Von Christoph Moll
Neckargemünd/Heidelberg. Gegenwind aus der kleinen Nachbarstadt: Der Neckargemünder Gemeinderat hat in seiner öffentlichen Sitzung am Dienstagabend mehrheitlich Nein zu möglichen Windrädern auf Heidelberger Gemarkung gesagt. Und das noch kurz bevor der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim am heutigen Donnerstag um 18 Uhr im Kirchheimer Bürgerzentrum zu einer Informationsveranstaltung einlädt. Dieser ist für die Planung zuständig.
Wie Bürgermeister Horst Althoff sagte, sei die Stadt Neckargemünd zwar selbst nicht Mitglied des Nachbarschaftsverbandes, werde aber im Rahmen des Beteiligungsverfahrens um eine Stellungnahme gebeten. Von den 17 "Konzentrationszonen", in denen Windräder gebaut werden könnten, seien zwei in der Nähe zu Neckargemünd auf Heidelberger Gemarkung, erklärte Wolfgang Ansorge vom Stadtbauamt. Dabei handelt es sich um den "Lammerskopf" (Zone 14) und den "Krausstein" (Zone 15). Der Lammerskopf liegt östlich von Ziegelhausen auf der Passhöhe zu Schönau. Dort könnten auf einer langen und schmalen Fläche von 90 Hektar fünf Windräder Platz finden. Aus zwei Teilflächen besteht die 66 Hektar große Zone "Krausstein". Diese würde auch Platz für fünf Windräder bieten. Beide Zonen liegen in Landschaftsschutzgebieten.
"Neckargemünd sollte nicht in die Rüstung des Don Quijote schlüpfen und gegen Windräder kämpfen", meinte Hermino Katzenstein (Grüne). Man müsse auch einen Beitrag leisten. Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Windräder sei nicht wegzudiskutieren, aber das sei Geschmackssache. Er gab zu bedenken, dass es nicht um große Windparks wie in Norddeutschland gehe.
Frank Volk (Freie Wähler) meinte, dass Neckargemünd mit der Nutzung der Wasserkraft an Neckar und Elsenz bereits viel tue. "Ich kann nachvollziehen, dass Heidelberg sein Schloss schützen möchte, aber auch wir haben ein Landschaftsbild zu verlieren." Er sei nicht gegen Windenergie, aber man müsse schauen, wo sich Windräder auch wirtschaftlich lohnen, sagte Volk. Und das sei hier nicht der Fall. Sein Fraktionskollege Giuseppe Fritsch sagte, dass am Lammerskopf Uhus, Rotmilane und Wanderfalken vorkommen. "Wir dürfen diesen Arten nicht den Lebensraum nehmen." Auch er kritisierte die fehlende Wirtschaftlichkeit. "Wenn es sich nicht rechnet, stellt auch keiner ein Windrad hin", meinte dazu Walter Berroth (SPD).
Die Frage sei, ob man optisch eine Zerschneidung des Landschaftsbildes zugunsten des Klimaschutzes in Kauf nehmen möchte, sagte Bürgermeister Althoff. Man müsse auch auf die Bevölkerung hören. Althoff erinnerte daran, dass vor einigen Jahren 975 von 1200 Mückenlochern sich an einer Unterschriftenaktion gegen drei Windräder beteiligt hätten. "Ich glaube, dass Windräder mehr Schaden in der Bevölkerung anrichten als sie bringen." Er sei "klar und zu 100 Prozent" gegen die beiden Standorte. Petra Groesser (Grüne) meinte dazu, dass "die Bevölkerung heute weiter ist" und inzwischen ein anderer Geist herrsche. Es gehe nur um "läppische fünf Anlagen".
In einer namentlichen Abstimmung, bei der das Votum jedes Stadtrates festgehalten wurde, stimmten bei jeweils einer Enthaltung elf gegen und acht für den "Lammerskopf" sowie zwölf gegen und sieben für den "Krausstein".
Im Gebiet des Gemeindeverwaltungsverbandes Neckargemünd sind übrigens vier Zonen in der Diskussion. Hier ist die Planung aber noch nicht so weit gediehen.