Von Alexander Rechner
Mosbach. Sie wachen Tag und Nacht über die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Region – auch in Zeiten der Coronakrise: Die Polizisten des Mosbacher Reviers. Sie haben keine Angst, die Gefahr gehört zu ihrer Tätigkeit. Mosbachs Revierleiter Achim Küller sorgt mit seinen Kollegen für Ordnung und die Einhaltung der Corona-Regeln. Wie oft es zu Verstößen über Ostern kam und wie sich Kriminalität und polizeiliche Arbeit während der Pandemie verändert, erläutert der Mosbacher Polizeichef im Interview.
Herr Küller, wie sehr belastet die Corona-Pandemie die Mosbacher Polizei?
Wenn man von Belastung spricht, muss man in der aktuellen Situation von zweierlei Belastungen sprechen. Zum einen die physische und zum anderen die psychische. Was die Einsatzbelastung betrifft, so hat sich diese merklich verändert. Die Anzahl der Verkehrsunfälle ist zurückgegangen. Auch die Körperverletzungsdelikte sind mangels Festivitäten geringer geworden. Aber natürlich stellt jeder Einsatz aktuell für uns eine gesteigerte psychische Belastung dar, da man sich im täglichen Einsatz auch einem Ansteckungsrisiko aussetzt.
Das öffentliche Leben steht auch in der Region weitestgehend still. Welche Folgen hat das für die Arbeit der Polizei im Mosbacher Revier?
Es hat in der Tat eine Verlagerung hin zu mehr polizeilicher Präsenz gegeben. Wir sind verstärkt zu Fuß oder mit dem Dienstwagen auf Streife, um in der momentanen nicht alltäglichen Situation dem gesteigerten Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach Sicherheit nachzukommen. Über das Osterwochenende waren wir täglich mit zusätzlichen Streifen unterwegs. Auch Kolleginnen und Kollegen, die eigentlich ein verlängertes Wochenende gehabt hätten, waren im Rahmen der Präsenzstreifen im Einsatz.
Die Corona-Pandemie führt zu vielen Einschränkungen: Die Beamten des Mosbacher Polizeireviers kontrollieren verstärkt die Einhaltung der Corona-Verordnung. Über Ostern war die Polizei täglich mit zusätzlichen Streifen unterwegs, erklärt Revierleiter Achim Küller. Fotos: A. RechnerWie gut haben die Menschen in der Region die neuen Vorschriften über Ostern befolgt?
Zunächst möchte ich die Bürgerinnen und Bürger im Kreis loben, was die Einhaltung der Corona-Verordnung betrifft. Natürlich hatten wir während des Osterwochenendes vereinzelt Verstöße festgestellt und werden diese auch sanktionieren. Neben Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten im einstelligen Bereich und Platzverweisen können wir aber ein positives Resümee ziehen.
Trotz des herrlichen Wetters von Freitag bis Sonntag hielt sich der überwiegende Teil der Bevölkerung an die Kontaktsperren. Dort, wo man dies nicht tat, wurden belehrende Gespräche geführt, gegebenenfalls Platzverweise ausgesprochen und die Ansammlungen aufgelöst. Dabei erhielten wir zahlreiche Anrufe mit Hinweisen auf angebliche Verstöße. Entweder konnten beim Eintreffen der überprüfenden Streife keine Personen mehr angetroffen werden oder es handelte sich um Familien, die im selben Hausstand leben.
Gab es besondere Vorkommnisse?
Am Karsamstag wurden uns tumultartige Szenen in einem Lebensmittelmarkt mitgeteilt. Aufgrund der bevorstehenden beiden Feiertage war dieser Markt sehr gut besucht. In einem Gespräch mit der stellvertretenden Filialleiterin wiesen meine Kollegen auf die Einhaltung der Bestimmungen hin.
Dann war es eher ruhig, oder gab es sonst noch was?
In Neckarelz auf dem Messplatz trafen die Kolleginnen und Kollegen wiederholt auf mehrere Fahrzeuge, deren Fahrer sich dort versammelt hatten. Zum Teil handelte es sich um Angehörige der sogenannten Tuningszene. In einem Fall standen zwei Sisha-Pfeifen zwischen den Fahrzeugen und wurden von den anwesenden Personen auch entsprechend zum Rauchen genutzt. Da es sich um weniger als 15 Personen handelte, war noch der Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit erfüllt, und es wurden entsprechende Anzeigen gefertigt.
Negative Vorkommnisse, in welchen die kontrollierenden Beamtinnen und Beamten beleidigt, bespuckt oder tätlich angegriffen wurden, hatten wir glücklicherweise nicht zu verzeichnen. Die Bürgerinnen und Bürger zeigen meist Verständnis für die aktuellen Regelungen.
Sie sprachen gerade davon, dass sich mehrere Fahrer versammelt haben. Welche Gruppen halten sich weniger an die Regeln?
Laut unseren Erfahrungen in den seitherigen Einsätzen handelt es sich größtenteils um Personen jüngeren Alters, hauptsächlich Jugendliche und Heranwachsende. Natürlich gibt es auch vereinzelt Verstöße Angehöriger der älteren Generation, aber überwiegend treffen wir Vertreter der jüngeren Generation an.
Wie hart greifen die Polizeibeamten dabei durch?
Dies kommt auf den Einzelfall, das Verständnis und die Einsicht des Gegenübers an. Unbelehrbaren gegenüber wird ein Platzverweis erteilt und gegen sie eine Anzeige erstellt. Stellen wir einen Verstoß fest, gehen wir besonnen, freundlich und mit entsprechendem Fingerspitzengefühl vor. Es lässt sich nämlich nicht immer vermeiden, dass sich kurzfristig drei Personen im öffentlichen Raum treffen. Ich denke hier beispielsweise an die Hundehalter, die sich beim Gassi-Gehen treffen und kurz unterhalten.
Wie gut ist die Mosbacher Polizei für diese Krise ausgestattet?
Noch nicht optimal. Es sind zwar momentan ausreichend Schutzmasken vorhanden, Schutzbrillen und Schutzanzüge aber nicht in ausreichender Menge. Vonseiten des Polizeipräsidiums Heilbronn ist man bemüht, dies zu verbessern, die Nachfrage nach Schutzausrüstungen ist aber aufgrund der Coronakrise weltweit sehr hoch. Aufgrund der fehlenden Schutzbrillen habe ich meine Mannschaft angewiesen, für alle Fälle die Einsatzhelme auf Streife mitzuführen, da diese in entsprechenden Lagen als Spuckschutz getragen werden können.
Wie sehr verschieben sich in der Coronakrise die polizeilichen Schwerpunkte?
Neben dem geringeren Aufkommen an Verkehrsunfällen, mehr in Richtung Überwachung der Corona-Verordnung und erhöhte Präsenz.
Häusliche Gewalt rückte zuletzt als Thema immer mehr in den Fokus. Wie ist denn die Situation in unserer Region?
Wir hatten zwar den ein oder anderen Fall von häuslicher Gewalt und mussten Wohnungsverweise aussprechen. Von einem signifikanten Anstieg kann aber momentan nicht gesprochen werden. Darüber hinaus ist der Zeitraum zu kurz, um dies statistisch belegen zu können.
Wie lange lässt sich der jetzige Zustand aufrechterhalten?
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Wir von der Polizei sind auf eine längerfristige Fortführung der aktuell angeordneten Maßnahmen vorbereitet. Die Beschlüsse der politisch Verantwortlichen über Lockerungen in einzelnen Bereichen sind zu begrüßen. Diese wurden meiner Meinung nach mit Bedacht vorgenommen. Eine weitreichende Lockerung würde zu einem exponentiellen Anstieg der Infektionen führen. In einem solchen Fall die Beschränkungen dann wieder einführen zu müssen, wäre sicher schwieriger und würde zu Unverständnis führen.