Thomas Ax auf dem Balkon seines Hauses in Kleingemünd mit Blick auf die Altstadt. Foto: Moll
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Er ist der Mann, über den zur Zeit die Stadt spricht - und das nicht erst seit der Attacke seiner Hunde auf den Kater "Binx" von Stadtrat Steffen Wachert: Thomas Ax. Vor einem Jahr ging der 51-jährige Rechtsanwalt mit seiner Initiative "Neckargemünd im Aufbruch" an die Öffentlichkeit und sorgte mit dem Slogan "Neckargemünd ohne Volk" - so heißt bekanntlich der Bürgermeister - für Wirbel. Mit seinen Bauprojekten wie der Erweiterung des früheren Gasthauses "Schwanen" stößt Ax auf Widerstand.
Zuletzt wurde er von Wachert öffentlich im sozialen Netzwerk Facebook und in einer Sitzung des Gemeinderates scharf attackiert, weshalb Ax Strafanzeige erstattete. Die RNZ sprach mit ihm.
Herr Ax, Sie stehen derzeit massiv in der Kritik.
Ich brauche das nicht, kann es aber gut aushalten. Es ist ein rauer Wind. Herr Wachert sollte Amt und persönliche Befindlichkeit trennen. Es ist nicht so, dass Herr Wachert und ich uns nicht leiden können. Es gibt auch keinen Streit. Aber ich kann sein Verhalten nicht gutheißen und muss dagegen vorgehen. Von ihm gehen Angriffe unter der Gürtellinie aus. Dass er den Gemeinderat und sein Amt missbraucht, ist bemerkenswert. Und dass sich der populistische Herr Volk trotz Aufforderung durch uns nicht distanziert, war zu erwarten. Es ist so schädlich, zerstörerisch und nicht zielführend. Verleumdung, Fake News, Wut und Hass dürfen in Neckargemünd nicht zu Tugenden werden. Herr Wachert will um jeden Preis gewinnen. Am Ende verlieren wir alle.
Woher rührt der Streit zwischen Ihnen und Wachert?
Ich habe kein Problem mit Herrn Wachert. Auch wenn ich persönlich mit seiner Verhinderungs- und Behinderungspolitik nicht einverstanden bin. Herr Wachert hat keine Vorstellung und keine Vision, wie Neckargemünd aussehen soll. Er hat kein einziges Projekt angestoßen oder durchgeführt. Sein Thema ist, dass irgendwo ein Poller fehlt. Dafür hat er - wie viele Mitglieder des Gemeinderates - alle aufkommenden Initiativen behindert. Ich habe immer den direkten Kontakt gesucht und stehe immer auf freundlich-zugewandte Art für Gespräche zur Verfügung. Ich habe nie unangemessen reagiert und mich abfällig geäußert.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Ich bin nicht wütend und resigniere auch nicht. Ich werde mich nicht zurückziehen. Mein Ziel ist eine bessere Zukunft für Neckargemünd. Ich will "Neckargemünd im Aufbruch" etablieren. Über 200 Personen haben verbindlich zugesagt, sich zu beteiligen. Ich halte die Amtsführung von Herrn Volk für desaströs und bin nie einer Meinung mit ihm. Er gibt mir auch nicht mehr die Hand. Mir werden Interna aus der Stadtverwaltung zugetragen. Ich vertrete als Anwalt auch Mitarbeiter der Stadt, die in loser Schlange vor meiner Kanzlei stehen. Dabei geht es um Status und Vergütung, Diskriminierung und Ausgrenzung.
Können sie darauf näher eingehen?
Nein. Ich gebrauche bewusst diese Begriffe, um die genauen Sachverhalte nicht erkennbar zu machen.
Trotz viermaliger Ablehnung des Gemeinderats will Thomas Ax seine Pläne für das Gasthaus "Zum Schwanen" vorantreiben. Foto: Alex
Anderes Thema: Die Erweiterung des "Schwanen" ist umstritten. Der Gemeinderat hat Ihre Pläne mehrmals abgelehnt. Die Nachbarn protestieren.
Ich kann den Protest verstehen und freue mich sogar darüber. Wir hatten alle Nachbarn eingeladen, sich zu informieren und zu diskutieren. Die meisten fanden das Projekt gut. Die Diskussion wird nicht offen und ehrlich geführt. Es ist eine Frage des Stils. Statt zu diskutieren werden Plakate aufgehängt. Es wird einfach behauptet, dass die Kastanienbäume fallen würden, was gar nicht stimmt. Klar ist: Unter der geplanten Größe ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich. Alle Wünsche des Gemeinderats wurden erfüllt. Wir haben bisher fast 100.000 Euro für Genehmigungen, Anträge, Pläne und Gutachten ausgegeben und wissen, welches Hotelangebot funktionieren könnte. Mehr kann man nicht machen.
Wenn Bauvorhaben im Gemeinderat vorgestellt werden, ist es üblich, dass der Bauherr für Fragen zur Verfügung steht. Warum waren Sie nie da?
Ich will diese Bühne nicht. Ich bin immer erreichbar. Wir hatten die Gemeinderäte eingeladen, sich zu informieren. Aber niemand ist gekommen. Nun soll das Landratsamt entscheiden. Der Gemeinderat war erkennbar von Eigeninteressen geleitet. Wenn wir keine Zustimmung bekommen, ist auch ein Abriss denkbar. Ich ernte nur Widerstand, obwohl ich mich an Recht und Gesetz halte.
Der Nachbar Ihres Privathauses kritisiert öffentlich, dass Sie sein Bauvorhaben behindern.
Vor einem Jahr wurde das Einfamilienhaus auf seinem Grundstück abgerissen. Stattdessen ist nun ein großes Vier-Familien-Haus geplant. Das gibt es hier in der ganzen Gegend nicht. Bei einem Neubau muss ein Abstand von 30 Metern zum Wald eingehalten werden, der für Bestandsgebäude nicht gilt. Das Landgericht hat im Mai das Bauen untersagt. Durch die Baugrube sind bereits Risse an meinem Haus entstanden. Die Sicherungsmaßnahmen sind nicht ausreichend. Mir geht es darum, dass geltendes Recht eingehalten wird. Ich muss bei der von mir geplanten Kindertagesstätte auch den Waldabstand einhalten.
Haben Sie Verständnis für die Kritik an Ihnen?
Es wird oft der Eindruck erweckt, ich könnte mit Geld alles machen. Ich werde nur drei meiner Gebäude vererben. Der Rest geht in eine gemeinnützige Stiftung, die sich um Umweltprojekte wie die Renaturierung und Beschwimmbarkeit des Neckars kümmern wird. Ich engagiere mich sozial und habe mich mit den Grünen dafür eingesetzt, dass die aus Neckargemünd abgeschobene Krankenschwester wieder früher nach Deutschland kommen darf. Ich bin kein Luxusmensch, sondern mache drei Wochen Urlaub an der Nordsee. Ich habe kurz studiert und war der jüngste Professor, hatte immer nur wenig Freizeit. Ich habe mir den Neid hart erarbeitet.