Kaum ein Platz in der Kirche blieb bei diesem besonderen Gottesdienst leer. Foto: Hinz
Von Elisabeth Hinz
Neckarsteinach. Das Feuer im evangelischen Kindergarten "Schatzinsel" bewegt die Vierburgenstadt. Noch ganz unter dem Eindruck dieses schlimmen Geschehens stand auch der Gottesdienst in der evangelischen Kirche unter der Leitung von Pfarrer Norbert Feick. Bis auf den letzten Platz besetzt war das Gotteshaus, vor allem von den "heimatlos" gewordenen Kindergartenkindern und ihren Eltern, den Erzieherinnen mit ihrer Leiterin Iris Lenz, aber auch von einer etwa 40-köpfigen Abordnung der Feuerwehr.
Diese hatte letzte Woche Mittwoch fast 24 Stunden mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften lange um den Erhalt des 40 Jahre alten Gebäudes gekämpft. Viele der Wehrleute hatten selbst sorglose Kinderjahre in dem Gebäude verbracht. Am Ende war der Kampf vergebens: Von der "Schatzinsel" ist nur noch ein Haufen Schutt und Asche übrig geblieben.
Diesen vorbildlichen Einsatz lobte auch Bürgermeister Herold Pfeifer, der den Feuerwehren von Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Neckarhausen, von Hirschhorn, Langental, Wald-Michelbach, Neckargemünd, Schönau und Eberbach dankte, den Sanitätern des Deutschen Roten Kreuzes, den Mitarbeitern des Bauhofs, der Polizei sowie verschiedenen Kreis- und Behördenvertretern. Er zeigte sich überwältigt von der "Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft", die er aus nah und fern erfahre. Pfeifer gab der Hoffnung Ausdruck, dass in absehbarer Zeit eine neue Kindertagesstätte gebaut werden könne.
Ähnliches berichtete auch Pfarrer Feick: Richtige "Gänsehautmomente" habe er erlebt - und er sei sich sicher, dass "Gott aus allem etwas Gutes entstehen lassen kann". Er segnete zwei neue Erzieherinnen und verabschiedete unter großem Beifall der Besucher das Ehepaar Hannelore und Horst Seibert, die viele Jahre in der Kita tätig waren.
Kitaleiterin Iris Lenz konnte ihre Tränen kaum zurückhalten, als sie den Dank aussprach, dass niemand verletzt oder sonst zu Schaden gekommen sei. "Aber unsere Heimat ist zerstört, alle Erinnerungen sind verbrannt", sagte sie. Die Kinder hätten eigentlich ein Weihnachtsspiel eingeübt, aber alle Requisiten seien verbrannt. Stattdessen stellten sich die Kleinen vor dem Altar auf und sangen ein Lied. Die musikalische Begleitung des gesamten Gottesdienstes übernahm Henriette Götz am Keyboard.
Anschließend bat Pfarrer Feick die Feuerwehrfrauen und -männer nach vorne - alle Kirchenbesucher standen auf und applaudierten lautstark. Dort sprach Björn Kronauer allen Kameraden seinen Dank aus für das, was sie in den letzten Tagen erlebt hätten: So viel Wertschätzung und Anerkennung hätten sie noch nie erfahren. Dabei sei doch die Feuerwehr 365 Tage im Jahr für alle da. Bei der weiteren Entwicklung möchten sie dabei sein: "Denn Kinder sind auch unsere Zukunft." Zur Erinnerung übergaben sie ein großes Stück Feuerwehrschlauch mit den Namen aller beteiligten Feuerwehrleute.
Schließlich dankte Feick auch den beiden Elternvertreterinnen Natalie Zantopp und Melanie Rolke, die nach dem ersten Notruf mit ruhiger Hand alles Notwendige getan hätten. Alle Erzieherinnen erhielten Geschenke und zum Schluss auch derjenige, der den Brand gemeldet hatte: ein in Neckarsteinach wohnender Schwarzafrikaner.