Dossenheim-Schwabenheimerhof. (luw) Die Verletzungen im Genitalbereich der Stute "My Lady" stammen vermutlich von einem scharfen Gegenstand: Das ist das Ergebnis der tiermedizinischen Untersuchungen zu dem Fall eines verwundeten Pferdes in einem sogenannten Offenstall im Dossenheimer Ortsteil Schwabenheimerhof. Wie Polizeisprecher Michael Klump auf RNZ-Nachfrage erklärte, lasse sich "nicht ausschließen", dass das Pferd im Januar durch Fremdeinwirkung verletzt worden sei. Dies sei das Resultat des "Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts" in Karlsruhe und des Veterinäramts Rhein-Neckar.
Insbesondere für die Besitzerinnen der Pferde auf dem Gelände in Schwabenheimerhof war es ein Schock: Anfang Januar fielen ihnen bei der Stute "My Lady" Schnittverletzungen auf, die auch die behandelnde Tierärztin hinterher gegenüber der RNZ als solche bestätigte. Die Pferdebesitzerinnen und die Veterinärin gingen von Anfang an von einer Straftat aus. Weil für die Polizei keine "objektiven" Belege für eine Fremdeinwirkung vorliegen, schließt sie bis heute nicht aus, dass sich das Tier auch selbst an einem scharfen Gegenstand verletzt haben könnte. "Es gibt auf dem Gelände schön Örtlichkeiten, wo eine Selbstverletzung vorstellbar wäre", erklärte Klump. "Aber die Ursache bleibt letztlich offen."
Besonders aufhorchen ließ der Fall, weil bereits im vergangenen Sommer mehrere verletzte Pferde in der Region für Schlagzeilen gesorgt hatten. Bei den Fällen auf Höfen und Stallanlagen unter anderem in Neckargemünd-Dilsberg, Heidelberg-Pfaffengrund, Plankstadt und Wiesloch waren die Tiere ebenfalls mit einem scharfen Gegenstand verletzt worden – teilweise auch im Genitalbereich. Dazu hatte die Polizei zwischenzeitlich eine Ermittlungsgruppe "Koppel" gegründet, die allerdings keinen Verdächtigen fassen konnte.
Gerade erst eine Woche vor Bekanntwerden der Verletzung an der Stute in Schwabenheimerhof waren ähnliche Wunden bei einem Pferd im rund 25 Autominuten entfernten Gorxheimertal aufgefallen. Eine Tierärztin hatte beide Tiere behandelt und von "gleichen Schnittmustern" gesprochen.
"Mit den Fällen vom letzten Sommer sehen wir eigentlich keinen Zusammenhang", sagte nun Polizeisprecher Klump. Der im Fall von "My Lady" ermittelnde Beamte stehe "im engen Austausch" mit den Kollegen im hessischen Gorxheimertal. Ob hier ein Zusammenhang bestehe, sei unklar. Eine Reaktivierung der Ermittlungsgruppe "Koppel" sei aktuell nicht angedacht.
Update: Donnerstag, 18. März 2021, 20.12 Uhr
Verletztes Pferd ist traumatisiert
Dossenheim-Schwabenheimerhof. (luw) Hat sich das Pferd auf dem Gelände eines sogenannten Offenstalls selbst im Genitalbereich verletzt? Oder ist dies auf "Fremdeinwirkung" zurückzuführen? Auch am Tag nach der furchtbaren Entdeckung ermittelt die Polizei "in alle Richtungen", wie Pressesprecher Michael Klump am Freitag auf Nachfrage sagte. Die RNZ sprach auch mit der Pächterin des Grundstücks: Sie fand das verletzte Tier am Donnerstag und rief die Polizei – die Ladenburgerin ist überzeugt davon, dass diese Verletzungen auf einen Menschen zurückzuführen sind.
"Ich habe das Blut auf dem Boden gesehen, dann sofort die Pferde gecheckt und bei der Stute namens My Lady den Schweif hochgehoben", schildert Ann Kathrin Gehrig den Moment am Donnerstagnachmittag, der bei ihr und der Besitzerin von "My Lady" einen "großen Schock" auslöste. Auch das Tier sei noch spürbar "traumatisiert", sagt sie. Wie berichtet habe es Anzeichen auf eine Betäubung gegeben. "Die Stute war apathisch, fast wie paralysiert", so Gehrig. Ihre eigenen zwei Pferde auf dem Gelände blieben unversehrt. "Aber auch meine Stute wirkte matt", meint die 32-Jährige, die nach eigenen Worten mit Pferden zu tun habe, seit sie denken kann. Dem verletzten Tier sei Blut abgenommen worden, das nun auf eine mögliche Betäubung untersucht werde. "Uns ist über eine mögliche Betäubung nichts bekannt", sagte dazu Klump.
Gerade erst vergangene Woche war eine ähnliche Verletzung an einem Pferd in Gorxheimertal bekannt geworden. "Die Tierärztin, die dieses Pferd versorgt hat, hat sich auch um My Lady gekümmert", so Gehrig. "Sie sagt, es handele sich bei den Wunden um das gleiche Schnittmuster." Klump hingegen betont, dass sich die Polizei nach "objektiven Gegebenheiten" richten müsse. "Wir haben vor Ort kein Messer oder Ähnliches gefunden."
Nun bittet die Polizei um Hinweise: Wer hat am Donnerstag zwischen 11.15 und 15 Uhr in der Nähe etwas Verdächtiges bemerkt? Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 06 21 / 4 56 90 zu melden. Beim Gedanken an eine Straftat treibt Gehrig und andere Pferdebesitzerinnen um, dass diese am helllichten Tag an einer viel befahrenen Straße geschehen sei. Bereits seit Juni hatten bekanntlich mehrere Fälle von verletzten Pferden in der Metropolregion Aufsehen erregt – Gehrig: "Ich glaube nicht, dass das hier das letzte Mal war ..."
Update: Freitag, 8. Januar 2021, 19.57 Uhr
Schlug der Pferdeschänder wieder zu?
Dossenheim-Schwabenheimerhof. (luw) Die Polizei ermittelt in einem möglichen weiteren Fall des Pferdeschänders, der seit vergangenem Sommer in der Metropolregion immer wieder sein Unwesen treibt. Nach RNZ-Informationen wurden am Donnerstag zwei Stuten in einem sogenannten Offenstall im Dossenheimer Ortsteil Schwabenheimerhof betäubt; eines davon weise Schnittverletzungen auf. Ein Polizeisprecher bestätigte am Abend lediglich, dass ein Pferd auf der Anlage, die aus einem Unterstand und einer Koppel für die Tiere besteht, verletzt ist.
"Die Kollegen sind noch am Ermitteln", erklärte ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mannheim am Donnerstagabend auf Nachfrage der RNZ. "Es gibt ein verletztes Pferd. Aber es ist noch nicht klar, ob das durch Fremdeinwirkung passiert ist", so der Sprecher weiter. Demnach sei es auch möglich, dass sich die Tiere ähnliche Verletzungen hin und wieder versehentlich selbst zufügten, etwa durch die Berührung mit einem Gatter.
Bürgermeister David Faulhaber zeigte sich angesichts des Verdachts auf eine Fremdeinwirkung betroffen: "Wenn sich das so bestätigt, ist das schrecklich. Dann müssten natürlich in enger Abstimmung mit Pferde- und Gehöftbesitzern sowie Polizei künftig Maßnahmen getroffen werden."
In der Region hatten bekanntlich seit Juni verschiedene Angriffe eines oder mehrerer unbekannter Täter auf Pferde für Aufsehen gesorgt. Die Taten ereigneten sich auf Höfen und Stallanlagen in Plankstadt, Wiesloch, Neckargemünd-Dilsberg, Heddesheim-Muckensturm, im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund und in Walldürn. Oft wurden die Pferde mit einem scharfen Gegenstand an der Schulter, den Beinen, den Genitalien oder in der Nähe davon verletzt. Gerade erst vergangene Woche geschah eine ähnliche Tat auch im hessischen Gorxheimertal.