Tempo 30. Archiv-Foto: Christofer Menges
Von Alexander Werschak
Nußloch. Die Kommune hat einen Plan: einen Lärmaktionsplan. Bereits im Sommer waren die detaillierte Analyse des Verkehrslärms und mögliche Maßnahmen zur Reduzierung desselben vom Geschäftsführer der Koehler & Leutwein GmbH & Co. KG, Peter M. Koehler, im Gemeinderat vorgestellt worden. Zwischenzeitig wurden Stellungnahmen von Bürger- und Behördenseite eingeholt, sodass die Ratsversammlung jetzt die Endfassung von den Zeichentischen des Karlsruher Ingenieurbüros für Verkehrswesen verabschieden konnte. Die FDP/BfN-Vertreter Ralf Baumeister, Christoph Seemann und Peter Lüll votierten gegen die Lärmaktionsplanung.
Konkret sieht die Konzeption im Wesentlichen vor, auf großen Teilen der Nußlocher Hauptverkehrsachsen die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde zu begrenzen: in der Hauptstraße vom nördlichen Ortseingang bis zum Nepomuk-Park, in der Massengasse bis Höhe Leimbach, in der Walldorfer Straße bis an die Olympiahalle und in der Sinsheimer Straße bis zum Ortsausgang. Letzteres war von Anwohnerseite vielstimmig eingefordert worden – sämtliche Bürgereingaben stammten aus der Sinsheimer Straße.
Geraten Busse aus dem Takt?
Auf nennenswerten Abschnitten der Hauptstraße sollten den Karten zufolge zusätzlich sogenannte Lärmsanierungsmaßnahmen greifen. In der Praxis dürfte das der Einbau von besser isolierenden Fenstern sein; auch den Verkehrsweg mit einem schallschluckenden Belag zu asphaltieren wäre denkbar. Hier nämlich werden die maßgeblichen Grenzwerte von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht merklich überschritten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass alle Werte in den Lärmkartierungen grundsätzlich Berechnungen und nicht Messungen entspringen.
Prinzipielle Bereitschaft, die Vorhaben mitzutragen, signalisierten die Straßenverkehrsbehörden. Obwohl sie die Notwendigkeit an einzelnen Stellen in Frage zogen, etwa in den Bereichen geringerer Belastung, die durch Lückenschluss überbrückt wurden. Mit Gegrummel hatten im Zuge der Anhörung ferner die Verkehrsbetriebe moniert, ihre Busse könnten wegen der Verlängerung der Fahrzeiten durch die Geschwindigkeitsbeschränkung aus dem Takt geraten.
Das Meinungsspektrum im Gemeinderat reichte von generellen Zweifeln an der Wirksamkeit des Vorgestellten (Michael Molitor, SPD) bis zur damit verbundenen Forderung, flächendeckend Tempo 30 in Nußloch einzuführen (Bernhard Schuster, CDU). Während die Grünen die Geschwindigkeitsreduzierung in der Hauptstraße gerne nach Süden ausdehnen wollten (Ines Baust, früher Veits), ging Teilen der Liberalen die Sache schon im Norden zu weit, was sich im eingangs erwähnten Abstimmungsergebnis niederschlug. Dem Rathaus schwebt sogar mittelfristig ein Schutzstreifen für Fahrradfahrer in der Durchgangsstraße vor.
Neue Radwege nicht in Sicht
Auf zwei pedalgetriebenen Reifen unterwegs zu sein, verringert den Lärm natürlich erheblich. Doch an einer sicheren Radverbindung in der Verlängerung von Nußlochs Hauptstraße nach Leimen mangelt es, weil dem hierfür zuständigen Land die Kapazitäten zur Planung fehlen und der Kreis sich nicht in der Verantwortung sieht. Auch in den Ortsteil Maisbach gelangt man nicht auf einem adäquaten Fahrradweg. Und ein Radschnellweg im südlichen Rhein-Neckar-Kreis steckt im Stadium der Studie.
Zumindest aber werden die bestehenden Radwege in Nußloch künftig vernünftig ausgewiesen. So hatte der Gemeinderat das Ingenieurbüro Schwegler für 1500 Euro damit beauftragt, sich um Qualitätsprüfung und Ergänzung einer "zielorientierten Radwegbeschilderung" auf der gesamten Gemarkung zu kümmern – was laut Verwaltung demnächst erledigt wird. Und im kommenden Jahr sollen die zentralen Anlaufstellen in der Kommune für einen Betrag in ähnlicher Größenordnung einheitlich ausgeschildert werden. Darauf hatte sich das Gremium im Zuge der aktuellen Haushaltsberatungen verständigt. Fraglich ist noch, ob ein entsprechendes Konzept auch auf nichtamtliche Ziele, also vorwiegend Gewerbebetriebe, ausgeweitet wird.