Wort-, Musik- und Zauberkünstler

Oliver Steller begeistert Mosbacher Grundschüler

Was Worte können, oder: Auswendiglernen leicht gemacht: Das Multitalent erweckte Worte zum Leben.

21.10.2021 UPDATE: 22.10.2021 03:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Was Worte können, vermittelte Oliver Steller einem jungen Publikum in vielfacher und begeisternder Weise im Rahmen der Buchwochen in der Mediathek. Foto: U. Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Er ist ein Multitalent in Sachen Musik, Literatur und Fotografie und erklärt es schlicht so: "Kreativität sucht sich ihren Weg." Der hat Oliver Steller nun nach Mosbach geführt, in die Mediathek, vor zweimal volles Haus. Mosbacher Grundschulkinder konnten im Rahmen der Buchwochen hören, erleben und mitmachen, dass Gedichte überhaupt nicht angestaubt sind. Denn wenn Steller mit "seiner Gitarre Frieda spielt, singt, rappt, zaubert und Quatsch macht, leben Gedichte auf und zeigen, was sie können", so war das Programm angekündigt worden.

Barbara Thum, die die Kinderbibliothek in der Mediathek leitet, kündigte den Gast aus Köln vor zweimal gut 70 Kindern an und verriet auch, dass die "Lesung für Schulklassen" durch die Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen des Regierungspräsidiums sowie durch das vom Bund initiierte Programm "Neustart Kultur" ermöglicht wurde.

Beides sagte den Mädchen und Jungen sicher wenig, doch gehört es mitgeteilt, denn ohne diese Unterstützung wäre es wohl nur schwerlich möglich, einen wie Oliver Steller in den Odenwald zu holen. Weshalb auch die Volksbank Mosbach an dieser Stelle als Förderin der Buchwochen genannt wird. Was die jungen Zuhörer jedoch sehr wohl verstanden, war, was der musizierende und rezitierende Gast ihnen zweimal eine Stunde lang bot. Lyrik steht nicht als Unterrichtsfach auf dem Grundschulplan und Auswendiglernen bei den Erst- bis Viertklässlern wohl eher nicht hoch im Kurs. Mit Olli in der Mediathek fiel es ganz leicht. Gehören doch Mitsingen- und -sprechen und Klatschen ausdrücklich zum Programm des 54-Jährigen.

Was auch gleich mit Beginn der Veranstaltung umgesetzt wurde. Um "Nichts als Worte" geht es im ersten Song und in allen anderen auch. Oliver Steller erweckt sie zum Leben. Er spricht sie aus, er raunt und flüstert, er singt und röhrt, er verdreht Buchstaben und schneidet Grimassen, er zaubert und zeichnet, er versetzt sein junges Publikum in laute Begeisterung und holt es mit hingehauchter Poesie auch wieder runter. Und lässt sich dabei von Frieda, der Gitarre, begleiten. Denn von den modernen, witzigen wie nachdenklich machenden Texten hat Steller viele vertont.

Oft werden die Kinder, aber auch die anwesenden Lehrerinnen sowie die Mitarbeiterinnen der Mediathek ins Programm einbezogen, mitgerissen, weil sich das auch ohne Worte ergibt. Mal dürfen die Kids eigene Zungenbrecher zum Besten geben, mal ist ein Refrain so schnell im Gedächtnis, dass der ganze Saal mitreimt: "Hä? Wie? Verflixt noch mal, wie war das noch? Im Gedächtnis ist ein Loch." Ganz und gar nicht löchrig jedenfalls war das kollektive Gedächtnis bei diesem Gedicht. Und nicht nur Gedächtnisleistung zeigte Steller, der sowieso alles frei sprach, beim "Kindergeburtstagszungenbrecher", bei dem alle Wörter mit K beginnen. Auf eine in Normalgeschwindigkeit gesprochene erste Version folgte eine schnellere, eine noch schnellere und noch schnellere. Doch der Rezitator brach sich nicht die Zunge. Atemlos verfolgten die Kinder die Zungenakrobatik, konnten kaum genug kriegen, bis der Sprecher daran erinnerte, dass er nicht Schneller, sondern Steller heiße …

Was Worte können: Nach einer Stunde und Fragerunde und einer Zugabe musste der erste Schwung Kinder in die Schule zurück, um dem nächsten Platz zu machen. "Wenn sie dort das nächste Mal das Wort ,Gedicht‘ hören und die grüne Lampe angeht", dann sieht Oliver Steller sein Ziel erreicht. Er selbst habe seine Liebe zur Literatur nach der Schule wiederentdeckt. Sie zu vermitteln und Freude an der Sprache zu wecken, das hat er sich vorgenommen. In Mosbach ist es gelungen. Und noch etwas ist gelungen: Mediatheksleiter Raimar Wiegand war "glücklich", endlich wieder ein volles Haus gehabt zu haben.

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