Ein Bus der Linie 35 der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft auf seinem Weg durch die Neckargemünder Altstadt. Foto: Blatt
Neckargemünd. (cm) Was ist an einem Vormittag Ende August an der Bushaltestelle "Stadttor" am Rande der Neckargemünder Altstadt geschehen? Ein 94-jähriger Fahrgast soll dort beim Aussteigen aus einem großen Gelenkbus der Linie 35 zweimal von der Bustür eingeklemmt und verletzt worden sein. So berichtet es jedenfalls dessen Sohn gegenüber der RNZ. Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) als Betreiber der Buslinie will nun intern ermitteln.
Bei dem Fahrgast handelt es sich um den Vater des Neckargemünders Dieter Rüdiger. Der fast blinde 94-Jährige lebt in Heidelberg und war an besagtem Tag gegen 11 Uhr am Betriebshof in der Bergheimer Straße mit seinem Rollator in den Bus der Linie 35 eingestiegen. Ziel war ein Optiker und Hörakustiker in Neckargemünd.
Als sein Vater am Stadttor ankam, sei dieser der einzige Fahrgast gewesen, berichtet Rüdiger, der ihn abholte. Der Senior habe beim Aussteigen an der mittleren Tür des Gelenkbusses wie immer den Rollator durch die Bustür auf den Boden gesetzt. Doch genau im Augenblick, als er aus dem Türrahmen steigen, wollte, habe sich "mit voller Wucht" die Tür geschlossen und ihn am rechten Arm getroffen. Daraufhin sei die Tür wieder aufgegangen und trotz eines lauten Schreis des Seniors kurz darauf wieder zugegangen – mit erneutem Treffer am Arm des 94-Jährigen. Sein Vater sei "völlig geschockt" gewesen, erzählt Rüdiger. Der Busfahrer sei zwar kurz ausgestiegen, dann aber einfach weitergefahren.
Der 94-Jährige habe wegen starker Schmerzen kaum seinen Termin wahrnehmen können. Der Arm sei angeschwollen und habe sich kaum noch bewegen lassen. Jede Berührung sei schmerzhaft gewesen. Also ging es in die Notfallambulanz des Josefskrankenhaus in Heidelberg, wo nach langem Warten "Gott sei dank keine Fraktur bestätigt" worden sei, so Rüdiger.
Stattdessen aber eine "schwere Quetschung", die wegen der Einnahme von Blutverdünnern auch bedrohlich sei. Nun müsse sein Vater, der sich zuvor selbst versorgte, von ihm und seiner Frau betreut werden, erzählt Rüdiger. Da er als ehemaliger Krankenpfleger vom Fach ist, sei dies möglich. "Andere müssten eine Kurzzeitpflege beantragen", meint der Neckargemünder.
Dieter Rüdiger ärgert sich, dass er von der RNV am Telefon lapidar auf das Beschwerdeformular auf der Internetseite verwiesen worden sei. Das Bedauern über den Vorfall sei erst auf Nachfrage geäußert worden. Nun will er Kontakt zu einem Anwalt aufnehmen. Rüdiger fragt sich, warum es keinen Sensor an der Bustür gab, der das Schließen verhinderte.
Ein RNV-Sprecher bestätigte auf Anfrage der RNZ, dass eine Beschwerde eingegangen sei. Der "Geschädigte" erhalte einen Fragebogen, mit dem der Fall auf Schadensersatzansprüche geprüft werde. "Wir müssen erst den Fahrer befragen", so der Sprecher. Auch müsse geklärt werden, ob die Bustür funktionierte. Die mittlere Tür im Gelenkbus werde zwar per Knopfdruck durch den Fahrer geschlossen. Aber diese habe einen Drucksensor.
Normalerweise gehe die Tür wieder auf, wenn noch jemand im Rahmen stehe. Insgesamt gebe es noch ein paar offene Fragen. Es sei jedenfalls kein Vorfall an diesem Tag von einem Fahrer gemeldet worden. "So etwas passiert leider immer mal wieder", so der RNV-Sprecher. "Wir wollen den Fall aber aufklären und bedauern das Geschehen sehr."