Die „Rainbach“, die eigentlich Gasthaus „Zum Neckartal“ heißt, steht vor einer Wiederbelebung. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Rainbach. Entenbratleber in Portweinjus, gegrillte Jakobsmuscheln, Waibels Rahmschnitzel: Die Speisekarte am Eingang zum Restaurant "Die Rainbach" sieht aus wie neu und lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Eine Tafel wirbt für durchgehend warme Küche und den Biergarten mit Platz für 200 Personen. Tatsächlich werden hier jedoch bereits seit über sechs Jahren keine Speisen mehr serviert. Das soll sich aber bald wieder ändern. Wenn der Gemeinderat am kommenden Dienstag ab 19 Uhr in der Aula des Schulzentrums zum ersten Mal in diesem Jahr tagt, dann wird es um das Projekt "Rainbach 2.0" gehen. Auf der Tagesordnung steht der Aufstellungsbeschluss zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Denn das Lokal mit der großen Historie und vielen prominenten Gästen (siehe Hintergrund) soll wiederbelebt werden.
Bekanntlich waren vor wenigen Wochen die Bagger in diesem Dilsberger Ortsteil angerückt. An dem seit einigen Jahren leerstehenden Gebäudekomplex hatte der neue Eigentümer mehrere Bäume gefällt. Bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit war das Vorhaben dem Gemeinderat vorgestellt worden.
"Wir wollen die Historie nicht verschwinden lassen, sondern an sie anknüpfen", betont Fatos Rukiqi. Der Projektentwickler der Onigkeit-Gruppe, die neue Eigentümerin der "Rainbach" ist, erklärt: "Wir planen Gastronomie, ein Hotel und eine Wohnnutzung."
Vor zwei Jahren gab es den ersten Kontakt mit der Eigentümerfamilie Waibel, Anfang des vergangenen Jahres kam es zum Verkauf. Neuer Eigentümer ist mit der "RED Real Estate Development GmbH" die Wohnungsbaugesellschaft der Onigkeit-Gruppe. "Es war ein faires Miteinander", sagt Rukiqi. "Wir werden das Objekt gut entwickeln." Es sei von Anfang an klar gewesen, dass an diesen Ort Gastronomie gehöre. Inzwischen gebe es mehrere Interessenten. Auch wenn der Gebäudekomplex komplett abgerissen wird, soll ein bisschen "Rainbach" auch weiterhin bestehen bleiben. Einzelne Räume sollen nachgebaut und Einrichtungsgegenstände übernommen werden. "Die Substanz des Gebäudes gibt einen Erhalt nicht her", sagt Rukiqi.
Inzwischen ist der Plan für das am Neckar gelegene Areal konkret, Details sollen jedoch zunächst dem Gemeinderat vorgelegt werden. Rukiqi verrät lediglich, dass zwei angrenzende Grundstücke erworben wurden und dass Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen geplant sind. "Wir werden anspruchsvoll und an den Ort angepasst bauen", sagt er. "Die Architektur wird dem Thema Wasser folgen." Der Projektentwickler verweist auf Erfahrung der Onigkeit-Gruppe beim Bauen am Wasser. Die Wohnungen in der Ziegelhütte am Neckarufer nahe des Neckargemünder Ortseingangs aus Richtung Heidelberg-Schlierbach seien erfolgreich realisiert und an den Markt gebracht worden.
Der Projektentwickler betont den guten Kontakt zur Stadt und die konstruktive Zusammenarbeit. Vom Gemeinderat habe man ein erstes Stimmungsbild auf die Planung erhalten. Onigkeit-Anwalt Frank Maaß erklärt, dass es um Transparenz gehe. Für das Projekt sei ein vorhabenbezogener Bebauungsplan notwendig. "Die Planungshoheit liegt bei der Stadt", erklärt Maaß. "Es geht Schritt für Schritt, wir sind auf einem guten Weg." Es gelte nun, eine Vielzahl von Stimmen in Einklang zu bringen und das Projekt gemeinsam mit der Politik voranzubringen. "Das Schlechteste wäre, wenn alles so bleibt, wie es ist", meint er.
Fatos Rukiqi hofft, dass der Gemeinderat am Dienstag grünes Licht gibt. Dann könnte das Verfahren ein halbes bis dreiviertel Jahr dauern. "Wenn es gut läuft, fangen wir nächstes Jahr an", sagt der Projektentwickler.