Mirela Alexia-Dolde (vorne) ist mit ihren Erntehelfern auch im Wald bei Nußloch im Bärlauch-Einsatz. Fotos: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Nußloch. Es liegt was in der Luft – Bärlauchduft! Auf dem Parkplatz "Weiße Hohle" am Ortsausgang Richtung Maisbach wartet an diesem Vormittag Mirela Alexia-Dolde auf die RNZ-Reporterin. Und dann geht’s mit dem Auto vorbei an der offenen Schranke ein paar Hundert Meter hinein in den Wald. Dort ist ihr rund 15-köpfiges Team abseits des Weges schon fleißig dabei, in großen Mengen Bärlauch zu ernten.
Nur fürs Foto sind die Erntehelfer aus Rumänien kurz etwas näher zusammen gerückt als zur Zeit üblich. Alexia-Dolde stammt selbst von dort, lebt aber schon seit 27 Jahren in Deutschland. Der Doldenhof im Sensbachtal – seit geraumer Zeit zur hessischen Stadt "Oberzent" gehörig – ist der Standort, von dem aus sie agiert. Und das auch hinsichtlich der Bärlauchernte. Dort wohnen die Erntehelfer, mit denen sie seit dem 16. März unterwegs ist. Den ersten Bärlauch-Einsatz gab es im badischen Weingarten, Eppingen und Binau standen oder stehen ebenfalls auf der Liste. In Nußloch wird voraussichtlich in dieser Woche nochmals geerntet.
Grüne, längliche Blätter: So sieht die immer beliebtere und sehr gesunde Nutz- und Heilpflanze Bärlauch aus der Nähe aus.Wer den "wilden Knoblauch" vermarkten will, muss das mit der jeweiligen Stadt oder Gemeinde sowie mit der Forst- und der Naturschutzbehörde abstimmen und pro geerntetem Kilo einen Obolus entrichten. In dem Fall sind das 61 Cent pro Kilogramm, mit einem Cent weniger pro Kilo werden die Erntehelfer entlohnt. Auf dem Großmarkt bringt ein Kilo Bärlauch etwa 2,20 Euro ein. Beim Verkauf an den Super- oder auch auf Wochenmärkten sind oft viel kleinere Mengen für diesen Betrag erhältlich. "Diejenigen, die ernten, verdienen immer am wenigsten", weiß Alexia-Dolde.
Und doch ist sie froh, ein paar gute Kräfte in ihren Reihen zu haben. Das sind dann nicht nur "Schnellernter", sondern auch "Vielträger", die gleich fünf Kisten Bärlauch auf einmal zum Transporter tragen. Eine Kiste kann je nach Beschaffenheit der Pflanzen immerhin drei bis vier Kilo wiegen. Laut Alexia-Dolde handelt es sich aktuell dank der vielen Niederschläge in den vergangenen Wochen um ein gutes Bärlauchjahr. Auf den Blättern der Pflanzen gibt es keine braunen Flecken, wie es in einem zu trockenen Frühjahr vorkommen kann.
Dieser Erntehelfer trägt sechs Bärlauch-Kisten á drei bis vier Kilogramm.Die Erntehelfer aus Rumänien haben ihre Kisten recht schnell voll, sie ziehen nach dem Fototermin ins steilere Gelände. Denn in Hanglage wachsen größere Pflanzen – und irgendwie müssen sie ja auch für Masse sorgen. In der gesamten Saison erntet das Team rund um Alexia-Dolde zwischen 40 und 70 Tonnen Bärlauch, der in einem Betrieb in Mutterstadt versandfertig gemacht wird.
"Mir macht die Arbeit in der Natur einfach Spaß", sagt die 52-Jährige. Sie weiß, dass Bärlauch "sehr gesund" ist und die Inhaltsstoffe der Heilpflanze das Immunsystem unterstützen. Die Nachfrage nach dem wilden Knoblauch aus dem Wald ist ihrer Schilderung nach in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Über den Handel ging bisher auch immer viel Bärlauch an die Gastronomie – das ist dieses Jahr aufgrund der Coronakrise leider anders. Dafür stieg aber in der Zwischenzeit die Nachfrage in Super- und Wochenmärkten, weil die Kundschaft seit der Pandemie mehr denn je auf gesunde Ernährung achtet, um die eigenen Abwehrkräfte zu stärken.
An einem Tag während der Saison sammeln die Erntehelfer übrigens säckeweise Bärlauch für die Pharmaindustrie. Dann geht alles noch ein bisschen schneller als sonst, weil es für die Weiterverarbeitung in diesem Wirtschaftszweig auch Blätter mit besagten braunen Flecken sein könnten. Doch die gibt es in diesem Jahr im Grunde nicht.
Im Einsatzgebiet in Nußloch müssen die Erntehelfer in Absprache mit den Behörden einiges beachten. Etwa, dass sie in einem Areal, in dem gerade viele junge Eichen aufgegangen sind, keinen Bärlauch schneiden dürfen. Generell sollte man die Blätter am Stiel mit einem Messer abschneiden und nicht einfach aus der Erde rupfen. Das gilt auch für alle, die die schmackhaften Wildpflanzen für den Eigenbedarf ernten wollen.