Das Bild „Interieur 2018“ hat Marianne Kaerner mit Acryl auf Leinwand gemalt. Fotos: nah
Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Das Coronavirus hat das öffentliche wie private Leben im Griff. Die Zahl der Neuinfektionen steigt wieder und eine Verschärfung der erneuten Einschränkungen ist wohl nur eine Frage der Zeit. Diese Einschränkungen beeinträchtigen auch den Kunstgenuss. Die Serie "RNZ-Galerie" stellt deshalb in loser Folge Kunstschaffende aus der Region vor. RNZ-Autorin Anna Haasemann-Dunka widmet sich heute Marianne Kaerner aus Neckargemünd.
Marianne Kaerner hat ihr Skizzenbuch immer auf ihren Reisen dabei. Das war schon in jungen Jahren so, als sie als Rucksacktouristin in Griechenland, der Türkei und Italien unterwegs war. Ihre Skizzen inspirierten die künstlerische Arbeit zu Hause im Atelier, wenn sie mit Acrylfarben ihre Impressionen und Interpretationen in ihrem ganz eigenen unverwechselbaren Stil auf Leinwand brachte. Alfred Arthur Sisley, ein englischer Maler des Impressionismus, zählte im jungen Künstlerleben zu ihren Vorbildern.
Marianne Kaerner, 1944 geboren und in Weinheim aufgewachsen, hatte in Stuttgart und Karlsruhe auf Lehramt studiert und ihre künstlerische Begabung über 40 Jahre mit dem Beruf verknüpft. Auch in ihrem Privatleben spielt die Kunst eine große Rolle, denn seit 36 Jahren ist sie mit dem Künstler und früheren Kunstpädagogen Walter Ludwig Ebert verheiratet, mit dem sie bis heute das Atelier teilt. Gemeinsam gestalten beide ihr 1996 in Neckargemünd bezogenes Haus mit Atelier und Garten als Gesamtkunstwerk. Dabei sind ihre Bilder und Skulpturen allgegenwärtig. Marianne Kaerner, die sich zeitweise in den 90er Jahren im Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler in Mannheim und wieder seit 2014 in der Künstlervereinigung sowie im Forum der Kunst in Heidelberg engagiert, legte stets Wert auf einen regen Kunstaustausch. Mit dem "Tag des Ateliers" fand sie gemeinsam mit ihrem Mann die dafür geeignete Form, zu der einmal im Jahr eingeladen wird.
Marianne Kaerner lebt in Neckargemünd.Die Kunst war ihr Begleiter seit der Jugendzeit. Mit den Eltern besuchte sie die Mannheimer Kunsthalle. Aus Kunstbildbänden kopierte sie sich die Werke, die sie besonders ansprachen und über die Künstlerbiografien tauchte sie in deren Gefühls- und Gedankenwelt ein. Ganz besonders die moderne Malerei hatte es ihr angetan.
Ihr künstlerischer Ausdruck entwickelte sich mit den Jahren im Wechselspiel zwischen gegenständlicher Orientierung und Abstraktion. Die Tektonik prägt dabei die Bildinszenierung und den Aufbau. "Das Strukturieren von Bildflächen mit horizontalen und vertikalen Linien und Strichspuren sind ein Merkmal meiner Arbeit", sagt die Künstlerin.
Großen Einfluss auf ihre Werke nehmen Landschaft, Architektur, Hafen, Licht und Leben im Languedoc in Frankreich: Seit 1993 hält sich das Künstlerehepaar dort regelmäßig auf. Viele Ausstellungen konnten durch die Verbindung nach Montpellier ins Heidelberger Haus seit 1983 realisiert werden. Ein besonderes Markenzeichen von Marianne Kaerner sind ihre "Images en Ligne": eine Serie von kleinformatigen, zusammenhängenden Bildern mit verwandtem Themeninhalt über mediterranes Leben.
"Interieur 2018", gemalt mit Acrylfarben auf Leinwand, stellt exemplarisch die Merkmale der künstlerischen Arbeitsweise von Marianne Kaerner dar. Die Bildentstehung entwickelt sich in einem langen Prozess. Die Gegenständlichkeit eines zuerst gefüllten Raumes wird dabei immer mehr reduziert und abstrahiert. Erkennbar ist noch das angedeutete Blumenbild, das auf einer Staffelei stehen könnte. Ansonsten wird das künstlerisch bearbeitete "Interieur" zerteilt von dunklen Linien und Flächen wahrgenommen. Die Farbe Blau assoziiert den Himmel und das mediterrane Umfeld. Den Mittelpunkt des Bildes dominiert als Hintergrund die Farbe Gelb wie ein vom Sonnenlicht geflutetes Fenster, das zum Blau in leuchtendem Kontrast steht.