In dem umzäunten Areal werden vor Baustart Eidechsen gesammelt und umgesiedelt. Foto: Alex
Neckargemünd-Dilsberg.(cm) Für den umstrittenen Neubau des Feuerwehrhauses im Stadtteil Dilsberg ist am gestrigen Montag die Einspruchsfrist abgelaufen. Doch schon vorher hat sich etwas auf dem Gelände am Ortseingang von Dilsbergerhof kommend getan, was für Aufregung bei den Anwohnern sorgt: So hieß es, dass die Bauarbeiten beginnen, dass besonders geschützte Zauneidechsen eingefangen werden und dass eine hierfür notwendige Sondergenehmigung fehlen soll. Der Bürgermeister solle "augenscheinlich eigenmächtig" und "ohne vorhergehende Prüfung" gehandelt haben, heißt es in einem Schreiben der Anwohner an Behörden. Von einer "Nacht- und Nebel-Aktion" ist die Rede, man sei "überrascht und etwas entsetzt", das Vorgehen sei "nicht transparent und nicht bürgernah". Was ist dran an den Vorwürfen und was ist wirklich geschehen?
"Auf dem Gelände tut sich nun erst einmal nichts mehr", betont Stadtsprecherin Petra Polte. "Es wurden lediglich Zäune aufgestellt, damit wir keine Zeit verlieren." Wenn die Stadt die Genehmigung zum Einsammeln der Eidechsen erhalte, könne man gleich mit der für den Bau des Feuerwehrhauses notwendigen Umsiedelung starten. "Es wäre sinnvoll, wenn es noch dieses Jahr geschieht", so Polte. "Denn im Herbst und Winter graben sich die Eidechsen in die Erde ein." Dann sei das Umsiedeln nicht mehr möglich. Die Stadt benötige hierfür eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung, die beantragt sei. Denn es sei nach dem Naturschutzgesetz nicht erlaubt, geschützte Tiere aus ihrer Umgebung zu entfernen. "Bisher wurde keine Eidechse gefangen und umgesiedelt", betont Polte. Alles geschehe "in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde".
Und was sagt diese? Silke Hartmann, Sprecherin des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg, berichtet auf RNZ-Anfrage, dass die Untere Naturschutzbehörde noch "Nacherhebungen" gefordert habe. "Diese Ergebnisse liegen uns bisher nicht vor", so Hartmann. "Von daher können wir aktuell lediglich bestätigen, dass uns ein Antrag auf artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung vorliegt, der jedoch im Moment nicht entscheidungsreif ist."
Stadtsprecherin Polte berichtet weiter, dass zwei Petitionen gegen das Vorhaben im Rathaus eingegangen seien. Die Stadt gebe hierzu Stellungnahmen ab, die über Landratsamt und Regierungspräsidium an das Ministerium weitergeleitet werden. Eine beziehe sich mehr auf Artenschutz und Tiere, die andere auf Flächennutzungs- und Bebauungsplan. "Wir sehen aber weiter keine Hürden", so Polte. "Wenn die Petitionen Erfolg hätten und das Vorhaben verzögern, können wir das geltende Feuerwehrgesetz nicht einhalten." Denn das bisherige Feuerwehrhaus in der Bergfeste gilt als völlig veraltet.
Die Stadtsprecherin ist optimistisch, dass der "sportliche Zeitplan" mit einem Baubeginn im November einzuhalten ist. Dieser ist notwendig, damit Zuschüsse von fast 500.000 Euro nicht verfallen. Ob diese erneut bewilligt würden, sei unklar. "Wenn Einwohner ihre rechtlichen Möglichkeiten nutzen, dann muss man das zulassen", sagt Polte und tritt Gerüchten entgegen, dass die Stadt die Anwohner für die möglicherweise entgangenen Zuschüsse haftbar machen möchte: "Die Stadt holt sich nichts zurück." Vielmehr werde die Stadt die Anwohner mit Fakten informieren. So stimme es nicht, dass Teile des städtischen Bauhofs in das Gebäude verlagert werden. "Am Anfang war es mal eine Überlegung, dass der Bauhof einen Raum bekommt", so Polte. "Aber das wurde schnell verworfen." Auch seien kein Salzlager oder keine Wäscherei für Feuerwehrkleidung geplant – erst recht nicht für den ganzen Landkreis, wie es heiße.
Polte berichtet zudem, dass die eingerichtete Einbahnregelung für den Alten Hofweg nichts mit dem Neubau des Feuerwehrhauses zu tun habe. Diese habe ein Unternehmen beauftragt, das wohl in der Nähe an Stromleitungen arbeite.
Noch einmal zurück zu den Zauneidechsen: Die Anwohner befürchten, dass die Tiere wegen des Zaunes nun bei Starkregen nicht mehr auf höher gelegenes Gelände flüchten können. Außerdem soll der Zaun das Fluchtverhalten der Eidechsen stören. So wurde beobachtet, dass diese nun nicht mehr wegkommen, wenn sie von Vögeln gejagt werden ...