Fast jeder kam anschließend mit einer Packung Toilettenpapier heraus", berichtete eine RNZ-Leserin.
> Im Aldi-Markt in Kleingemünd dürfen sich nur noch 50 Kunden gleichzeitig im Laden aufhalten. Wollen mehr nach drinnen, öffnet die Automatiktür nicht mehr. Bei den Angestellten überwiegen die ernsten Gesichter, nicht nur weil Küchenrollen und Toilettenpapier – wie auch beim benachbarten Rewe-Markt – ausverkauft sind. Und das, obwohl seit Mittwoch nur noch eine Packung pro Person abgegeben wird. Um sich halbwegs gegen eine Ansteckung zu wappnen, wurde an den Kassen ein Spuckschutz improvisiert aus Holzlatten und durchsichtiger Verpackungsfolie. Sehr viele Kunden haben andere Schutzvorkehrungen getroffen: Sie bringen ihre eigenen Tragetaschen und -körbe mit, lassen die Einkaufswagen stehen. Andere haben sich ungeachtet der frühsommerlichen Temperaturen mit dicken Winterhandschuhen "bewaffnet".

> Bei der Post in Eppelheim gab es in den vergangenen Tagen noch das allseits begehrte Toilettenpapier. Der Haken: Der 8er-Pack kostete bis zu 8,49 Euro. Damit blieben die meisten Packungen liegen und das Wucher-WC-Papier wurde schnell zum Stadtgespräch. Nur: "Ich habe es gut gemeint und wollte eine Notlösung anbieten", erklärt Ladenbetreiberin Cornelia Schmidt auf RNZ-Nachfrage. "Zum Dank ernte ich einen Shitstorm." Denn das Foto vom Preisschild sei schnell im Internet geteilt worden, doch niemand habe ihre Mitarbeiter direkt angesprochen. Dann hätte man nämlich erfahren, dass sie das Toilettenpapier selbst teuer eingekauft habe, für 7,59 Euro. "Und ich muss dann noch Mehrwertsteuer bezahlen", so Schmidt. Am Ende konnte sie den Preis beim Lieferanten drücken und auch ihren eigenen senken. Inzwischen sei daher auch in der Postfiliale das Klopapier ausverkauft.
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> Eine Hausarztpraxis in der Neckargemünder Bahnhofstraße hat die Öffnungszeiten reduziert. An der Tür prangt der Hinweis, dass alle klopfen und draußen warten sollen, die Krankheitssymptome wie Fieber, Husten, Durchfall oder Gliederschmerzen aufweisen. In der Praxis selbst schaut der Hilfesuchende auf umgebundenen Mundschutz. Die Anspannung ist auch hier greifbar.