Hunde ähnlich wie dieser American Staffordshire-Terrier griffen den 15-Jährigen an. Foto: Getty
Leimen-St. Ilgen. (bmi/cm) Der Angriff zweier Kampfhunde auf einen 15-Jährigen schlägt auch einige Tage später weiter hohe Wellen. Der Jugendliche war mit zwei Freunden mit dem Fahrrad nahe der Karlsruher Straße unterwegs gewesen, als er plötzlich von zwei "American Stafford"-Mischlingen attackiert, zu Boden gerissen und vielfach gebissen wurde. Während der 15-Jährige weiter mit schweren Verletzungen in einer Spezialklinik liegt, sind weitere Hintergründe zu dem Vorfall in der Probsterwaldsiedlung bekannt geworden.
Zum einen kursiert seit Donnerstagmorgen im Internet ein Video über die Hundeattacke, offenbar mit dem Handy gefilmt von einem der beiden vorausfahrenden Begleiter des 15-jährigen Opfers. Die Bilder sind schockierend. Sie zeigen, wie die beiden Hunde den radelnden Jugendlichen verfolgen; plötzlich springt einer der Hunde den 15-Jährigen an. Er versucht sich zu wehren, holt mit dem linken Bein zum Tritt aus, wird dann zu Boden gerissen und von beiden Hunden attackiert. "Die beißen den", ist die schrille, erregte Stimme einer der beiden Begleiter des Opfers zu hören.
Nicht zu sehen ist der 16-jährige Bruder des volljährigen Hundehalters. Er war zum Zeitpunkt der Attacke mit den beiden Hunden unterwegs und ihm gelang es unter Einsatz von körperlicher Gewalt, das Opfer von den Tieren zu befreien. Gegen die beiden Brüder wird nun wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt, da sie gleich vierfach gegen die baden-württembergische Kampfhundeverordnung verstoßen: Die darunter fallenden Tiere dürfen nur mit Maulkorb, angeleint, einzeln und von einem volljährigen Begleiter ausgeführt werden.
Hinweis: Aufgrund der verstörenden Szenen verzichten wir darauf, das Video an dieser Stelle zu zeigen oder darauf zu verlinken.
Indes berichtet ein RNZ-Leser, dass er sich bereits Anfang April wegen der Hunde an die Stadt Leimen gewandt habe. Er hatte als Nachbar des Hundehalters den Eindruck gewonnen, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten würden. Sie bekämen kaum Auslauf, würden teils stundenlang tags und nachts heulen, sich gegenseitig im Garten attackieren und kämen dem Kleinkind eines weiteren Nachbarn an einem nur etwa 60 Zentimeter hohem Zaun gefährlich nahe, so seine Beobachtungen. Auch habe der Nachbar die Stadt darauf hingewiesen, dass die Hunde ohne Leine ausgeführt wurden.
Ordnungsamtsleiter Walter Stamm bestätigt auf RNZ-Nachfrage den Vorgang. Die Verwaltung sei dem Hinweis nachgegangen, habe hinsichtlich der Hundehaltung aber nichts zu beanstanden gehabt. "Damals waren die Hunde bei uns als American Bulldogs gemeldet", erklärt Stamm. Und damit nicht als Kampfhunde. Denn - anders als in Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen - wird diese Rasse in Baden-Württemberg nicht als solche gelistet. Somit galt zu diesem Zeitpunkt auch nicht die entsprechende Verordnung samt Leinen- und Maulkorbpflicht.
Weil nach entsprechenden Hinweisen aber der Verdacht bestand, dass die beiden Hunde auch hierzulande als Kampfhunde einzuordnen sind, hat sie die Stadt laut Stamm ab Anfang Mai als solche behandelt. "Wir haben entsprechend den Besitzer schriftlich auf seine Pflichten hingewiesen", so Stamm. Ein weiteres Mal mündlich Anfang Juni, als dann auch die Polizeihundestaffel die Hunde "phänotypisch als American Stafford"-Mischlingen einordnete. Doch wie sich zeigte, ignorierte der Halter weiter die gesetzlichen Vorgaben - mit fürchterlichen Folgen.
Info: Mehr zum Thema finden Sie in unserem Dossier unter www.rnz.de/kampfhunde
Kampfhunde-Angriff in Leimen: Was nun mit den Hunden passiert, 11. Juni 2019
Kamera: Reinhard Lask / Interview und Produktion: Vanessa Dietz