Der Schriftzug ist noch immer da, die Volksbank Mosbach aber schon seit 1985 schräg gegenüber in der Hauptstraße zu finden. In 150 Jahren Bankgeschichte hat sich auch baulich viel verändert, die Hauptstraße 9 (unsere Aufnahme) war von 1956 bis 1985 die Heimat des ehemaligen „Vorschußvereins“. Archiv-Foto: zg
Von Peter Lahr
Mosbach. Er schrieb Leserbriefe und appellierte an die "Staatsbürgerlichen Einwohner". Er berichtete in Anekdoten und in einer Artikelserie über sein "Projekt". Endlich konnte Adam Steiner (1837-1882) am 14. März 1869 im "Odenwälder Boten" zur Gründung eines "Vorschußvereins" einladen. Am 11. April des Jahres war es dann so weit. Im Mosbacher Rathaussaal kamen 171 Gründungsmitglieder zusammen und legten den Grundstein für eine genossenschaftlich organisierte Bank, die kleinen und mittelständischen Landwirten, Handwerkern, Händlern und Gewerbetreibenden finanziell zur Seite stehen sollte. 150 Jahre später blickt die Volksbank Mosbach nicht nur auf ihre Geschichte zurück. Pünktlich zum Jubiläumsjahr organisierte man zudem ein abwechslungsreiches Aktionsprogramm - und will die Mosbacher Kundenhalle zeitgemäß(er) gestalten.
Als Antwort auf die im 19. Jahrhundert allgegenwärtige Soziale Frage hatten sich die beiden Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch die Grundsätze der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf ihre Fahnen geschrieben. Erste genossenschaftliche Hilfsvereine entstanden bereits 1847. Nachdem 1864 in Berlin die erste Deutsche Genossenschaftsbank entstand, sollte es nur mehr drei Jahre dauern, bis auch in Baden Genossenschaftsverbände entstanden. Die Anfänge in Mosbach waren recht bescheiden. So bildete ein Wohnzimmer die erste "Bankhalle". Doch bereits nach einem Jahr zählte der hiesige "Vorschußverein" 420 Mitglieder und bezifferte die Bilanzsumme auf 65.000 Gulden. Kein Wunder, dass man bald in die Hauptstraße 9 umzog, wo in zwei Schalterräumen regelmäßige Dienststunden angeboten werden konnten. Eine rasante und kontinuierliche Aufwärtsentwicklung hielt bis zum Beginn des ersten Weltkriegs an; 1914 zählte man 3817 Mitglieder.
Die 1920er-Jahre führten zu Stagnation; Stichwort: Inflation und Weltwirtschaftskrise. Die "Vereinsbank", wie sie seit 1924 hieß, wurde 1933 gleichgeschaltet, zehn Jahre später zur "Volksbank" umfirmiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Mosbacher Neustart "ohne nennenswerte Vermögenswerte". 1948 zählte man 1217 Mitglieder und verfügte über eine Bilanzsumme von 748.000 DM. Der schwierigen Aufbauphase folgte auch hier ein "Wirtschaftswunder". Neue Räumlichkeiten künden hiervon, sowie diverse Fusionen und Umbenennungen. In der Folge stieg die Zahl der Filialen. Der technische Fortschritt machte auch vor dem Bankensektor nicht Halt.
Auch baulich gab es einige Veränderungen: Aufgrund von Kapazitätsgrenzen begannen 1952 die Planungen für einen Neubau in der Hauptstraße 9, der 1956 bezogen werden konnte. Platz brauchte man in der Folge aber noch mehr, Baubeginn in der Hauptstraße 16 war im Februar 1983. Im April 1985 siedelte die Volksbank in das heutige Bankgebäude um. Elf Jahre später wurde dann das "Steinerhaus" eingeweiht. Ein preisgekrönter Bau für Kommunikation. "Offenheit, Service und Erlebnis", so das neue Leitbild der Volksbank, wurde für die Neugestaltung der Kundenhalle zur Grundidee. Zahlreiche Ausstellungen - einst sogar mit leibhaftigen Automobilen - künden von der Umsetzung des Konzepts von der "Erlebnisbank".
Um das ehrenamtliche Engagement in der Region weiter zu fördern, initiierte die Volksbank 2002 die "Bürgerstiftung für die Region Mosbach". Zur mitgliederstärksten Energiegenossenschaft im "Ländle" entwickelte sich zwischenzeitlich die 2011 gestartete "Genossenschaft Energie + Umwelt Neckar-Odenwald-Main-Tauber". Schon zehn Jahre vor dem Jubiläum bestieg die Volksbank das Siegertreppchen als "Bank des Jahres".
Dieses Jahr begannen die Feierlichkeiten mit einer interaktiven Ausstellung zum Thema "Geldanlage" sowie einem groß angelegten Wasserball-Fotowettbewerb (bei dem man sich möglichst kreativ mit einem Voba-Wasserball ablichten soll). Ab 20. Mai zeigt die Kundenhalle die regionalen Gewinnerbilder vom Internationalen Jugendwettbewerb. Am 15. Mai wird zum Fachvortrag über "Verschenken und Vererben" eingeladen; am 5. Juni zur Vertreterversammlung. Eine "Unternehmer-Akademie" mit Axel Liebetrau (24. Juni), die Wirtschaftsschau "Faller und die Füenf" (10. Oktober) sowie eine "Ladies Night" im "fideljo" (16. Oktober) bilden weitere Jubiläums-Höhepunkte.
Info: www.vb-mosbach.de/JubiTermine