Von Nikolas Beck
Leimen. Sie prägte über Jahrzehnte den Ortseingang der Großen Kreisstadt. Die alte Zementwerksbrücke über der Rohrbacher Straße (L 594). Tausende Autofahrer bekamen Tag für Tag den weißen Schriftzug auf grünem Hintergrund vor Augen geführt: "Heidelberg Cement". Eine andere Aufgabe hat die Brücke aber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Und auch diese nur noch bis Freitagabend. Denn dann wird die ehemalige Förderbrücke abgerissen.
"Schade drum", sagt Elke Schönig, Pressesprecherin bei HeidelbergCement. Schließlich sei das Unternehmen durch die Brücke immer auf den ersten Blick erkennbar gewesen. Doch im Zuge der umfassenden Arbeiten für das neue "HeidelbergCement Technology Center" (HTC) hatte es einfach keinen Sinn mehr gemacht, die alte Brücke zu erhalten. Gegenüber dem Werk in unmittelbarer Nähe zum Portland Forum werden hier ab Ende des Jahres 170 Mitarbeiter an der Zukunft des Baustoffs Zement arbeiten.
Schönig erklärt: Für das HTC lege man gerade neue Parkplätze an. Durch diese habe man die dortige Böschung abtragen müssen, wodurch die Brücke mit dem nun völlig frei stehenden Pfeiler als Entreé einfach nicht mehr schön aussähe. Projektleiter Marcus Konecki ergänzt: "Ohne die Böschung ist jetzt sichtbar, dass es eine ,tote’ Brücke ist." Außerdem herrsche auf der dortigen Querstraße Oberklamm durch die neuen Parkplätze künftig viel Verkehr. Die massiven Brückenpfeiler sehen also nicht nur unschön aus, sie versperren auch ein Stück weit die Sicht. Konecki: "Das ist dann auch eine Frage der Sicherheit."
Es wird wohl ein bisschen dauern, ehe sich die Leimener an den neuen - brückenlosen - Ortseingang gewöhnt haben. Schließlich wurde an dieser Stelle bereits seit 1895 über eine Vorgängerbrücke per Lorenwagen der Kalkstein vom Steinbruch ins Werk transportiert. Die ursprüngliche Brücke war am 30. Juli 1960 abgebrochen worden und durch eine Bandbrücke ersetzt. Über diese lief bis zur Stilllegung des Steinbruchs im Jahr 1969 das Material per Gurtförderanlage direkt in die Mahltrocknungsanlage des Werkes. Seither dient sie nur noch als Werbefläche für den Firmennamen: 1938 wurde sie mit dem damaligen Namen "Portland-Zementwerke Heidelberg" beschriftet. 1973 wurde der Schriftzug zum 100. Firmenjubiläum durch "Heidelberger Zement" ersetzt. Den aktuellen - und letzten - Anstrich erhielt die Brücke 2013.
Für den Abriss muss die Straße am Freitag, 13. Mai, ab 22 Uhr gesperrt werden. Die 21,75 Meter lange und 2,85 Meter breite, freitragende Bandbrücke wird dann angehoben, zur Seite gelegt, in zwei Teile geschnitten und direkt auf Tieflader geladen und abtransportiert, erklärt Konecki. Dies werde etwa zwei bis drei Stunden dauern, schätzt der Projektleiter. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, erfolgt die Vollsperrung zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens ab der Einmündung des Stralsunder Rings in Leimen und geht bis zur Kreuzung L 600/Im Breispiel auf Heidelberger Gemarkung. Eine Umleitung wird ausgeschildert. Der Straßenbahnverkehrt wird aufrechterhalten.
Ganz verzichten wird HeidelbergCement auf seine "Reklame" am Firmenstandort aber nicht. Etwa auf Höhe eines der momentanen Brückenpfeiler soll demnächst eine Stele entstehen. Außerdem plane man unter anderem, das neue Gebäude in der Dunkelheit im Firmengrün anzustrahlen, verrät Elke Schönig.