Der berühmte Unterkiefer soll an seinen Fundort zurückkehren
Das ist das Ziel der neu gegründeten "Stiftung Urmensch von Mauer" - Traum vom Museum lebt
Von Jutta Trilsbach
Mauer. Kehrt der über 600.000 Jahre alte Unterkiefer des "Homo heidelbergensis" schon bald an seinen Fundort Mauer zurück? Und zwar seiner Bedeutung als Schlüsselfund der Menschheitsgeschichte angemessen ausgestellt in einem neuen Museum an der Sandgrube Grafenrain? Ein erster Schritt, diesen lang gehegten Wunsch von Mitgliedern des Vereins "Homo heidelbergensis von Mauer" und der Gemeinde zu verwirklichen, wurde jetzt mit der Gründung der "Stiftung Urmensch von Mauer" gemacht. Denn im Urgeschichtlichen Museum im Rathaus ist aus Sicherheitsgründen lediglich eine Kopie des weltberühmten Unterkiefers ausgestellt. Das wertvolle Original schlummert in einer Schublade verschlossen, zum Zwecke der Wissenschaft, in der Universität Heidelberg. Lediglich zu großen Jubiläumsveranstaltungen wird der Unterkiefer, den der Sandarbeiter Daniel Hartmann am 21. Oktober 1907 zu Tage schaufelte, unter strengem Polizeischutz an seinen Heimatort geholt.
Freuen sich über die Gründung der Stiftung (v.l.): Volker Liebig, Cornelia Sussieck, Michael Rudolf, Wolfram Freudenberg, Erich Mick, John Ehret und Dietrich Wegner. Foto: Trilsbach
Aus Anlass der Stiftungsgründung fand nun im Rathaus eine würdige Feier im Kreise vieler prominenter Gäste statt - darunter auch Vereinsmitglied und Unternehmer Wolfram Freudenberg, der einen Gipsguss des "Homo heidelbergensis" aus seinem Privatbesitz überreichte. Bürgermeister John Ehret begrüßte die Gäste als "Hausherr" herzlich. Der Vorsitzende des Vereins "Homo heidelbergensis von Mauer", Volker Liebig, ging nach vielen Dankesworten an die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder auf das jetzige Urgeschichtliche Museum ein, das im Jahr 1982 vom damaligen Bürgermeister Erich Mick aufgebaut wurde. Doch inzwischen platzt der kleine Museumsraum mit rund 150 Exponaten von Tierfossilien, menschlichen Schädeln, Steinwerkzeugen und Kunstobjekten aus allen Nähten. "Die Hauptpersonen sind heute die Stifter, die Eheleute Cornelia Sussieck und Dietrich Wegner, die genau wie Erich Mick mindestens seit 40 Jahren in Sachen Urmenschen unterwegs sind", sagte Liebig.
Die promovierte Mineralogin Cornelia Sussieck erklärte ihren Beweggrund: "Wir haben keine Nachkommen und möchten, dass das Geld, das einmal übrig sein wird, in diese Stiftung eingeht", sagte sie. Und weiter: "Von dieser Idee waren wir schon lange beseelt und haben versprochen, dass sie nicht mehr aufgeschoben wird!" Die ganze Region, so Sussieck, solle von dem Stiftungsvorhaben profitieren. Dieses beinhaltet die Förderung von Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur, den Denkmalschutz und -pflege, die Erziehung, Volks- und Berufsbildung, den Naturschutz, die Landschafts- und Heimatpflege sowie die Heimatkunde. Die Vorhaben sollen stets in enger Kooperation zu den staatlichen baden-württembergischen Museen und den Forschungseinrichtungen der Universität Heidelberg sowie politischen Gremien und Tourismusorganisationen umgesetzt werden. "Und wir finden es schade, dass ein so markantes, wertvolles und weltberühmtes Fossil noch keine stattliche Heimstatt gefunden hat, in der es einer größeren Öffentlichkeit gezeigt werden kann", betonte Sussieck.
Ein steiniger Weg liegt also noch vor den Initiatoren. Es gilt, Sponsoren zu gewinnen. Denn der Bau eines neuen Museums, für den es übrigens schon seit vielen Jahren einen Entwurf eines Architekten gibt, würde einen Millionenbetrag verschlingen. Doch das Museum soll keine Utopie bleiben - gemäß dem Motto der Stiftung: "Zukunft braucht Herkunft!"