Das Alte Rathaus in St. Ilgen ist ein teurer Sanierungsfall. Foto: Alex
Leimen. (fre) Hand in Hand mit der Verabschiedung des Haushaltsplans für 2018 gingen drei Anträge zu dem gut 76,6 Millionen Euro schweren Zahlenwerk. Die CDU wollte die seit Jahrzehnten nur versprochene Trauerhalle inklusive Toilette auf dem Gauangellocher Friedhof in die mittelfristige Finanzplanung aufgenommen wissen. Die FDP wiederum forderte ein Abspecken der aus ihrer Sicht zu teuer geplanten Sanierung der St. Ilgener Amtsverwaltung sowie einen vorerst kleineren Ausbau der Geschwister-Scholl-Schule zur Gemeinschaftsschule. Gemäß den klaren Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat kam der CDU-Wunsch durch, die beiden FDP-Anträge nicht (vgl. weitere Artikel).
Die Trauerhalle wurde Gauangelloch im Eingemeindungsvertrag zugestanden - seither ist nichts passiert. Richard Bader (CDU) zufolge werde der Unmut der Bürger im Bergstadtteil ob dieses "untragbaren Zustands" immer größer. Mathias Kurz (FW) war da deutlicher: "Die Bürger sind stinksauer." Deshalb solle die Trauerhalle auf die Jahre 2019/20 vorgezogen werden. Die Finanzierung der benötigten 1,5 Millionen könne angesichts der historischen Niedrigzinsphase über eine Neuverschuldung erfolgen, was harsche Kritik seitens Ralf Frühwirts (GALL) herausforderte: Bevor die Schulden nach oben getrieben würden, gelte es erst einmal den tatsächlichen Bedarf anzuschauen. Sprich: die Zahl der Beerdigungen im Jahresdurchschnitt.
Dass beim Alten Rathaus in St. Ilgen gehöriger Sanierungsstau herrscht, den Oberbürgermeister Hans D. Reinwald mit "katastrophal" umschrieb, wollte Klaus Feuchter (FDP) nicht in Abrede stellen. Aber nur das Wichtigste - kaputtes Dach, Toiletten, Haustechnik - sollte gemacht werden. Statt 1,5 Millionen ließen sich so die Kosten auf 0,65 Millionen reduzieren: "Wir müssen uns nach der Decke strecken", das Waschen der Fassade oder die Natursteinpflege könne warten. Rückendeckung kam von GALL-Frühwirt, der mit Blick auf die Sanierungsabsichten von einem "kleinen Schlösschen" sprach. Die Mehrheitsmeinung vertrat Dietrich Unverfehrt (SPD): Schon beim Blick auf zusätzlichen Raumbedarf - der OB erwähnte die Schuldnerberatung - sei das von der FDP vorgeschlagene Strecken das "Sparen am falschen Platz".
Feuchters Vorschlag, den Ausbau der Scholl-Schule in St. Ilgen vorerst nur zweizügig zu verwirklichen, so vorerst 800.000 Euro zu sparen und erst bei Bedarf für eine Dreizügigkeit zu erweitern, nannte der OB einen "Schildbürgerstreich". Der Antrag beim Oberschulamt sei als Konsequenz eines überdeutlichen Ratsbeschlusses für eine Dreizügigkeit eingereicht worden; komme jetzt ein Antrag auf Reduzierung, dann drohe erneuter Zeitverlust für die gewünschte Gemeinschaftsschule. Christiane Mattheier (SPD) und GALL-Frühwirt waren überzeugt, dass die städtischen Schülerzahlen ausreichten, um eine Dreizügigkeit zu gewährleisten. Dafür spreche, so der OB, auch der hohe Migrationsanteil an der Bevölkerung. Dass sich Heidelberg und Wiesloch gegen das St. Ilgener Schulprojekt ausgesprochen haben, sah Reinwald den schulischen Defiziten in beiden Städten geschuldet.