Karl Rühl. Archivfoto: Alex
Nußloch. (axe) Bürgermeister Karl Rühl hört auf. Nicht jetzt sofort - sondern erst zum Ende seiner regulären Amtszeit am 28. Februar kommenden Jahres. Dann aber wird der Rathauschef definitiv seinen Stuhl räumen: Ein erneutes Mal werde er nicht für die Verwaltungsspitze kandidieren, gab der 55-Jährige in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am späteren Mittwochabend bekannt.
Bis dahin hatte das Gremium den größten Teil der 16 Tagesordnungspunkte bereits sachlich-unaufgeregt hinter sich gebracht. Genauso unaufgeregt teilte Karl Rühl in knappen Worten mit, dass er für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehe, als die Mandatsträger lediglich den vorgeschlagenen Termin für die Bürgermeisterwahl und die Höhe der Wahlhelferentschädigung absegnen sollten. Nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit seiner Familie habe er sich zu diesem Schritt entschlossen, ließ er Rat und Zuhörerschaft wissen. Das war’s: Finale furioso.
Was hat Karl Rühl zu diesem Schritt bewogen? Vor gut 15 Jahren hatte er sich nicht nur gegen Amtsinhaber Ernst Bauch, sondern auch drei weitere durchaus populäre Mitbewerber im zweiten Wahlgang der verbliebenen vier durchgesetzt. Acht Jahre später blieb Rühl ohne Gegenkandidat. Und wenn ihn nun jemand herausgefordert hätte, wären die Chancen auf eine dritte Amtszeit in Nußloch sicher aussichtsreich gewesen.
Die RNZ hakt nach: "Eine Gemeinde wird nie fertig - jetzt sollen das andere machen", sagt Rühl. Da ist jemand, der sein Ziel erreicht hat, der mit sich im Reinen ist. Er sei seinerzeit gerade auch mit dem Vorsatz angetreten, die hoch verschuldete Kommune finanziell zu sanieren. Was ihm unstrittig gelungen ist: Die Darlehenslast ist tragbar, die Sparbücher sind prall gefüllt.
Möglich wurde das nicht nur durch die Ausweisung von Bauland. Abgebaut wurde heftig beim Personal - auf zwei Drittel ihrer vormaligen Dicke schrumpfte die Personaldecke unter seiner Ägide zusammen. Ein Mitarbeiterabbau, den er selbst "klaglos mitgetragen" habe, wird der 55-Jährige deutlich. Die aufgelaufenen Urlaubstage würden für ein Sabbatjahr reichen: Karl Rühl, der Macher, der schon in der Jugend mit Fußball Geld verdiente, sich von einer schweren Sportverletzung zurückkämpfte und nach dem Abitur in Östringen auch bei harter Arbeit die Hände schmutzig machte. Und Karl Rühl, der Ehrgeizige, der schon in Dossenheim angestellt wurde, bevor er seine Prüfungen zum Diplom-Verwaltungswirt komplett abgelegt hatte, und der davor während der Wartesemester fürs Fachhochschulstudium in Mathematik und Physik eingeschrieben war. Der nach dem Abschluss an der sogenannten Bürgermeisterschmiede direkt verbeamtet, stellvertretender Hauptamtsleiter und später Chef des zentralen Bereichs für Technik und Planung in Dossenheim wurde. 16 Jahre wirkte Rühl hier - genauso lange wie nun als Ortsoberhaupt von Nußloch. Sein Kreistagsmandat für die CDU will er übrigens erst einmal behalten.
Dass der Beruf des Bürgermeisters bei aller Begeisterung und bei aller Strahlkraft auch seine Schattenseiten hat, ist Allgemeingut. Der Gestalter wird nicht selten zum Getriebenen. Und das Private steht hintan. Dahin wird sich Rühl nunmehr zurückziehen, erklärt er. Sich um allzu lange Aufgeschobenes kümmern, daheim in Mühlhausen, sich der Familie über alle Generationen widmen. Von "vielen Versäumnissen" spricht er in diesem Zusammenhang: Karl Rühl, der Kritische.
Um den ursprünglichen Inhalt des Tagesordnungspunktes nicht zu vergessen - den setzten die Bürgervertreter ohne Aussprache per einhelligem Votum um. Demnach wird am 3. Dezember dieses Jahres gewählt, ein eventueller zweiter Urnengang wurde für den 17. Dezember anberaumt. Die Bewerbungsfrist endet am 7. November um 18 Uhr, im Falle einer Nachwahl am 6. Dezember um 16 Uhr.