Die Filiale der Sparkasse in Dilsberg steht auf der Streichliste. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Nach der Gemeinde Wiesenbach wehrt sich nun auch die Stadt Neckargemünd mit einer Resolution gegen die Schließung einer örtlichen Sparkassen-Filiale. Der Gemeinderat hat ein Papier für den Erhalt der Filiale im Stadtteil Dilsberg einstimmig beschlossen. Die Sparkasse Heidelberg plant bekanntlich, unter anderem ihre Standorte in Neckargemünd-Dilsberg, Wiesenbach, Mauer, Lobbach-Lobenfeld und Heiligkreuzsteinach zu schließen, da diese kaum noch frequentiert würden.
"Es hat uns sehr geschockt, als die Sparkasse im Dezember auch die Schließung der Filiale in Dilsberg verkündet hat", sagte Bürgermeister Frank Volk. "Die Aufregung im Gemeinderat und in der gesamten Bevölkerung ist sehr groß." Volk, ehemaliger "Volksbanker", bedauerte insbesondere für ältere Einwohner, dass sich die Sparkasse als öffentliches Kreditinstitut aus der Fläche zurückziehe. Betroffen sei vor allem der Bereich östlich von Heidelberg. "Das können wir nicht einfach hinnehmen", meinte Volk. "Es stirbt auch ein Stück Identität des Dilsbergs." Deshalb habe der Gemeinderat – insbesondere der ebenfalls frühere Volksbank-Angestellte Jürgen Rehberger – eine Resolution ausgearbeitet.
Darin heißt es, dass die Stadt- und Ortschaftsräte die Ankündigung der Sparkasse "mit großer Bestürzung" zur Kenntnis genommen haben. Diese "unschöne Entwicklung" sei sehr bedauerlich und widerspreche den originären Zielen einer Sparkasse. Man sei sich sehr wohl bewusst, dass auch Sparkassen bei ihrer Präsenz in der Fläche hauptsächlich nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit ausrichten müssen. Dennoch müsste eine Sparkasse, die sich als regionaler Partner verstehe, auch weiterhin in kleinen Orten präsent sein.
Eine Sparkasse habe den öffentlichen Auftrag, die Region mit Bargeld und Bankdienstleistungen vor Ort zu versorgen. Damit habe sie auch eine Verantwortung für alle über 65-Jährigen, die nur bedingt mobil und zudem oft nicht an der digitalen Entwicklung beteiligt seien. Die Schließung der Filiale könne nicht durch eine "mobile Geschäftsstelle" kompensiert werden. Eine SB-Geschäftsstelle mit Geldautomat sei das Mindeste, das angeboten werden müsse. Der Gemeinderat und der Ortschaftsrat setzen sich daher "nachdrücklich" für den Erhalt der Filiale ein und widersprechen der Schließung "vehement". Volk hoffte, dass die Sparkasse zum Nachdenken gebracht werden kann. Die Hoffnung sei aber nicht sonderlich groß.
Anna Oehne-Marquard (SPD) erinnerte daran, dass es schon in den 70er-Jahren einen Sparkassenbus gab. Dieser sei aber nicht barrierefrei und habe sich damals nicht bewährt. Manche Bürger könnte ihre Bankgeschäfte nun nicht mehr selbst erledigen und seien auf Hilfe angewiesen. "Das verletzt die Würde", sagte Oehne-Marquard unter Applaus.
Lilliane Linier (SPD) erinnerte als Ortsvorsteherin von Waldhilsbach daran, dass die dortige Filiale schon seit 2016 geschlossen sei. Damals sei die Resolution, wie es in der RNZ hieß, ein "zahnloser Tiger" gewesen – und sie befürchtete, dass es nun wieder so ist. Damals habe es gar keinen Ersatz gegeben. "Da kann von Service keine Rede mehr sein", meinte sie. Die rollende Filiale sei ein Rückschritt, über den man in Waldhilsbach aber froh wäre. "Es ist keine gute Lösung, aber besser als keine", so Linier. Die damalige Ortsvorsteherin Anne von Reumont (CDU) berichtete von "großem Frust" und "massiver Enttäuschung". Es sei damals viel versprochen worden wie zum Beispiel Bargeldlieferungen. "Das hielt alles nur ein paar Monate."
Steffen Wachert (Freie Wähler) wollte wissen, ob es auch Schließungen in Orten gebe, aus denen Mitglieder des Verwaltungsrates der Sparkasse kommen. Volk erklärte, dass Altbürgermeister Oskar Schuster Neckargemünd vertrete und auch sein Wiesenbacher Amtskollege Eric Grabenbauer dem Verwaltungsrat angehöre. Giuseppe Fritsch (fraktionslos) fand die Schließung "unerhört". Er sah die Gefahr, dass Bürger in den verbliebenen Filialen Schlange stehen müssen – in Corona-Zeiten: "Das ist nicht in Ordnung."
Ilka Schlüchtermann (Grüne) war wichtig, dass der Sparkassenbus barrierefrei und häufig vor Ort ist. Volk berichtete, dass die Stadträte zu einer Besichtigung des Busses eingeladen werden. "Wir sollten uns überlegen, ob wir daran teilnehmen", meinte Petra Groesser (Grüne). Das müsse jeder selbst entscheiden, sagte Volk. Diese Gelegenheit sei optimal, um direkt Kritik zu äußern.