Platz für ein Café und einen Neubau wäre genug bei der Moos’schen Mühle. Ob die Pläne aber realisiert werden, ist fraglich. Fotos: Alex (2)/privat
Von Nicolas Lewe
Meckesheim.Eigentlich hätte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über einen Bauantrag abstimmen sollen, der das Gremium bereits Ende 2018 beschäftigt hatte: die Pläne von Ex-Bürgermeister Hans-Jürgen Moos für die Errichtung eines gastronomischen Betriebs im Mühlweg in der "Moos’schen Mühle". Damals hatte der "alte" Gemeinderat mit zehn zu drei Stimmen gegen die Umnutzung und Erweiterung der Mühlenscheune gestimmt. Begründet wurde die ablehnende Haltung unter anderem damit, dass das Projekt mit einer maximalen Auslastung von 260 Café-Besuchern für das Wohngebiet zu ambitioniert sei. Nun, ein knappes Jahr später, sitzt Hans-Jürgen Moos selbst im Gemeinderat: als Fraktionsvorsitzender der SPD. Bei einer erneuten Abstimmung hätte er also auf den Besucherrängen Platz nehmen müssen.
Hätte wohlgemerkt. Denn zu besagter Abstimmung kam es gar nicht. Sowohl der Bauantrag als auch eine damit verbundene Bauvoranfrage für den Neubau eines vierstöckigen, 40 mal zwölf Meter großen Gebäudekomplexes für zehn Miet- beziehungsweise Eigentumswohnungen tauchten am Sitzungstag in der Tagesordnung plötzlich gar nicht mehr auf. Bürgermeister Maik Brandt informierte zu Beginn der Gemeinderatssitzung darüber, dass der Antrag und die Voranfrage kurzfristig vom Antragsteller, also von Hans-Jürgen Moos, zurückgezogen wurden. Die Verwaltung hatte das Vorhaben als "unqualifiziert" eingestuft.
Ein entscheidendes Detail ergänzte Brandt auf RNZ-Nachfrage nach der Sitzung. Demzufolge habe das Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises auf Antrag von Moos eine Gebietseinstufung vorgenommen. Das Ergebnis, so Brandt, habe darin bestanden, dass das beim ersten Antrag von der Verwaltung noch als "allgemeines Wohngebiet" eingestufte Areal nun als ein "reines Wohngebiet" eingeschätzt wurde. Einen aktuellen Bebauungsplan gibt es in diesem Bereich laut Moos zwar nicht, Brandt zufolge ist aber klar: "Ein reines Wohngebiet dient dem Wohnen, Gastrobetriebe sind ausgeschlossen." Faktisch könnte dies sogar das Ende von Veranstaltungen wie dem "Kleinen Kultursommer" oder der "Mühlenweihnacht" bedeuten. Brandt verweist auf derzeit laufende Abklärungen mit den Fachbehörden. Über eventuell notwendige Anpassungen hinsichtlich eines Bebauungsplans müsste der Gemeinderat entscheiden.
Zur Einordnung: 2013 hatten die damaligen Besitzer den Wunsch geäußert, die Mühle als Seniorenpflegezentrum umzunutzen. Im April 2013 wurde dem Vorhaben unter Bürgermeister Hans-Jürgen Moos mit entsprechenden Satzungserlassungen der Weg freigemacht. Die Pläne zerschlugen sich jedoch und 2015 wurde Moos selbst zum Mühlenbesitzer. Ein Szenario, an das er, so sagt Moos heute, 2013 noch nicht einmal im Traum gedacht habe.
Seine groß gedachten Pläne erhielten jedoch wie eingangs erwähnt mit dem ablehnenden Gemeinderatsvotum einen Dämpfer. Im zweiten Obergeschoss war damals laut Bauantrag von November 2018 noch eine Ausstellungsfläche geplant, von der Moos inzwischen wieder Abstand genommen hat. Rathauschef Brandt sagt: "Bereits im September 2017 wurden dem Investor die baurechtlichen Zwänge bei einem Termin vor Ort mitgeteilt." Auch ohne Galerie lasse sich "nicht im Ansatz eine erkennbare Lösung zu bestehenden Hindernissen erkennen".
Moos reagiert gegenüber der RNZ mit Unverständnis. Er erklärt: "Die Gemeinde blockiert unter immer neuen fadenscheinigen Argumenten." Für ihn sei das zwar sehr ärgerlich, er beabsichtige aber weiter, beide Projekte umzusetzen. Der Verwaltungsspitze wirft Moos in dieser Sache eine "tendenziöse und fehlerhafte" Informationspolitik vor. Deshalb werde er künftig die Gemeinderäte vorab selbstständig informieren, ehe das Thema erneut auf die Tagesordnung kommen wird. Moos: "Ich habe gegenüber dem Landratsamt und der Gemeinde klar zum Ausdruck gebracht, dass ich bei-de Anträge im Jahr 2020 neu aufleben lassen werde."
Bezüglich der Pläne für sein Mühlen-Café zeigt sich Moos kompromissbereit. Er betont: "Ich warte auf ein Limit, das die Gemeinde mir gibt." Wenn es am Ende nur die Hälfte der Plätze würde, könne er auch damit leben, solange dies wirtschaftlich sei. Die geplanten Wohnungen hingegen würden aus seiner Sicht eine Entlastung für die Gemeinde bedeuten. Moos weiß: "Mietwohnungen sind in Meckesheim Mangelware." Er verstehe nicht, warum die Kommune darauf beharre, dass als Nutzungszweck einzig eine Einrichtung zur Seniorenpflege infrage käme. Moos macht deutlich: "Ich will kein Pflegeheim bauen."