Von Anja Hammer
Eppelheim. Der Entwurf steht. Das Fachbüro "Bioplan – Gesellschaft für Landschaftsökologie und Umweltplanung" hat im Auftrag der Stadt ein Biotopvernetzungskonzept erstellt. Den Entwurf haben bislang lediglich die Verwaltung und die Gemeinderäte gesehen. Letztere sollten bei ihrer jüngsten Zusammenkunft eigentlich nur ihr Einverständnis für die einmonatige Offenlage geben.
Doch es kam anders: In der gemeinderätlichen Diskussion wurde deutlich, wie viel Zündstoff in diesem Konzept steckt. Die Reaktionen reichten von Lob in den höchsten Tönen bis hin zu niederschmetternder Kritik.
Nach Angaben von Bauamtsleiter Michael Benda beschäftige das Biotopvernetzungskonzept Eppelheim schon seit 2004. Nach längerer Pause seien die Planungen dann 2017 unter Bürgermeisterin Patricia Rebmann wieder aufgenommen worden. Seither sei mit den Betroffenen gesprochen worden; die Ergebnisse würden noch in den Maßnahmenplan eingearbeitet werden. Das Plangebiet umfasst die Felder im westlichen und südwestlichen Teil der Gemarkung. Benda stellte aber auch klar: "Wir können die Eigentümer nicht dazu zwingen, mitzumachen." Um was es genau ging, das blieb während der gesamten Diskussion weitestgehend unklar.
Isabel Moreira da Silva (Grüne) hatte das Konzept gesehen und fand: "Es ist so ziemlich das Tollste, das ich in meiner langjährigen Gemeinderatstätigkeit gesehen habe." Es sei "ambitioniert, aber machbar". Gleichzeitig brachte sie aber auch einige Anregungen ihrer Fraktion vor: So sollten nach Ansicht der Grünen die Maßnahmen "nicht nur auf die Schultern der Landwirte gestellt werden" – was von der anderen Seite des Räterunds von Horst Fießer (CDU) mit einem trocken-ironischen "Juhu" kommentiert wurde.
Auch sollte der Bahndamm in das Konzept aufgenommen werden und die Stadt sollte für externes Fachwissen dem Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar beitreten sowie mehr Möglichkeiten für bürgerschaftliches Engagement im Naturbereich schaffen. Was den Grünen aber besonders wichtig war: eine Informationsveranstaltung für Bürger – und zwar noch vor der Offenlage.
Diese Anregung unterstützte auch die CDU/FDP-Fraktion. "Umweltschutz geht uns alle an", sagte deren Sprecher Trudbert Orth. Seine Fraktion sei froh, dass das Konzept nach den Verzögerungen wieder angegangen werde.
Sein Fraktionskollege Horst Fießer trat derweil als Obmann der Eppelheimer Landwirte auf – und denen scheint das Konzept gehörig zuwider zu sein. "Der Zielplan würde einen Flächenverlust von 25 Hektar für die Landwirte bringen", so Fießer. Von den 240 Hektar Plangebiet seien 180 Hektar landwirtschaftliche Fläche, der Eppelheimer Wald werde nicht einmal im Plan aufgeführt.
"Wir Landwirte sind bereit, etwas für den Naturschutz zu tun – wir brauchen aber auch unsere Grundlagen", sagte Fießer weiter. Er gab zu bedenken, dass gerade in Zeiten des Klimaschutzes die regionale Produktion wichtig sei; sonst würden die Lebensmittel von anderswo exportiert werden und der Raubbau an der Natur dort lasse sich nicht kontrollieren.
Die Worte des Landwirts verfehlten ihre Wirkung nicht. "Ich habe das Gefühl, wir sollten die Planer einladen", meinte Bürgermeisterin Rebmann. Doch um das Konzept nun nicht erneut dem Stillstand zu überlassen, schlug sie vor, die Offenlage auf zwei Monate zu verlängern.
Von 7. Januar bis 3. März wird das Biotopvernetzungskonzept im Rathaus ausliegen und jeder kann in dieser Zeit Anregungen und Einwände vorbringen. Dieser Vorschlag wurde von einer Mehrheit des Gemeinderates gutgeheißen. Dagegen stimmten Landwirt Fießer, Volker Wiegand (beide CDU), Jürgen Sauer und Bernd Binsch (beide EL).